Eissorten

Die witzigsten Eissorten von Prenzlauer Berg

von Julia Schmitz 19. Juli 2018

Ketwurst-Sorbet oder Leberwurst-Zitrone: In den Medien wird oft über die absurden Eissorten in Prenzlauer Berg gescherzt. Aber wie verrückt sind sie wirklich? Wir haben sechs ausgefallene Geschmacksrichtungen gesucht – und natürlich auch getestet.


Als Kinder konnten wir zwischen Vanille, Erdbeere und Schokolade wählen, später fanden Zitrone und Haselnuss ihren Weg in die Kühltruhen – Pistazie und Straciatella waren das höchste der Gefühle. Und 2018? Wer aus Tradition immer wieder auf Schokoladeneis zurückgreift, wird auch diesen Sommer in Prenzlauer Berg nicht enttäuscht – doch einige Eisdielen im Stadtteil wagen den Blick über den Tellerrand und die Kombination von Geschmacksrichtungen, die man aus eigenen Stücken nie und nimmer in einen Topf geworfen hätte. Nachdem wir im letzten Sommer schon die schrägsten neuen Eisdielen ausgekundschaftet hatten, haben wir uns diesmal tapfer durch das aktuelle Angebot geschleckt und folgende Highlights gefunden:

Blaubeere-Lavendel

Was? Wir starten mit einer sanften Sorte – zumindest lässt der Name erstmal darauf schließen. Doch die Eiskugel in sattem Pink, die mir in der PAR Creamery ins Hörnchen geschaufelt wird, bringt erstaunliche Geschmackswendungen mit sich: Im ersten Moment schmeckt es, als hätte ich in ein mit Lavendel gefülltes Duftkissen gebissen, welches man zwecks Abwehr von Motten in den Kleiderschrank legt. Doch die auf meinem Gaumen recht schnell überwiegende Blaubeere lässt mich die erste Irritation vergessen und das hausgemachte, ausnahmslos vegane Eis bis zum letzten Schleck genießen.

Alternative: Für alle, die es herb und kalorienreich mögen: „Weiße Schokolade mit gesalzenem Karamell“

Wo? PAR Creamery, Oderberger Straße 38, 10435 Berlin

Wie viel? 1,60€ pro Kugel

Tonkabohne mit Sesamkrokant

Was? In Südamerika wird die Tonkabohne in Amulette eingearbeitet, da ihr magische Kräfte nachgesagt werden – in Prenzlauer Berg verarbeitet man die Samen vom Tonkabohnenbaum zu Speiseeis. Das ist erstaunlich lecker: Mit ihrem leicht bitteren Geschmack, der an Vanille erinnert, sowie der Abmilderung durch Sesamkrokant überzeugt das cremige Eis gleich mit dem ersten Bissen. Wie sich das für Prenzlauer Berg gehört, sind alle Zutaten von feinster Bio-Qualität, außerdem wird bei der Produktion im eigenen Haus auf Aromastoffe verzichtet – und das schmeckt man.

Alternative: Wer auf den Feierabend wartet, greift zur alkoholfreien Sorte „Moscow Mule“, die nach erfrischender Schlangengurke schmeckt. Weniger Experimentierfreudige sollten sich unbedingt von Aprikose-Rosmarin, Orange-Salbei oder Schwarzem Sesam verführen lassen.

Wo: Rosa Canina, Hufelandstraße 7 & Pasteurstraße 32, 10407 Berlin

Wie viel: 1,60€ pro Kugel

Eis

Sieht harmlos aus, hat es aber in sich: Rote Bete Eis

Cocoa Ash

Was? Auf den ersten Blick wirkt der Name harmlos: „Cocoa Ash“ nennt sich die Sorte, die im tribeca in der Rykestraße verkauft wird. Jede Sorte wird auf der Basis von selbst produzierter Nussmilch, Kakaobutter und Kokosmilch hergestellt und ist somit vegan und sojafrei. Um die gewöhnungsbedürftige schwarze Farbe zu erzielen, wird dem Kokosnuss-Eis Aktivkohle hinzugefügt – ein Bestandteil, den ich ehrlich gesagt bisher nur aus Gesichtsmasken gegen unreine Haut kannte. „Die Kokosnussmilch überwiegt, aber es schmeckt durchaus nach Asche und ist damit ein absolutes Liebhabereis“, erklärt mir Inhaber Franz Zinsmeister. Produziert wird die Sorte daher nur, wenn Aktivkohle von richtig guter Qualität vorhanden ist – weshalb „Cocoa Ash“ leider nicht immer verfügbar ist. Fazit: Hier lernen die Geschmacksknospen noch etwas dazu!

