Geht es jetzt, nach den guten Nachrichten aus der Gleimstraße, endlich voran in Sachen Milieuschutz in Pankow? Spoiler: Wahrscheinlich nicht. Was in dieser Woche sonst noch los war, haben wir hier zusammengefasst.
Liebe Leserinnen und Leser,
ob der Bezirk sein Vorhaben dieses Mal durchzieht? Die Mieter der Gleimstraße 56 freuten sich nur vorsichtig, als es hieß, dass Pankow sein Vorkaufsrecht ausüben will und die kommunale Gesobau das Haus für fast 8 Millionen Euro kauft.
Kein Wunder, hat man in Prenzlauer Berg doch schon mal erlebt, dass der Bezirk in Sachen Vorkaufsrecht einen Rückzieher macht. So geschehen in der Belforter Straße 16. Während in Friedrichshain-Kreuzberg gefühlt ein Haus nach dem anderen in den kommunalen Bestand übergeht, tastet sich Pankow mit kleinen Schritten voran. Daran dürfte selbst ein gelungener Vorkauf in der Gleimstraße kaum etwas ändern.
Thema der Woche:
- Keine Entwarnung beim Milieuschutz: Warum der Vorkauf in der Gleimstraße 56 ein glücklicher Einzelfall bleiben könnte.
- Vorkaufsrecht, die Zweite: Nach missglückter Premiere wagt Pankow einen zweiten Anlauf.
Und was war sonst los in Prenzlauer Berg?
- Radfahren statt parken: Ein „extrabreiter“ Fahrradweg soll auf den Parkplätzen der Schönhauser Allee entstehen. Wenn denn der Senat mitmacht.
- Krach im Mauerpark: Anwohner beschweren sich über „Lärm und Ruhestörung“ durch Straßenmusiker. Die nutzen die BVV-Tagung für Protest.
- Keine Ahnung: Wie viele Immobilien vermietet Pankow eigentlich? Und wie viel Miete bekommt der Bezirk? Wenn das Bezirksamt das nur wüsste…
Bild der Woche:
Was ist los am Arnimplatz? Der Spielplatz ist wieder gesperrt, ein Schild am Eingang begründet dies unter anderem mit „verfaulten Holzeinfassungen“, wie das Foto unserer Leserin Stephanie zeigt. Sie schrieb dazu: „Ich glaube ja, dass es nicht daran, sondern an den ganzen Vorfällen der letzten Wochen liegt…“
Die Nachfrage beim Bezirksamt ergibt: Unsere Leserin hat recht. Tatsächlich ist der Spielplatz wegen der wiederholten Funde von Rasierklingen und Nadeln gesperrt. Das Straßen- und Grünflächenamt hat schlicht die falschen Schilder verwendet. Mehr zum Thema lest ihr hier.
Kurz & Knapp
- Alt-Bürgermeister: Der ehemalige Pankower Bezirksbürgermeister Jörg Richter ist am Samstag verstorben – knapp zwei Monate vor seinem
79. Geburtstag. Er war bis 1999 Bezirksbürgermeister im Alt-Bezirk Pankow. - Freie Kunst- und Kulturszene: Künstlerinnen und Künstler, Initiativen und Vereine können für Projekte, die in Pankow realisiert werden, Unterstützung vom Bezirk bekommen. Für Projekte, die 2019 umgesetzt werden, ist bis zum 15. Oktober 2018 ein Antrag auf Förderung möglich. Die Frist gilt auch für freie Kunst- und Kultureinrichtungen im Bezirk, die keine öffentliche Spielstättenförderung erhalten.
- Sprechstunden fallen aus: Die Berufshilfeberatung des Pankower Jugendamtes bleibt wegen einer Software-Umstellung vom 17. – 21. September 2018 geschlossen.
- Einschränkung: Eine „Teamentwicklungsmaßnahme“ steht beim Bürgeramt Pankow an, das daher am 21. September nur eine Notsprechstunde anbieten kann. Termine bleiben bestehen, auch das Abholen von Pässen, Führerschein und anderen Dokumenten ist möglich.
