Im CBD-Café wird der Kaffee mit einer besonderen Zutat serviert – und seine Wirkung unverhofft im Selbsttest auf die Probe gestellt.
Es war ein holpriger Start am Dienstagvormittag in der Lychener Str. 4. Dabei fing das Jahr bei den Prenzlauer Berg Nachrichten doch so entspannt an! Mit einer Idee für den ersten Artikel im neuen Jahr stehe ich vor verschlossener Tür und heruntergelassenen Rollläden: Dahinter das Café Canna – Berlins erstes CBD-Café. Geänderte Öffnungszeiten, einfach so. Ob es an der CBD-Entspannung oder am noch frischen Jahr liegt – auch mein zweiter Anlauf missglückt, dieses Mal war die Kasse noch nicht bereit. Beim dritten Versuch kann mein Feldexperiment dann endlich starten.
Das Experiment
Ein Feldexperiment ist ein Experiment in einer natürlichen Umgebung der Versuchsperson. Die Versuchsperson bin ich und weil ich als freie Journalistin arbeite, kann ich Cafés durchaus zu meiner natürlichen Umgebung zählen. Der Untersuchungsgegenstand: ebenfalls ich. Es handelt sich hierbei auch um ein In-mich-hinein-fühlen-Experiment, ein Testbesuch, der in Wahrheit natürlich nichts mit Wissenschaften zu tun hat. Ich will im Selbsttest herausfinden: Wie wirkt das CBD bei mir? Wirkt es überhaupt? Die Methode: Nahrungsaufnahme!
___STEADY_PAYWALL___
Superfood, Superseeds und Power-Smoothies mit CBD-Schuss
Auf der Speisekarte stehen Heißgetränke wie Cappuccino, Espresso und Milchkaffee, die nach Wunsch für zusätzliche 1,80 Euro mit einem Schuss 12,5mg CBD-Öl aufgegossen werden können. Auch frisch aufgebrühte CBD-Hanfblütentees nach Art des Hauses klingen interessant. Gegen den Hunger gibt es Superseed-Bread mit Avocado, Balsamico-Dressing und geschälten Hanfsamen sowie Power-Smoothies aus Wildbeeren, Bananen, Hanfsamen,- Protein, und -Blattpulver. Ich entscheide mich für eine Açai-Bowl mit Granola, Früchten und gerösteten Hanfsamen und einen Cappuccino mit CBD-Schuss.
Der erste Schluck des Cappuccinos schmeckt wie ein ganz gewöhnliches Koffeinheißgetränk. Der weiße Milchschaum schwimmt wie immer kurz vor Tassenrand. Die Açai-Bowl ist fruchtig, das Granola nussig und die gerösteten Hanfsamen sind knusprig und bleiben in den Zahnzwischenräumen kleben. Es schmeckt alles wunderbar. Eine wohlige Zufriedenheit macht sich in mir breit. Liegt das am CBD oder weil sich das Loch in meinem Magen wieder füllt und das Koffein langsam in meinen Blutkreislauf gelangt?
CBD: Was steckt dahinter?
CBD oder Cannabidiol ist eine chemische Verbindung aus der Cannabinoidfamilie, die natürlicherweise in der Cannabispflanze vorkommt. Wissenschaftler haben 108 verschiedene Arten von Cannabinoiden in Cannabis isoliert. Delta-9-Tetrahydrocannabinol bzw. THC ist aufgrund seiner psychoaktiven Eigenschaften wahrscheinlich das Bekannteste – denn dieser Wirkstoff sorgt bei seinen Konsumenten für den Rauschzustand. CBD hingegen zeigt keine psychoaktiven Wirkungen, ist aber zur Behandlung verschiedener Krankheiten geeignet und soll gleichzeitig entspannen und beruhigen. Im Jahr 2017 gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) grünes Licht für CBD. In einem Bericht wurde festgehalten, dass CBD in seinem reinen Zustand gut von Mensch und Tier vertragen wird und keine Abhängigkeit verursacht. Der als Öl verabreichte Wirkstoff soll u. a. Angstzustände, chronische Schmerzen und Übelkeit lindern, den Schlaf fördern und bei Epilepsie helfen – sogar bei Hunden.
Ein unverhoffter Anruf stellt das CBD auf die Probe
Mein Selbsttest wird plötzlich unverhofft ernst und das CBD in meiner Blutbahn auf die Probe gestellt. Habe ich den CBD-Cappuccino soeben zugegebenermaßen noch belächelt, kann mich seine Wirkung jetzt vielleicht überzeugen, denn mein Handy leuchtet auf und signalisiert vibrierend einen eingehenden Anruf. Dazu sollte man wissen: Ich telefoniere nicht gerne, besonders nicht, wenn ich unterwegs bin. Aber ich wische trotzdem nach rechts auf den grünen Hörer und nehme den Anruf entgegen. Dieser kann leider nicht bis später warten.
Das Fazit
Während des Telefonats höre ich nicht nur meinem Gesprächspartner zu, sondern auch in mich hinein – bin ich entspannter als sonst? Wirkt das CBD? In der Regel würde ich in neun von zehn Fällen lieber eine lange E-Mail schreiben, als ein kurzes Telefonat zu führen. Wie verhält es sich jetzt? Das Gespräch läuft super – ich fühle mich gelassen und kann mit einem guten Gefühl auflegen. Ob das am CBD lag?
Ich lege das Handy neben meine Tasse. Auf dem Boden der Tasse schwimmt eine kleine, ölige Pfütze. Der letzte Schluck Cappuccino schmeckt bitter – das CBD-Öl hatte sich längst abgesetzt. Ich muss schmunzeln.