Mieter der Topsstraße im Innenhof mit Transparenten / Deutsche Wohnen

Angst vor Mieterhöhungen: „Lassen Sie sich nicht verunsichern“

von Victoria Scherff 31. Januar 2019

Deutsche Wohnen: Stadtrat Kuhn ist gekommen, um die Mieter von der Topsstraße/Eberswalder Straße zu beschwichtigen – und dann ist plötzlich die Rede von Rückkauf.


Rote Laken hängen aus den Fenstern der Topsstraße: Sie stehen für den Kampfgeist der Mieter des Hauses Topsstraße/Eberswalder Straße, das die Deutsche Wohnen modernisieren will. Doch an diesem eisigen Donnerstagmorgen liegt die Aufmerksamkeit woanders: Im Innenhof der Anlage hat sich der Stadtrat für Stadtentwicklung Vollrad Kuhn (Grüne) mit den Mietern verabredet.

Er will sich die Anlage selbst anschauen und Fragen der besorgten Mieter beantworten. An die fünfzehn Anwohner stehen mit Thermoskannen und Kaffee in der Hand um Kuhn herum. Auf ihren Schildern fordern sie: „Hände weg vom Hof!“, „Keine Eigentumswohnungen“ und “Kein Leerstand“. Die Prenzlauer Berg Nachrichten haben bereits mehrmals über den Fall berichtet.

Und das ist der Stand der Dinge: Der Bezirk prüfe derzeit die Bauanträge von der Deutsche Wohnen, in den kommenden Tagen werde diese erteilt, sagt Kuhn. Gleichzeitig werden auch die geplanten Modernisierungen geprüft. Sollte die Modernisierungsankündigung daraufhin geändert werden, müssten die Mieter nur 8 Prozent Modernisierungsumlage zahlen – bis Ende 2018 konnten die Vermieter noch 11 Prozent auf die Mieter umlegen. Lediglich 20 Anwohner des großen Gebäudekomplexes hätten der Ankündigung erst zugestimmt. Außerdem werde der Wohnungsleerstand im Gebäude geprüft, sagt Kuhn.

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Besorgte Mieter und ein beschwichtigender Stadtrat

Die Mieter stellen Kuhn viele Fragen, erzählen von ihren Sorgen, sie sind aufgebracht. Sie haben Angst, dass die Deutsche Wohnen „zu allen Mitteln greift“, wie es ein Mieter formuliert, um den größtmöglichen Profit nach der Modernisierung fordern zu können. Die Mieter appellieren an den Stadtrat, sich für sie einzusetzen.

Die Mieter fragen sich: Wie teuer werden ihre, zum größten Teil noch mit Kohle beheizten, Wohnungen nach der Modernisierung wirklich? Welchen Modernisierungsvorhaben müssen sie zustimmen? Wie lange schützt sie die Härtefallregelung?

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„Lassen sie sich nicht verunsichern“, versucht Kuhn die Gemüter zu beruhigen und verweist mehrmals auf die vom Bezirk beauftragte Mieterberatung Prenzlauer Berg. Dort könnten sich die Mieter zu ihren Fragen einzeln beraten lassen. Der Stadtrat habe die Deutsche Wohnen darum gebeten, mit jedem Anwohner individuelle Lösungen zu finden. Gleichzeitig gibt Kuhn zu: „Die Deutsche Wohnen ist nicht dafür bekannt, dass sie fürsorglich mit ihren Mietern umgeht.“

Auch von einem Rückkauf der Immobilie ist die Rede. Kuhn habe die Idee erst kürzlich dem Staatssekretär für Wohnen Sebastian Scheel (Die Linke) vorgetragen; auch die Grellstraße war im Gespräch. Den Mietern gibt diese Information wenig Hoffnung, denn ein solcher Rückkaufprozess dauert lange – und die Deutsche Wohnen müsste dem Verkauf zuerst zustimmen.

Titelfoto: Victoria Scherff

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