Fröbelstraße

Die Zukunft der Fröbelstraße 15

von Mona Linke 6. April 2020

Der Bezirk Pankow fordert seit Jahren, dass der Senat den ehemaligen Klinikstandort Prenzlauer Berg kauft. Jetzt ist klar: Das Drängen hat sich gelohnt. 


Wie ein Museumsstück steht der rot-weiße Rettungswagen im Innenhof des Klinikums Prenzlauer Berg. Starr, unbeweglich, wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Und vermutlich ist er das auch, schließlich ist die Rettungsstelle an der Fröbelstraße 15 seit zwei Jahren geschlossen. Von 2018 an wurde das Vivantes Klinikum zwischen Prenzlauer Allee und Ernst-Thälmann-Park Stück für Stück mit dem neu gebauten Vivantes Klinikum im Friedrichshain zusammengelegt, seit diesem Februar ist der Umzug abgeschlossen. Übrig geblieben ist lediglich das Medizinische Versorgungszentrum, in dem weiterhin ambulant operiert wird. 

Zur Einordnung: Es ist Ende Februar, ein kalter Donnerstag-Nachmittag. In wenigen Tagen wird das ehemalige Krankenhaus Prenzlauer Berg zur Abklärungsstelle für potentielle Corona-Infizierte erklärt werden. Dann werden Hunderte Bürger hier Schlange stehen, um sich auf den Virus testen und beraten zu lassen. An diesem Donnerstag aber ist man davon noch weit entfernt, so scheint es. Es herrscht absolute Stille zwischen den 130 Jahre alten Klinkermauern, die wirken, als wären sie vor langer Zeit in einen tiefen Märchenschlaf gefallen.

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Verkauf soll Ende des Jahres abgeschlossen sein

Doch was wird einmal aus der Fröbelstraße 15? Nun ja, vielleicht werden hier schon nächstes Jahr Schulkinder Fußball spielen. Oder sich Bezirksmitarbeiter auf den Weg zur Kantine machen. Künstler ein paar Stockwerke höher in den stillgelegten OP-Zimmern an neuen Bildern arbeiten.  

Szenarien, die nicht unwahrscheinlich sind. Denn inzwischen steht fest: Vivantes wird die Flächen an den Senat verkaufen, die Fröbelstraße 15 wird wieder Landeseigentum. Zur Erinnerung: Im Mai 2001 wurde das Krankenhaus Prenzlauer Berg mit neun weiteren städtischen Krankenhäusern zur Vivantes GmbH zusammengefasst und damit teilprivatisiert. Voraussichtlich bis Ende des Jahres werde nun der Kauf abgeschlossen sein, so Eva Henkel, Sprecherin der Senatsverwaltung für Finanzen, in deren Auftrag aktuell die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) mit dem Klinikbetreiber über den Kauf verhandelt. „Wann ein Erwerb erfolgt, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Da es hier um laufende Verhandlungen geht, können wir auch keine weiteren Details nennen”, sagt Katrin Polenz, zuständig für Marketing und Kommunikation bei der BIM. 

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2018 hat der letzte Rettungswagen das Krankenhaus angefahren. Foto: Mona Linke

 

Land springt als Vermieter ein 

Pläne gibt es allerdings reichlich für die 130 Jahre alten Backsteingemäuer. Zusammengefasst sind sie in einer Machbarkeitsstudie, die der Bezirk seit zwei Jahren hoffnungsvoll immer wieder dem Senat vorgelegt hat. Der Bezirk wünscht sich eine Mischung aus Verwaltung, Kultur, Gesundheit und Kita, und all das wäre all auch realisierbar, so das Ergebnis der Studie. 

Ohne Hilfe von oben ginge es allerdings nicht, denn im Bezirk selbst sind weder Mittel noch Kapazitäten vorhanden, ein derartiges Großprojekt zu realisieren. Und so appellierte Pankow in der Vergangenheit immer wieder an den Senat, das Grundstück zu kaufen und an den Bezirk zu vermieten. „Wir haben uns bereits mehrmals an den Senat gewandt, um die Finanzierung zu klären”, sagte Torsten Kühne (CDU), Bezirksstadtrat für Verbraucherschutz, Kultur, Umwelt und Bürgerservice in Pankow, noch vor zwei Wochen. Und: „Das werden wir auch weiterhin tun”. Unter Druck setzte die Pankower Bezirkspolitiker auch immer wieder der Gedanke, ein privater Investor könne ihnen zuvorkommen und Vivantes das Grundstück abkaufen. 

