Lernen in Corona-Zeiten: Die Schulen sind zu, der Unterricht soll zu Hause weiterlaufen. Wie gut gelingt das? Ein Schüler und Eltern aus Prenzlauer Berg berichten.
Am Montag waren die Schüler*innen noch mal da, haben ihre Lernblätter abgeholt, ihre Spinde leergeräumt und sich mit den Lehrkräften besprochen. Und das war’s dann erst mal. Seit Dienstag sind aufgrund der Corona-Pandemie alle Schulen und Kitas in Berlin geschlossen. Mindestens fünf Wochen lang, bis zum Ende der Osterferien am 19. April, bleiben sie zu. Ob es danach normal weitergeht, weiß bislang niemand.
Besonders für Eltern mit jüngeren Kindern sind die kommenden Wochen eine Herausforderung. „Die Kinder sind aufgeregt“, sagt Christof Georgi, Elternsprecher an der Bornholmer Grundschule und Vater eines Zehnjährigen. „Es ist alles anders. Sie können ihre Freunde nicht mehr sehen.“ Georgi ist mit seinem Sohn, der in die fünfte Klasse geht, zu Hause. „Wir versuchen, einen normalen Rhythmus beizubehalten und stehen auch weiterhin zur gewohnten Uhrzeit auf“, sagt er.
Zu viele Aufgaben für die Schulkinder
Die Klassenlehrerin habe die Schüler*innen mit Lernmaterial für die Woche versorgt – dies sei allerdings zu umfangreich, da es dem Unterricht einer normalen Schulwoche entspreche. „Für Eltern sind das zu viele Aufgaben“, sagt Georgi. Seine Frau müsse weiterhin zur Arbeit gehen, er selbst arbeite im Home Office. Er habe schlichtweg keine Zeit, den ganzen Tag Unterricht für seinen Sohn zu gestalten.
Nach Absprache mit der Lehrerin habe man die Schulaufgaben nun anders verteilt. Der Nachschub mit Lernmaterial komme per E-Mail. Über Telefon und Messenger-Dienst könnten die Schüler*innen ihre Klassenlehrerin erreichen. Eine Überlegung sei, dass die Lehrerin künftig Videos dreht, in denen sie den Schulstoff vermittelt.
„Ich wünsche mir, dass die Kinder sich selbst organisieren“, sagt Georgi. Bislang funktioniere das gut. Als seinem Sohn Unterlagen fehlten, habe ihm eine Mitschülerin zügig ein PDF geschickt. Damit die Schüler*innen selbstständig arbeiten können, sei es wichtig, dass Eltern ihren Kindern den Zugang zu Handy und E-Mails ermöglichen – auch wenn sie damit sonst streng seien.
Manche Fächer komplett digital
Über zu viel Arbeit kann sich der 13-jährige Carl nicht beschweren. Etwa zwei Stunden am Tag verbringe er mit den Aufgaben, die seine Lehrer*innen ihm gegeben hätten, sagt der Schüler des Pankower Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums. Dabei sei der Umgang des Lehrpersonals mit digitalen Medien sehr unterschiedlich: Manche hätten noch am Montag Arbeitsblätter verteilt und Aufgaben in den Schulbüchern genannt, die bearbeitet werden sollen. In anderen Fächern laufe der Unterricht momentan komplett digital, beispielsweise – wenig überraschend – im Fach Informatik.
Bei der Frage, wie der Unterricht auch während der Schulschließungen weitergehen kann, verweist die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie auf den „Lernraum Berlin“, eine Lernplattform für die öffentlichen Berliner Schulen. Auch Carl kennt den „Lernraum Berlin“. Er sagt allerdings: „Weil jetzt alle die Seite nutzen, bricht sie oft zusammen.“ Nutzer*innen könnten dann nur noch auf dem Bildschirm lesen, dass „Wartungsarbeiten“ stattfänden.
Carl bleibt über einen Sprach-und Textchat mit seinen Freund*innen in Kontakt und bespricht mit ihnen auch die Schulaufgaben. Ansonsten gehe er spazieren, lese und spiele online. Morgens könne er jetzt länger schlafen. „Das ist das Beste“, sagt er. Er wirkt gelassen – nur eine Sache beschäftigt ihn. Es seien sämtliche Klausuren abgesagt worden. Er hofft, dass nach Ende der Zwangspause nicht alle auf einmal nachgeholt werden.
Papier wird knapp
Wo man sich umhört – viele Eltern scheinen bislang zufrieden zu sein mit dem Krisenmanagement der Schulen im Bezirk. Auch da, wo es nicht optimal läuft. „Dafür, dass die Schule meiner Kinder mit der Digitalisierung schwer hinterherhängt, machen die Lehrer das ganz großartig!“, schreibt uns eine Mutter, deren Kinder auf das Heinrich-Schliemann-Gymnasium in der Dunckerstraße gehen. Die Schüler*innen hätten in allen Fächern Aufgaben für das Lernen zu Hause bekommen. Allerdings werde das Papier knapp, weil man für die Kinder ohne eigenen PC alles ausdrucken müsse.
„Die Schulen sind ins kalte Wasser geschmissen worden“, sagt Michael Waiser, Vorsitzender der Elternvertretung des Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasiums. Zunächst habe der Senat Schulschließungen ausgeschlossen, dann sei es plötzlich sehr schnell gegangen. Zum Umgang des Gymnasiums mit der Situation sagte er, die Schule habe gut informiert und tue, was getan werden müsse. Auch die Eltern verhielten sich besonnen. „Bisher gab es keine Panikattacken oder ähnliches.“
Fragen und Antworten rund um die Schulschließungen gibt es auf der Seite der zuständigen Senatsverwaltung. Dort finden sich auch Tipps für den Unterricht zu Hause.
Bild oben: Die Schulhöfe bleiben leer, wie hier in der Grundschule am Teutoburger Platz. Foto: Julia Schmitz