Gudvanger Straße: Demo statt Spielstraße

von Sarah Schaefer 8. Mai 2019

Die Initiative für eine temporäre Spielstraße in der Gudvanger Straße hat die Nase voll von der Warterei und trommelt zur Demo. Doch glaubt man dem zuständigen Stadtrat, kommt nun endlich Bewegung in die Sache.


Heute Nachmittag ist es soweit: Ein Teil der Gudvanger Straße wird gesperrt werden, für ein paar Stunden kommen Autos hier nicht durch. Stattdessen ist Platz für Erwachsene und Kinder, die ungestört auf der Straße spielen können.

Wenn es nach der Initiative geht, die sich für die temporäre Spielstraße in der Gudvanger einsetzt, könnte das regelmäßig so sein. Soweit ist man aber noch nicht im Bezirk. Deswegen ist das, was heute auf der Gudvanger Straße statt findet, keine Spielstraße, sondern eine Demonstration.

In der Ankündigung der Demo kritisiert die Initiative das Bezirksamt scharf: „Dass wir das Jahr 2019 schreiben und noch keinen Schritt in der Sache weitergekommen sind, ist ein Skandal“, so Sprecher Matthias Groh. Die Demonstration findet heute von 15 bis 17 Uhr in der Gudvanger Straße 16-22 statt.

 

„So schnell wie möglich“

Das Tauziehen um die temporäre Spielstraße beschäftigt Initiator*innen, Anwohner*innen, BVV, Bezirksamt und das Verwaltungsgericht seit Jahren. Freies Spielen und Herumtoben ohne Autos, auf einem kleinen Abschnitt der Straße, an wenigen Tagen im Jahr? Offenbar ist das nicht so einfach, wie es klingt. Zuletzt kam sogar die Bundesregierung zu Wort. Nun scheint endlich Bewegung in die Sache zu kommen – Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) jedenfalls gibt sich optimistisch. 

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„Ich gehe nun davon aus, dass es so schnell wie möglich zu einer Anordnung und danach zur Beschaffung und Anbringung der Zusatzschilder kommt“, sagte Kuhn auf Anfrage. Einen Termin könne er allerdings noch nicht nennen. Derzeit werde geprüft, „inwieweit die verkehrliche Anordung erteilt werden kann“, sagte Kuhn.

 

Ein Abschnitt der Gudvanger Straße ist für die Demonstration gesperrt. Foto: Sarah Schaefer

 

In einer Antwort auf die Anfrage des Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar (Grüne) hatte das Bundesverkehrsministerium eine überraschend simple Lösung präsentiert: Ein paar Schilder seien ausreichend, um die Straße zu einer Spielstraße zu machen.

Die Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) griff diese Einschätzung auf und beschloss vor wenigen Wochen, dass die Gudvanger Straße mithilfe dieses Schilds nun endlich eine Spielstraße bekommen soll: Und zwar vor den Hausnummern 16 bis 22, in den Monaten April bis Oktober, jeweils am ersten Mittwoch im Monat von 14 bis 18 Uhr. 

 

Initiative bleibt skeptisch

Matthias Groh von der Spielstraßen-Initiative will noch nicht so recht an einen Erfolg glauben. Dass die Spielstraße kommen soll, habe er aus den Medien erfahren. „Bei uns hat sich keiner gemeldet“, sagte Groh den Prenzlauer Berg Nachrichten. Den letzten Kontakt zum Bezirksamt habe es im vergangenen Sommer gegeben.

Bereits im Jahr 2015 hatte sich die BVV mehrheitlich für die temporäre Spielstraße ausgesprochen. Geplant war damals noch, dass diese jeden Dienstag stattfindet. Anwohner*innen waren damit nicht einverstanden und zogen vor Gericht. Doch auch nach einem Vergleich zwischen dem Bezirksamt und den klagenden Anwohnern vor zwei Jahren kam die Spielstraße nicht. Zwischenzeitlich schien nicht ganz klar, wer im Bezirksamt für das Projekt zuständig ist.

Auch Bezirksstadträtin Rona Tietje (SPD), der das Jugendamt untersteht, wollte die temporäre Spielstraße schon mal umsetzen. Bei ihrem Plan, die Spielstraße als Veranstaltung des Jugendamts stattfinden zu lassen, gab es jedoch rechtliche Schwierigkeiten. Nun ist die Straßenverkehrsbehörde wieder am Zug, die Stadtrat Kuhn untersteht.

 

40 km/h statt Schrittgeschwindkeit

„Aus Sicht des Jugendamts sollte die Spielstraße lieber heute als morgen kommen“, sagte Tietje den Prenzlauer Berg Nachrichten. Generell halte sie viel von dem Konzept, „öffentliche Räume zum Spielen zu erobern“. Dass man mit der Gudvanger Straße so schlecht vorankomme, gebe kein gutes Bild für den Bezirk ab.

Ein Abschnitt der Gudvanger Straße ist bereits ein verkehrsberuhigter Bereich, zu erkennen an dem blau-weißen Schild, das ein Haus, ballspielende Menschen und ein Auto zeigt. Autos müssen hier Schrittgeschwindigkeit fahren und, falls nötig, auf Fußgänger*innen warten. Laut Matthias Groh wäre die Gudvanger Straße bereits jetzt deutlich kinderfreundlicher, wenn sich die Autofahrer*innen an die Verkehrsvorschrift hielten. Doch es sei nicht unüblich, dass diese „mit 40 km/h da rüber brettern“, so Groh.

 

Großes Bild: Das blau-weiße Schild weist auf den verkehrsberuhigten Bereich hin. Die temporäre Spielstraße soll an diesen Abschnitt anschließen. Foto: Sarah Schaefer

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