Schulweg

Haltestellen für Pankows „Elterntaxis“

von Julia Schmitz 3. April 2019

Elterntaxis sorgen für Chaos und können den Schulkindern gefährlich werden. „Die Situation vor den Schulen ist eine Art rechtsfreier Raum“, kritisiert eine Elterninitiative – und macht Vorschläge, wie es besser laufen könnte.


Es ist kurz nach sieben Uhr an einem Freitagmorgen und die Grunowstraße in Pankow platzt bereits aus allen Nähten: Auf der engen, kopfsteingepflasterten Straße parken zahlreiche Autos in zweiter Reihe, Mopeds, Fahrräder und Fußgänger teilen sich Straße und Bürgersteig – und dann rangiert auch noch ein Lastwagen rückwärts in eine Baustelleneinfahrt.

Das gefährliche Durcheinander vor der Elizabeth-Shaw-Grundschule findet täglich statt, weder ein Zebrastreifen noch vorgelagerte Bürgersteige bieten den Schulkindern eine sichere Überquerungsmöglichkeit der Straße. Eine Situation, mit der sich Karin Hieronimus und Tanja Deschner nicht mehr zufrieden geben möchten. Sie haben die Elterninitiative „Sicher zur Schule“ gegründet, an der sich mittlerweile acht Grundschulen in Pankow beteiligen.

 

„Kiss & Go“-Haltebuchten

„Die Situation vor den Schulen ist eine Art rechtsfreier Raum“, kritisiert Karin Hieronimus. „Jeder macht hier, was er will.“ Im Minutentakt hielten Eltern mit ihren Autos – auch „Elterntaxis“ genannt – in zweiter Reihe, stellten die Warnblinkanlage an und holten den Schulranzen aus dem Kofferraum. Teilweise, so Hieronimus, trügen sie diesen dem Kind bis in den Klassenraum hinein. Von 130 Autos, die am Morgen durch die Grunowstraße fahren, waren allein 57 „Elterntaxis“, ergab eine Verkehrszählung vor ein paar Wochen.

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„Viele Eltern sehen vor allem die Zeitersparnis, weil die Schule beispielsweise auf ihrem Weg zur Arbeit liegt – sie denken aber nicht darüber nach, dass sie die Gefahr für andere Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kommen, dadurch erhöhen,“ fügt Tanja Deschner hinzu. Eine Lösung wären nach Einschätzung der Initiative zum Beispiel so genannte „Kiss & Go“-Haltebuchten, die ca. 300 Meter von der Schule entfernt den kurzen Halt der Elternautos möglich machen und das Verkehrsaufkommen vor dem Haupteingang der Schule verringern würden.

Schulweg

Keine sichere Überquerung der Straße möglich: Die morgendliche Situation vor der Elizabeth-Shaw-Grundschule in Pankow / Foto: Thomas Krause

 

Den Gründer*innen der Initiative geht es aber nicht darum, den Eltern generell zu verbieten, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen. Vielmehr soll die Aufmerksamkeit für das Thema Schulweg-Sicherheit auf Seiten der Eltern und der Schulen geschärft werden – und Druck auf die Politik ausgeübt werden: Momentan müsse jede Schule einzeln einen Antrag stellen, wenn sie Warnschilder, einen Zebrastreifen oder eine Gehwegvorstreckung – also eine Erweiterung des Gehwegs und eine Einengung der Fahrbahn – einrichten möchte; ein Gesamtkonzept für alle Schulen gebe es nicht, so Deschner. Darüber hinaus fühlten sich die Schulen oft nicht zuständig, denn die Gefahr liege ja vor dem Schulgelände – und das Bezirksamt verweise darauf, das Problem sei durch die ganzen Elterntaxis hausgemacht.

„Wir wollen die kleine Verkehrswende sein“, bekräftigt Hieronimus und fügt hinzu, man suche nach einem Konzept, das sowohl Anwohnern, der Schule, den Eltern und auch den Schulkindern gerecht werde. Noch habe es keine Verkehrsunfälle mit Kindern vor der Schule gegeben – aber man müsse ja auch nicht abwarten, bis das passiere.

 

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