Die Deutsche Wohnen will einen großen Gebäudekomplex in der Topsstraße sanieren, Mieter fürchten drastische Erhöhungen. Bei einer Info-Veranstaltung am Donnerstag verweigerte das Unternehmen Journalisten den Zutritt.
Die Deutsche Wohnen möchte sich gern als ethisches Wohnungsunternehmen verstanden wissen, das keine Luxussanierungen macht oder Mieter aus ihren Kiezen verdrängt. Wenn es um konkrete Projekte geht, schließt Berlins größter Wohnungseigentümer aber die Presse aus und hält konkrete Planungen vor der Öffentlichkeit zurück.
So geschehen bei einer Info-Veranstaltung am Donnerstagabend in Prenzlauer Berg. Die Deutsche Wohnen hat im vergangenen Jahr den Gebäudekomplex zwischen Eberswalder, Topsstraße und Schönhauser Allee gekauft und möchte diesen nun umfangreich sanieren: Bäder und Küchen sollen modernisiert und Gegensprechanlagen eingebaut werden. Wohnungen, die noch keine Fernwärme haben, bekommen Heizkörper und Rohrleitungen. Außerdem sollen die Keller gedämmt, neue Balkone und Aufzüge angebaut werden. Auch das Dachgeschoss der Topsstraße 25 wird ausgebaut. Insgesamt 256 Wohnungen hat der Komplex, den die Deutsche Wohnen modernisieren will.
Mietsteigerungen von über 75 Prozent
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Kaum verwunderlich, dass die Mieter des Wohnblocks drastische Mieterhöhungen und Verdrängung fürchten. Laut der dortigen Mieterinitiative haben einige Bewohner bereits Mieterhöhungsankündigungen um 75 Prozent erhalten. Die Initiative hält Teile der geplanten Arbeiten für zu luxuriös. „Die Wohnanlage ist eine der letzten, die bezahlbaren Wohnraum im Zentrum von Prenzlauer Berg bietet und somit eine soziale Mischung aufweist, wie sie inzwischen leider selten geworden ist“, schreibt die Initiative den Prenzlauer Berg Nachrichten und lud zur Informationsveranstaltung der Deutschen Wohnen ein, die am Donnerstagabend in der Halle Tanzbühne in der Eberswalder Straße stattfand.
Was dort genau besprochen wurde, wollte das Wohnungsunternehmen aber nicht mit der Öffentlichkeit teilen: „Keine Presse“, hieß es von den Deutsche-Wohnen-Mitarbeitern am Eingang. Sie führten Listen und ließen nur Bewohner in den Saal. Alle Journalisten mussten zusammen mit den von der Initiative gebastelten Schildern vor der Tür bleiben – „Sozialverträgliche Mieten!“, „Wir bleiben!“, „Kampf den Spekulanten“ und „Keine Eigentumswohnungen“ war auf ihnen zu lesen.
Konkrete Planungen werden geheim gehalten
„Die gestrige Veranstaltung war keine öffentliche Veranstaltung. Eingeladen waren nur Mieter der Wohnanlage, um sie über alle geplanten Maßnahmen zu informieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, alle offenen Fragen zu klären“, teilt uns Mira Schnittger von der Deutsche Wohnen mit. Warum die Öffentlichkeit trotz ausdrücklicher Einladung durch die Mieter nicht eingeweiht werden soll? Kein Kommentar.
Ähnlich geheimniskrämerisch hält es die Deutsche Wohnen mit den konkreten Planungen rund um den Gebäudekomplex in der Topsstraße. Zwar hat der Bezirk Pankow mit der Deutsche Wohnen einen Vertrag über eine „sozialverträgliche Sanierung“ abgeschlossen. Doch wer den Vertrag einsehen will, wird enttäuscht: „Die Vereinbarung ist ein privatrechtlicher Vertrag zwischen dem Bezirk Pankow und der Deutsche Wohnen. Dass wir diesen daher nicht veröffentlichen, ist zwischen beiden Vertragspartnern so vereinbart“, so Schnittger von der Deutsche Wohnen. Selbst die Mieter dürfen nur Eckpunkte der Vereinbarung einsehen, und müssen dafür ins Büro der Mieterberatung Prenzlauer Berg kommen. Laut Bezirksstradtrat Vollrad Kuhn (Grüne) geht die Geheimhaltung des Dokuments auf den Wunsch der Deutsche Wohnen und nicht auf den des Bezirks zurück.
Härtefallregelungen sollen Mieter schützen
Und wie passen Mieterhöhungen um 75 Prozent mit einer „sozialverträglichen Sanierung“ zusammen? „Die Vereinbarung enthält entsprechende Härtefallregelungen“, sagt Kuhn. Diese Regelungen sollen Belastungen, Verunsicherungen und die Notwendigkeit von Umzügen minimieren. Wie auch beim Deutsche-Wohnen-Projekt in der Grellstraße soll „die Bruttowarmmiete bei finanziellen Härtefällen nach einer Modernisierung 30 Prozent des Nettohaushaltseinkommens der Mieter nicht übersteigen“, heißt es im Eckpunkte-Papier. Außerdem soll es Ersatzwohnungen und kostenfreie Ausweichquartiere für die Dauer der Baumaßnahmen geben, aber auch „Hilfe und Unterstützung beim Wunsch nach dauerhaftem Umzug“.
Das Bezirksamt Pankow will gemeinsam mit der Mieterberatung „die Einhaltung der vereinbarten Lösungen überprüfen“. In die nächste Runde geht es am 13. November. Dann wird im Stadtentwicklungsausschuss der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) ein neuer Forderungskatalog der Mieterinitiative Topsstraße besprochen werden – diesmal unter den Augen der Öffentlichkeit.