Nach nur drei Jahren hat Bolle Eis in der Bornholmer Straße den Verkauf eingestellt. Was ist da schief gelaufen?
Dem an absurden Geschmackskombinationen nicht geraden armen Prenzlauer Berger Eisgeschäft konnte Bolle Eis noch einiges hinzufügen – Lakritz-Marshmallow-Eis etwa oder die Sorte Moscow Mule. Doch im vergangenen Herbst gingen bei dem Laden in der Bornholmer Straße zum letzten Mal die Eiskugeln über den Verkaufstresen. Nur drei Jahre nach dem Start hat Bolle Eis Prenzlauer Berg den Rücken gekehrt – und das ziemlich geräuschlos.
Anruf in Leipzig bei Grischa Andreew, dem Geschäftsführer von Bolle Eis. Das Unternehmen ist schon vor zwei Jahren mit der Eisproduktion nach Leipzig umgezogen, hier produziert Bolle Eis auch weiterhin. Mit nur 25 Jahren habe er Bolle Eis „aus dem Boden gestampft“, sagt Andreew. Heute ist er 30. In dem Laden stecke viel „Zeit, Kraft und Liebe“: „Es ist blöd, wenn das nicht funktioniert.“
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„Die Zahlen haben nicht gereicht“
Das Ende in Prenzlauer Berg habe eine einfachen Grund: „Der Standort hat sich nicht getragen“, sagt Andreew. Bei den Anwohner*innen sei Bolle Eis gut angekommen, der Laden habe zum Kiez gepasst. Doch das allein habe den Laden nicht getragen: Es sei zu wenig Laufkundschaft vorbei gekommen, auch seien nur wenige Tourist*innen in der Gegend unterwegs. „Die Zahlen haben nicht gereicht“, so das Fazit.
In der Nachbarschaft geht das Gerücht um, Bolle Eis habe schließen müssen, weil die Bäckerei nebenan angefangen habe, Eis zu verkaufen. Darauf angesprochen, betont Andreew, dass es zunächst eine gute Nachbarschaft mit dem Inhaber der Bäckerei gegeben habe. Doch als dort der Eisverkauf los ging, habe man das durchaus gespürt. Es sei „ein Faktor, warum wir aufgehört haben“, sagte Andreew. Doch man habe kein Vorrecht auf den Eisverkauf. Es sei das gute Recht der Bäckerei, ebenfalls Eis anzubieten.
Wir würden an dieser Stelle gern die Sicht des Bäckerei-Inhabers schildern, mit dem wir natürlich auch gesprochen haben. Doch dieser hat uns freundlich, aber bestimmt darauf hingewiesen, dass er seine Aussagen in dieser Sache nicht veröffentlicht sehen will.
Bessere Bedingungen in Leipzig
Schon einmal sah es so aus, als würde Bolle Eis seinen Laden in Prenzlauer Berg dicht machen: Im Februar 2017 kündigte das Team an, dass die Eisproduktion eine Pause einlegen müsse und der Laden geschlossen bleibe. Im Juli 2017 feierte man jedoch Wiedereröffnung – bis im vergangenen Jahr dann endgültig Schluss war.
Nun also Leipzig. Grischa Andreew hat, wie er sagt, sein ganzes Leben in Pankow verbracht. Jetzt lebt er in Leipzig, ein Teil des Bolle-Eis-Teams ist mit ihm in die sächsische Stadt umgezogen. Leipzig punkte mit niedrigeren Mieten, außerdem sei die Zusammenarbeit mit den Behörden deutlich einfacher. Die Auflagen für die Eisproduktion seien weniger hoch, auch gebe es mehr Flächen, auf denen man einen mobilen Eiswagen betreiben könne. Von den Berliner Behörden habe er für dieses Vorhaben nur Absagen erhalten.
Einen eigenen Verkaufsladen gibt es in Leipzig allerdings nicht. Derzeit konzentriere sich Bolle Eis nur auf die Produktion und beliefere andere Geschäfte, sagte Andreew. Für das Ladengeschäft in der Bornholmer Straße gebe es momentan Verhandlungen über einen Nachmieter. Möglicherweise werde hier wieder Gastronomie einziehen.
Noch aber stehen die Räume leer. Statt Mango Maracuja oder Vanille Himbeer gibt’s in diesem Frühsommer nur ein verlassenes Ladengeschäft. Bolle-Eis-Fans müssen sich ihre Lieblingssorten nun woanders organisieren. Immerhin: An Alternativen dürfte es im Stadtteil nicht mangeln.
2 Kommentare
Könnte vielleicht auch an den absurd hohen Gewerberaum-Mieten liegen. Komischerweise wird *darüber* nie geredet, immer ist es fehlende Kundschaft oder der Nachbarladen macht plötzlich Konkurrenz oder die Straßenbahn kommt nicht, manchmal isses einfach zu hell oder der Hund ist krank.. alles nur die Mieten sind scheinbbar völlig in Ordnung so.. Nee das sind sie nicht! Wenn Bolles auch gut hätten leben können wenn sich *nicht* jeden Tag eine Schlange vorm Laden bildet, hätten sie vielleicht weitergemacht. Wenn man allerdings nur für die Miete arbeitet, kommt wenig Freude auf. ‚Leben und Leben lassen‘, dieser Grundsatz wird kaum mehr befolgt.
Ich bin gerade auf der Suche nach einem Laden, ich weiß wovon ich rede bzw. schreibe..
Hallo Sülzbacke,
ein wichtiges Thema, finden wir auch! Hast du Lust, mit uns über deine Erfahrungen bei der Suche nach einem Laden zu sprechen? Dann schreib uns am besten eine Mail: redaktion(AT)prenzlauerberg-nachrichten.de
Viele Grüße!