Schliemann

Prenzlauer Berger Schüler ohne Klopapier

von Alina Soelter 26. November 2019

Weil es auf den Toiletten des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums immer wieder zu Vandalismus kam, drohte der Schulleiter jetzt mit harten Sanktionen.


Man stelle sich die verwunderten Gesichter der Kinder und die fragenden Blicke der Eltern am Abendbrottisch vor: Am Freitagnachmittag hatte eine Lehrerin die Schüler*innen des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums darüber informiert, dass sie ab Montag ihr eigenes Toilettenpapier und ihre eigene Seife mitbringen sollen.

Die Schule in Prenzlauer Berg hatte in den vergangenen Wochen immer wieder mit schweren Verwüstungen der Schulklos zu kämpfen. Der Hinweis der Lehrerin verbreitete sich schnell und drang spätestens am Sonntagabend zu den meisten Eltern durch, die sich daraufhin per E-Mail untereinander austauschten. Unter ihnen waren auch einige Elternvertretungen, die empört reagierten und bei der Schule gegen die Maßnahme intervenierten.

___STEADY_PAYWALL___

„Das Gymnasium hat tatsächlich ein großes Problem mit Vandalismus auf den Toiletten“, erzählt uns die Mutter zweier Schüler. Kaputte Mülleimer, beschädigte Papier- und Seifenspender, aufgerissene Deckenplatten, mit Papier verstopfte Toiletten: Weil das in den vergangenen Wochen immer wieder vorgekommen sei, habe die Schule außerdem geregelte Zeiten eingeführt, zu denen die Kinder die Toiletten besuchen dürften. Fünf Minuten vor und fünf Minuten nach dem Klingeln ­– das seien die von der Schule erlaubten Zeiten – stünden die Schüler*innen vor den noch zugänglichen Toiletten Schlange. Viele Toiletten seien außerdem gänzlich geschlossen worden.

Immer wieder kommt es zu Vandalismus auf den Schultoiletten / Foto: Heinrich-Schliemann-Gymnasium

 

Rundmail an Eltern

Am Dienstagnachmittag schrieb der Schulleiter Gert Blach in seiner E-Mail an die Eltern:

Bei jeder Verstopfung muss die Toilette bis zur Wiederherstellung der Nutzbarkeit geschlossen werden. Um dies zu vermeiden, hatten wir die Absicht, das Toilettenpapier nicht mehr aufzufüllen und Sie zu bitten Ihren Kindern Toilettenpapier in die Schule mitzugeben. Uns war bewusst, dass diese Maßnahme zu sehr viel Kritik führen würde, waren aber in der Hoffnung, dass dadurch das Schließen von Toiletten vermieden werden könnte

Laut eines Elternvertreters wurde die Entscheidung, vorerst kein Klopapier nachzufüllen, angeblich bereits vor einer Woche in einer Lehrerkonferenz getroffen. Die Elternvertretungen seien aber nicht über den Beschluss informiert worden. Dass diese kaum über die Entscheidungen der Schulleitung Bescheid wüssten, sei ein Grundsatzproblem an der Schule. In seiner E-Mail schreibt Blach jedoch, intensive Gespräche seien sowohl mit Lehrern, Schülern als auch mit Eltern geführt worden. Einwände bei der Schulaufsicht und der Senatsschulverwaltung haben die Maßnahme letztendlich verhindern können:

Ihre Reaktionen und auch die Intervention meines Dienstherren haben mich bewogen, diese Maßnahme, das Toilettenpapier einzuschränken, nicht weiter zu verfolgen

so Blach weiter. Für die Schüler des Heinrich Schliemann Gymnasiums bleibt zu hoffen, dass bald eine konstruktive Lösung für das Toiletten-Problem gefunden wird. Mit Sanktionen wird es wohl kaum langfristig gelöst werden. In einer Sache sind sich aber alle einig: Vandalismus ist ausnahmslos zu verurteilen.

 

Das könnte Dich auch interessieren

Hinterlasse einen Kommentar