Musik im Mauerpark, Hunde auf dem Spielplatz und die Stargarder Fahrradstraße – die fünf brenzligsten Streit-Themen in Prenzlauer Berg im letzten Jahr.
Zum Jahreswechsel ist stets alles ruhig im Kiez. Hauptsächlich die Touristen ziehen durch Straßen und Geschäfte, die große Mehrheit liegt zu Hause auf der Couch und versucht vergeblich, den veganen Gänsebraten zu verdauen. Dieser wohlgenährte Endjahres-Frieden kann trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Prenzlauer Berg auch in diesem Jahr wieder gestritten und diskutiert wurde, was das Zeug hält – über Lärm, Kinder, Hunde, den Straßenverkehr, und natürlich darüber, wie „echte“ Prenzlauer Berger ihren Stadtteil nennen. Falls Lebensgeister und Streitlust pünktlich zu Silvester doch wieder erwachen, haben wir für euch die fünf wichtigsten Konflikte 2019 aus dem Kiez zusammengestellt:
1) Traurige Parkets
Sie waren als erster Versuch gedacht, doch der war nur mäßig erfolgreich. Holzpodeste mit Bänken und Fahrradbügeln auf Parkplätzen auf der Schönhauser Allee sollen Fahrradfahrern und Fußgängern mehr Platz einräumen. Doch genutzt wurden die Parklets eher zurückhaltend, bei der Kritik an dem ungewöhnlichen Verkehrsprojekt redete sich dagegen so mancher in Rage: „Nur Leute, die neben der Spur sind, würden das als Ruheoase nutzen“, meinte einer, „Um keinen Preis würde ich mich hier hinsetzen“, polterte ein anderer. Manche sehen in den Parklets aber auch einen Schritt in die richtige Richtung. Die Diskussion wird wohl noch eine Weile weitergehen.
2) Vorfahrt für Fahrräder?
Fahrradverkehr ja, aber bitte nicht auf Kosten der Parkplätze – das Verhältnis der Kiezbewohner zu den Plänen, die Stargarder Straße nur noch von Fahrrädern, Fußgängern und Anliegern befahren und begehen zu lassen, sind gespalten. Sogar Verkehrspläner fürchten den Zorn der Parkenden. So sehr, dass nicht mal gewiss ist, ob sich zwischen Gethsemanekirche und Planetarium nach der Ernennung zur Fahrradstraße überhaupt viel ändern wird. Ob dann vielleicht ein paar Parklets weiterhelfen könnten?
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3) Musik im Mauerpark
Ist der Mauerpark samt seines sonntäglichen Festival-Charakters nun ein unverzichtbares Kulturgut in Prenzlauer Berg, oder ist der ganze Trubel nervig und überhaupt, einfach nur viel zu laut? Auch 2019 debattierten Anwohner, Bezirk und Kulturschaffende wieder leidenschaftlich über die richtige Nutzung der Grünfläche. Ideen gab es dabei nicht zu knapp: Man könnte doch Schallschutzmuscheln bauen und den Park offiziell als Kulturstandort ausweisen? Und überhaupt, das Matschloch könnte gerne auch mal wieder etwas grüner werden. Wir behaupteten sogar, hier könnte bald statt einem schnöden Park ein schickes Einkaufszentrum stehen – zum Glück war das nur ein Aprilscherz. Wirklich wahr ist dagegen: Es gibt jetzt Stadtführungen, bei denen die Touristen gleich mal den Park säubern dürfen. Und Joe Hatchiban hat es auch dieses Jahr wieder geschafft, seine Mauerpark-Karaoke am Leben zu erhalten. Wie es nun weitergeht? Keine Ahnung. Klar ist: Der Mauerpark behält sein Streit-Potential auch in Zukunft!
4) Hunde raus aus dem Kiez?
Wer hat mehr Anspruch auf öffentliche Grünflächen, Kinder oder Hunde? An dieser Frage entbrannte im Herbst ein erbitterter Streit über Hundeverbote und deren Nicht-Einhaltung im Kiez. Die Ursache: Frauchen und Herrchen setzten sich über das Hundeverbot am Wasserturm hinweg und montierten ein Verbotsschild kurzerhand ab. Empörte Reaktionen kamen besonders von Eltern aus dem Kiez. Hundebesitzer sind rücksichtslos und gefährden Kinder, argumentieren sie, und: Hunde hätten in Großstädten eh nichts verloren. Eltern sind egoistische Ellenbogenmenschen, die nur ihren Nachwuchs und nicht das Allgemeinwohl im Blick haben, wettern die anderen. Dabei sollte sich doch eigentlich jeder frei für oder gegen Haustier und Kind entscheiden dürfen, manche Menschen sollen sogar beides haben. Wir vermuten: Wenn die Verteilungskämpfe in Prenzlauer Berg immer härter werden, sind die tierischen Begleiter vielleicht die ersten, für die kein Platz mehr da ist.
5) Auf, im und um den Prenzlauer Berg herum
Es ist das liebste Streitthema der Prenzlauer Berger: Heißt es in oder im, Prenzlauer Berg oder der Prenzlauer Berg? Erbitterte Debatten werden geführt, wann und wo immer ein furcht- und ahnungsloser Ortsfremder die Frage aufwirft. Das Spannende dabei: Jede Seite ist felsenfest überzeugt, dass es für die wirklich echten Prenzlauer Berger nur EINE richtige Antwort gibt, und zwar die ihre. Auch, wenn diese Diskussion den meisten Teilnehmern vielleicht einfach nur Spaß macht – wir sind der Sache nachgegangen und haben versucht, die Frage des Berges zu beantworten.