Fröbelstraße

Hier wäre reichlich Platz für neue Bezirksbüros.

 

Ambulante Versorgung im Wohngebiet 

Befürchtungen, die sich nun in Luft aufgelöst haben. Welche Vorschläge aus der Machbarkeitsstudie sich tatsächlich realisieren lassen, das muss allerdings erst noch geprüft werden. „Derzeit laufen weitere Abstimmungen mit der BIM und den Landesverwaltungen über alle noch möglichen Entwicklungspotentiale”, sagt Mischa Moriceau, Pressereferentin bei Vivantes. Gesichert ist aber immerhin schon so viel: Zur Hälfte sollen auf dem Gelände Wohnungen sowie eine Modulare Unterkunft für Flüchtlinge entstehen. Schaffen soll beides eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft, aktuell laufen Verhandlungen mit der Gewobag. 

Denkbar sei auch, das ambulante medizinische Angebot von Vivantes am Standort Prenzlauer Berg weiter auszubauen, so Moriceau. “Für die Nutzung eines medizinischen Versorgungszentrums ist es nicht zwingend erforderlich, dass der Betreiber auch Grundstückseigentümer ist”. Entstehen könnte die Ambulanz dann in nächster Nähe zu den geplanten Wohnungen, sagt Eva Henkel von der Senatsverwaltung. 

Bleibt eine zweite Teilfläche, auf der fortan der Bezirk schalten und verwalten könnte. 

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Der Bezirk wünscht sich eine Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Bildung und Kultur.

 

Schule, Kita und Bezirksbüros

Ein “Filetstück” ist das Gelände für den Bezirk vor allem, weil dort genügend Platz wäre, um auch einen Teil der eigenen Verwaltung einziehen zu lassen.  In das denkmalgeschützte Hauptgebäude, so die Idee des Bezirks, könnte das Amt für Weiterbildung und Kultur einziehen, inklusive Bezirksbüros, Bibliothek und Lager. 

Doch damit nicht genug: Auf 1200 Quadratmetern könnte eine Kita entstehen, außerdem wäre Platz für eine 10.000 Quadratmeter große Schule inklusive Pausenhof, wie die Machbarkeitsstudie ergeben hat. Und vielleicht könnte auch die Kunst einziehen in der Fröbelstraße 15: Denn immer wieder geisterte auch die Überlegung durch die Bezirksverordnetenversammlung, den Künstler*innen aus den Pankower Etagen nach Ablauf ihrer Mietverträge hier neue Ateliers zur Verfügung zu stellen. 

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So könnte das Gelände einmal aussehen.

 

Weiterentwicklung wird seit zwölf Jahren diskutiert 

Wie sich das Gelände weiterentwickeln ließe, darüber wird in Pankow übrigens schon eine ganze Weile diskutiert. Genauer gesagt: seit zwölf Jahren. So lange nämlich steht bereits fest, dass das Krankenhaus Prenzlauer Berg schließen und an das Vivantes-Klinikum Friedrichshain angeschlossen werden soll. Zu Beginn sorgte das noch für Missfallen bei Anwohnern, Bezirkspolitikern und sogar beim Vivantes Betriebsrat. 

Einige Gegner der Schließung hofften damals sogar, mit der Neubildung des Senats 2016 könnten die Pläne vielleicht doch noch gekippt und der Krankenhausstandort erhalten bleiben – schließlich wächst Pankow wie kein anderer Bezirk: 50.000 Menschen sind in den vergangenen zwölf Jahren dazugekommen. 

Was wiederum auch für den geplanten Bau landeseigener Wohnungen spricht. Im Bezirksamt Pankow jedenfalls ist man erleichtert über die neuesten Entwicklungen. „Wenn nun zum Ende des Jahres der Kauf erfolgen soll, dann freut mich das natürlich sehr”, so Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke). „Frei nach Marx würde ich sagen: ‘Die Idee wird zur materiellen Gewalt, wenn sie die Senatsverwaltung ergreift’”. 

Foto oben: Mona Linke

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