Unsere Fundstücke für Prenzlauer Berg:
- Luxussanierungen: Mal eben einen neuen Fahrstuhl einbauen? Das wird in Pankows Milieuschutzgebieten künftig schwieriger. Der zuständige Stadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) lässt seine Mitarbeiter bei Bauanträgen jetzt noch genauer hinschauen, schreibt die Berliner Morgenpost.
- „Mauerpark“ in Kalifornien: In San Francisco eröffnet ein Café, das nach dem berühmten Park am Rande von Prenzlauer Berg benannt ist. Über die Gründe für diese Namenswahl sprach Besitzerin Salome Buelow mit dem Tagesspiegel.
Kriminelles und Unschönes aus dem Kiez:
- Tödlicher Fahrradunfall: Am Samstagabend in der Kastanienallee ist ein 54-Jähriger mit seinem Rad in die Tram-Schienen geraten und vor einen entgegenkommenden Laster gestürzt. Der Radfahrer starb noch an der Unfallstelle.
Diese Berliner Themen sind wichtig für uns:
- Geschützte Radwege: „Protected Bike Lanes“ heißen die Radstreifen, die das Fahrradfahren in Berlin endlich sicher machen sollen. Die ersten Abschnitte dieser Art sollen laut Berliner Morgenpost noch in diesem Jahr fertiggestellt werden – allerdings nur an drei Stellen.
- Wohnungstausch: In Berlin können Mieter der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften nun ihre Wohnungen miteinander tauschen. Doch wie der Tagesspiegel berichtet, hält sich die Begeisterung bei einigen Mietern deutlich in Grenzen.
- Milieuschutz light: Wer im Milieuschutzgebiet wohnt, muss nicht fürchten, dass seine Miet- in eine Eigentumswohnung umgewandelt wird? Von wegen. Offensichtlich gibt es einen einfachen Weg, diese Verordnung auszuhebeln, schreibt die Berliner Morgenpost.
Kiezfoto:
Termine und Tipps:
- 19.9. Premiere von „Hähnchenhaus Fotzycat“ im Ballhaus Ost: „4 Typen, die auf der Seite der Ausbeutung in der internationalen Arbeitsteilung stehen, versuchen vergeblich, ihre Verbrechen zu rechtfertigen“, heißt es in der Ankündigung für das Stück von Franz Beil. Beginn ist um 20 Uhr.
Lesestoff:
Unsere Kollegin Julia Schmitz und Joyce Rosenthal sind über Baumwipfel spaziert, haben Bären besucht und Birnenschnaps getrunken. Mit ihrem neuen Buch beweisen sie: Für den Ausflug ins Grüne müssen Berliner nicht weit fahren.
Das habt ihr vielleicht verpasst: Ist hier ein Kinderhasser unterwegs?
- „Da bleibt keine Empathie übrig“: Wie tickt ein Mensch, der Rasierklingen in einem Sandkasten auslegt? Wir haben mit einer Kriminalpsychologin über die Ereignisse am Arnimplatz gesprochen.
Zitat der Woche:
„Wir haben in den vergangenen Jahren die Erfahrung machen müssen, dass es viele Eigentümer gibt, die ihre Spielräume bis zum Exzess versuchen auszunutzen“,
sagt Christoph Speckmann, Leiter des Pankower Stadtentwicklungsamtes über das Verhalten von Hauseigentümern in Pankower Milieuschutzgebieten.
Dabei fallen mir die hemmungslosen Spekulanten aus Martin Scorseses Film „The Wolf of Wall Street“ ein. Deren Eskapaden sind auf der Leinwand saukomisch. Weniger lustig ist es, wenn der Exzess sich auf Häuser und Wohnungen ausbreitet, die Menschen ihr Zuhause nennen.
Wir wünschen euch schöne Tage, die frei von Exzessen sind – oder auch nicht, je nachdem, was ihr geplant habt.
Eure Sarah Schaefer und die ganze Redaktion