Bye bye, Gemüsebeet

von Redaktion der Prenzlauer Berg Nachrichten 7. März 2019

Ein Teil der Kleingartenanlage Bornholm II soll für eine Schulturnhalle geräumt werden. Die Gärtner sind entsetzt. Für sie geht es um mehr als den Verlust einzelner Parzellen.


„Wir wurden davon überrascht“, sagt Christiane Unger, Vorstandsmitglied des Kleingartenvereins Bornholm II, knapp. Am Tag zuvor hatte sie erfahren, dass ihre Gartenkolonie in Teilen geräumt werden soll. Unger und die anderen Gärtner von Bornholm II kämpfen schon länger dagegen, dass die Kleingartenanlage mit einer Schulturnhalle der anliegenden Bornholmer Grundschule bebaut wird. Nun scheint die Räumung entschiedene Sache zu sein.

Der rbb und andere Medien hatten berichtet, dass laut einem Entwurf für den Kleingartenentwicklungsplan 2030“ 15 Berliner Kleingartenkolonien unter anderem für Kitas und Schulen weichen müssen. Drei weitere Kleingärten sollen in Teilen geräumt werden – so wie Bornholm II. Die endgültige Fassung des Plans soll im April vorgestellt werden.

 

Acht Parzellen geht es an den Kragen

Ein Sprecher der zuständigen Senatsverwaltung  bestätigte, dass „nach Kenntnisstand der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz insgesamt acht Parzellen für eine Turnhalle der benachbarten Grundschule geräumt werden“ sollen. Für nähere Informationen verwies er an das Pankower Bezirksamt. Dies sei „diesbezüglich schon seit Langem im Gespräch mit den Kleingärtnern“.

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Auch mit Eltern und Kollegium der Bornholmer Grundschule gibt es seit Anfang 2017 Gespräche. Neben einer neuen Turnhalle soll dort nämlich auch ein Erweiterungsbau für 144 Kinder entstehen – nach den ursprünglichen Plänen auf dem heiß geliebten Schulgarten, dem die Schule ihr ökologisches Profil verdankt. Nach entrüstetem Protest samt Gesangseinlagen in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wurde die Bornholmer Grundschule in ein Modellprojekt des Senats aufgenommen. In dem Partizipatiosverfahren sollte die Planung komplett neu begonnen werden. Eine Auskunft zum Stand des Verfahrens blieb trotz mehrerer Nachfragen bei Bezirk und Senatsverwaltung für Bildung bisher aus.

 

„Unter aller Würde“

Auch Christiane Unger verweist auf Gespräche ihres Vereins mit den Verantwortlichen von Senat und Bezirk sowie mit der Bornholmer Grundschule. Es habe mehrere Treffen gegeben, bei denen es um mögliche Lösungen gegangen sei. Dabei habe es aber keine Einigung gegeben, betont die Kleingärtnerin.

Die Kleingartenvereine Bornholm I und II sowie die Bezirksverbände der Kleingärtner hatten in einem offenen Brief mehrere Alternativstandorte für die neue Turnhalle vorgestellt. Schulstadtrat Torsten Kühne (CDU) reagierte kurz darauf mit einem ebenfalls offenen Brief, in dem er ausführte, warum diese Alternativstandorte nicht geeignet seien.

Doch das war nicht das Ende des Gesprächs – so sieht es Christiane Unger. Sie habe für diesen Monat alle Beteiligten zu einem erneuten Treffen eingeladen, aber mit Ausnahme des zuständigen Architekten habe niemand auf die Einladung reagiert.  Stattdessen habe sie aus den Nachrichten erfahren müssen, dass die Kolonie teilweise bebaut werden soll. „Das ist unter aller Würde, einen so abzuspeisen“, sagt Unger bitter.

Die Kleingärtner kämpfen schon länger gegen eine Bebauung der Anlage. Foto: Sarah Schaefer

 

Türöffner für weitere Bebauung?

Man wolle sich keinesfalls als Konkurrenz zu den Schülern aufstellen. Die Turnhalle werde offensichtlich gebraucht, sagt Unger. „Wir sind nicht bockig. Aber es ist unsere Aufgabe, die Flächen zu schützen.“ Die Befürchtung der Gärtner: Die Bebauung der Anlage zerstöre das Gleichgewicht der Grünanlage, Tiere könnten sich an andere Orte zurückziehen. Daher gehe es um mehr als den Verlust von acht Parzellen. Außerdem, so Unger, befürchte man, dass dies erst der Anfang ist: eine Art Türöffner für zukünftige weitere Bebauung.

Wenig Hoffnung macht sich Unger auf angemessene Ausgleichsflächen für die betroffenen Gärtner. „In der näheren Umgebung sieht das schlecht aus.“

Wie es jetzt weitergeht? Christiane Unger möchte zunächst mit allen Mitgliedern sprechen, Mitte März steht die Frühjahrsversammlung des Vereins an. Dass die Kleingärtner die Bebauung ohne Weiteres hinnehmen, ist nicht zu erwarten.  „Jeder einzelne Gärtner wird kämpfen bis zum Schluss“, hatte der Bornholm-II-Vorsitzende Edwin Damrose bereits vor zwei Jahren angekündigt.

 

Foto: Sarah Schaefer

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