Anwohner*innen wollen die Rodung von 240 Bäumen im Jahn-Sportpark verhindern. Auch an anderen Stellen gibt es Protest gegen Fällungen.
Dies ist ein Text aus unserer Reihe
„Umweltschutz & Nachhaltigkeit“
Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark hat viele Gesichter: Er ist Abkürzung zwischen Gleim- und Kollwitzkiez, Naherholungsgebiet für Anwohner*innen und natürlich ein Ort für Sport. Zahlreiche Vereine trainieren hier auf den Rasen- und Ascheplätzen, das Stadion ist Austragungsort für Fußballspiele und andere sportliche Wettkämpfe.
Doch das Land Berlin hat größere Pläne für das Areal zwischen Gaudy-, Cantian- und Eberswalder Straße. Entstehen soll in den nächsten drei Jahren ein moderner, behindertengerechter Neubau des Stadions, der in den ersten „Inklusionspark“ der Stadt integriert werden soll. Während Abriss und Neubau des in markanten Orange- und Rottönen gestrichenen Gebäudes beschlossene Sache ist, wird derzeit über die genaue Ausstattung des Inklusionsparks diskutiert. Der Berliner Senat hatte dafür eine Umfrage online gestellt, an der sich alle Bürger*innen bis Ende Februar beteiligen können.
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Parkhaus statt Bäume?
Doch diskutiert wird dort vor allem über ein Thema: Die Bäume. 240 von ihnen sollen im Zuge des Umbaus gefällt werden. Obwohl ebenso viele Neupflanzungen eingeplant sind, stößt die Maßnahme auf massiven Widerstand:
Die erwartete Abholzung von 240 Bäumen und die weitere Versiegelung des Bodens und die Verminderung von Grünflächen stimmen mich sorgenvoll in Anbetracht der dringend benötigten Ausgleichsmöglichkeiten für das Stadtklima. Das ist nicht mehr zeitgemäß und folgt Einzelinteressen, die hier über das Gemeinwohl gestellt werden!
zeigt sich Kommentator Alex B. besorgt und greift die Diskussion auf, die immer lauter geworden ist, seit der Bezirk Pankow den Klimanotststand ausgerufen hat. Weil die Uhr tickt – der Betrieb im Stadion soll zum 30. Juni eingestellt, die Abrissarbeiten im Herbst 2020 beginnen – hat Thomas Draschan nun sogar eine Petition gegen die Rodung gestartet.
Im Zuge des Umbaus des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks zur Inklusionssportstätte sollen keine Bäume oder Sträucher gerodet werden, keine zusätzlichen Flächen versiegelt und keine zusätzlichen Parkmöglichkeiten geschaffen werden
lautet die Forderung. Auch solle kein Parkhaus, für das der kleine „Wald“ an der Eberswalder Straße weichen müsste, gebaut werden. „Die Bedeutung für die Lebensqualität vor Ort ist so groß, dass ich sehr auf ein Einsehen der Verantwortlichen hoffe“, so Draschan, der seit 15 Jahren in der Nähe des Jahn-Sportparks lebt; für ihn sei die Anlage ein wesentlicher Grund, in der Nachbarschaft zu wohnen.
Auch die Freunde des Mauerparks e.V. haben sich in die Diskussion eingeschaltet:
Nachhaltigkeit darf in unserer Stadt nicht nur Lippenbekenntnis sein. Der Erhalt des wertvollen Baumbestandes muss zum Schutz des Stadtklimas und der Artenvielfalt bei allen Planungen hohe Priorität haben. Alle Nachhaltigkeitsaspekte müssen transparent berücksichtigt werden.
Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport habe auf die Proteste reagiert und lasse derzeit ein ökologisches Gutachten des Areals erstellen, heißt es unterdessen im Tagesspiegel; die Anzahl von 240 Bäumen, die in der Machbarkeitsstudie von 2015 für eine Rodung angegeben ist, sei aber nicht dementiert worden.
„Wir brauchen die Bäume“
Protest gegen die Fällung von Bäumen wird auch in der Zelterstraße laut: Hier sollte Ende Februar eine zwanzig Jahre alte Vogelkirsche entfernt werden, um Platz für eine Gehwegvorstreckung zu machen, die laut Bezirksamt Pankow der Schulwegsicherheit für Schüler*innen der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule diene.
Anwohner*innen hatten ebenfalls eine Petition gestartet, um den Baum zu retten: „Ich verstehe nicht, warum die kürzeste und gefühlt kleinste Straße im Prenzlauer Berg eine Straßenüberquerung braucht? Und dafür ein Baum gefällt wird?“ schreibt Karin E., eine von über 300 Unterzeichner*innen.
Am vereinbarten Termin konnte die Vogelkirsche zunächst nicht gerodet werden, weil jemand zuvor die Parkverbotsschilder entwendet hatte; die Bewohner*innen der Zelterstraße versuchen nun, ihr Anliegen noch einmal persönlich mit Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) zu besprechen.