Bio

Hier wird nicht gehamstert

von Julia Schmitz 23. März 2020

In den Discountern sind die Regale ausgedünnt, Kunden streiten sich um Nudeln oder die letzte Packung Klopapier. Und wie ist die Lage in den kleineren, inhabergeführten Geschäften in Prenzlauer Berg?


Okay, die Regale für Tomatensauce oder Reis weisen tatsächlich ein paar Lücken auf. „In den letzten Tagen haben wir deutlich mehr Hülsenfrüchte und ähnliches verkauft“, erzählt eine Mitarbeiterin des Bio Kraft Kellers, einem Kollektiv in der Schwedter Straße. Da könne es passieren, dass zum Beispiel Rote Linsen mal kurzfristig ausverkauft seien, weil der Großhändler nicht mit den Lieferungen hinterherkommt. „Nudeln haben wir aber ausreichend hier, sogar glutenfrei“.

Also gibt es bisher keine Hamsterkäufe? Die machen die meisten Menschen wohl im Discounter gegenüber, vermutet sie, auch wenn die Verkäufe im Kraft Keller in letzter Zeit spürbar gestiegen seien. Sie hätten einen Stammkundenkreis, der sich durch die aktuelle Lage nicht aus der Ruhe bringen lasse und weiterhin auf Bio-Lebensmittel setze. An der Eingangstür hängt ein selbst gebasteltes Schild, das die Kunden – neben der Aufforderung, den kleinen Laden im Souterrain nur einzeln zu betreten – bittet, solidarisch einzukaufen, damit es für alle reicht.

 

Keine Milch, kein Ingwer

Ähnlich entspannt ist man im biogoods auf der Kastanienallee. Im vorderen Teil des „Biospätis“ werden Kaffee und Kuchen serviert, im hinteren Teil findet man eine kleine Auswahl aus Mehl und Hülsenfrüchten, Milchprodukten und Aufstrichen. Hamsterkäufe gebe es hier nicht, auch Lieferengpässe seien bisher nicht zu verzeichnen, so der Inhaber. „Die Leute wollen jetzt nur noch überleben, da kaufen sie kein Bio-Mehl für zwei Euro die Packung, sondern gleich zehn Packungen im Discounter für je siebzig Cent“. Dabei wäre bei ihnen sogar Handseife und Toilettenpapier noch ausreichend vorhanden.

Im OstKost in der Lychener Straße sieht die Lage dagegen ganz anders aus: „Schauen Sie mal in die Kühlregale – alles leer“. Ein Glas Naturjoghurt steht einsam im Fach, Milch ist komplett ausverkauft. Auch Toilettenpapier sei längst nicht mehr vorhanden, erzählt eine der Verkäuferinnen, ebenso Ingwer: „Den werden wir wahrscheinlich auch nach der Corona-Krise für längere Zeit nicht anbieten können“, erklärt sie. Die Bio-Großhändler, aber vor allem die kleineren Höfe aus der Umgebung kämen mit den Lieferungen kaum noch hinterher.

Sorgen um die Versorgung mit Lebensmittel muss man sich in Prenzlauer Berg trotzdem nicht machen: Die Regale in den Supermärkten werden täglich aufgefüllt, teilweise sogar mehrmals.

Foto: Julia Schmitz

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