Alternative: Sollte das Eis nicht vorrätig sein oder die eigene Hemmschwelle doch unüberwindbar, steht eine Kugel „Grapefruit-Mate“ oder „Schwarzer Sesam“ ebenfalls hoch im Kurs der ausgefallenen Mischungen.

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Wo? tribeca ice cream, Rykestraße 40, 10405 Berlin

Wie viel? 2,20€ pro Kugel

Rote-Bete-Apfel

Was? Es gibt eigentlich nur zwei Fraktionen: Menschen, die Rote Bete mögen und solche, die sie verabscheuen. Ich pflege seit Jahren eine zwiespältige Hassliebe zu der dunkelroten Rübe und war deshalb besonders gespannt, wie sich das erdig schmeckende Gewächs als Sorbet macht. Und siehe da: So verrückt es auch klingt – es ist tatsächlich sehr lecker! Die Rote Bete ist ganz klar herauszuschmecken, wird aber durch den beigefügten Apfel angenehm abgemildert, so dass das Eis in seiner Gesamtheit etwas fruchtiges und erfrischendes erhält. Absoluter Pluspunkt: Anders als das Erdgewächs hinterlässt das Eis keine roten Finger!

Alternative? Wer auf Gemüseacker im Hörnchen steht, kann gleich mit dem Karotten-Eis weitermachen!

Wo? Oak & Ice, Schönhauser Allee 52, 10437 Berlin

Wie viel? 1,50€ pro Kugel

Blutpfirsich-Marzipan-Riesling

Was? Wie es zu dieser abstrusen Zusammenstellung gekommen ist, stelle ich mir so vor: Zwei Menschen sitzen bei einem kühlen Glas Riesling zusammen, auf dem Tisch steht eine Obstplatte mit Blutpfirsich – und als dieser aufgegessen ist und die Lust auf sündhaft Süßes steigt, wird das von Weihnachten übrig gebliebene Marzipan in die Runde geworfen. „Wie das wohl schmecken würde, wenn man alles gleichzeitig in den Mund steckt?“ Das Hokey Pokey hat es getan und verkauft die wagemutige Mischung, die sich in genau der Reihenfolge des Namens im Mund ausbreitet: Erst schleicht sich der Blutpfirsich an, dann folgen das zuckrige Marzipan und im Abgang ein Hauch Riesling. Kalorienreich und ehrlich gesagt ein wenig pervers – aber auch richtig lecker.

Alternative? Bleiben wir bei den Absonderlichkeiten und löffeln uns durch eine Kugel Blutorange-Bergamotte mit weißer Schokolade!

Wo? Hokey Pokey, Stargarder Straße 72, 10437 Berlin

Wie viel? 1,80€ pro Kugel

Eis

Lakritz-Marshmallow: Nichts für schwache Gemüter!

Lakritz-Marshmallow

Was? Ich schließe meine haarsträubende Recherche mit der Eissorte, die mich am meisten Überwindung gekostet hat: Lakritz-Marshmallow klingt für mich einfach nur gruselig, da ich Lakritz nicht ausstehen kann und Marshmallows auch nur im Notfall esse. Ich werde dann auch nicht enttäuscht: Die hellbraune Kugel mit den aufgesetzten rosanen und weißen Marshmallows schmeckt ziemlich intensiv nach dem schwarzen Wurzelextrakt des echten Süßholzes – so intensiv, dass ich das Eis schnell an meine Begleitung weiterreiche. Die ist davon ziemlich begeistert und freut sich vor allem über die fluffige Konsistenz der kleinen Schaumzuckerstückchen. Fazit: Wer sich für Lakritz begeistern kann, wird hiermit seine pure Freude haben!

Alternative? Ich greife zum Bolle-Eis, das aus Blaubeeren und Keks besteht und meine Geschmacksnerven besänftigt.

Wo? Bolle Eis, Bornholmer Straße 14a, 10439 Berlin

Wie viel? 1€ für eine kleine, 1,80€ für eine große Kugel

 

Du hast noch viel verrücktere Eissorten im Kiez ausgekundschaftet?
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In dieser Woche haben haben wir den sommerlichen Themen-Schwerpunkt Eis in Prenzlauer Berg – dies ist der zweite Artikel.

1.) Im Kollwitzkiez wird seit kurzem japanisches „shaved ice“ serviert. Wir wollten wissen, was dahinter steckt

 

 

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