Ein Bezirk, den beim Stichwort Milieuschutz die Angst packt, kämpferische Mieter in der Gleimstraße und das 1×1 in Sachen Vorkaufsrecht – das war die Woche in Prenzlauer Berg. Außerdem: Ein rostender Ernst Thälmann und sonntägliche Currywurst.
Liebe Mitglieder!
es gibt Bezirke, die trauen sich was und ziehen mutig in den Kampf um bezahlbare Mieten. Und es gibt Pankow. Beim Stichwort Vorkaufsrecht bekommt man es hier schnell mal mit der Angst zu tun. Das wiederum ist ein Grund zum Fürchten für Prenzlauer Berger Mieterinnen und Mieter. Die ganze Geschichte steht in unserem:
Schwerpunkt der Woche: Vorkaufsrecht in Prenzlauer Berg
- Pankow zieht den Schwanz ein: Erst stolz verkünden, dann möglichst heimlich wieder aufheben: der Bezirk macht einen Rückzieher beim Vorkaufsrecht für die Belforter Straße 16.
- Nächste Chance für den Milieuschutz: Das Haus in der Gleimstraße 56 wurde gerade verkauft. Schafft es der Bezirk diesmal, das Vorkaufsrecht anzuwenden?
- Milieuschutz, quo vadis?: Negativattest, Vorkaufsrecht, Abwendungsvereinbarung – hä? Mit meiner Kollegin Julia habe ich versucht, das 1×1 von Milieu- und Mieterschutz verständlich zu erklären – im aktuellen PBN-Podcast.
- Doppelte Spielplatzeröffnung: Man glaubt es kaum, doch in Prenzlauer Berg werden nicht nur Spielplätze wegen Verfalls geschlossen, ab und zu werden auch nagelneu sanierte wiedereröffnet! So wie jetzt am Wasserturm: Nach „nur“ zwei Jahren Bauzeit erstrahlt der dortige Spielplatz in neuem Glanz. Auf den neuen „Wasser-Matsch-Tisch“ ist Stadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) besonders stolz.
Und auch jede Spielplatz-Posse hat mal ein Ende: Am Teutoburger Platz hat es der Bezirk fertig gebracht, dass ab sofort außer Lebensgefahr getobt, geklettert und gespielt werden darf. - Kiezladen in der Gleimstraße schließt: Über 26 Jahre lang gab gab es bei Getränke Hoffmann in der Gleimstraße 54 Saft, Brause und Bier für die Nachbarschaft. In den letzten dreieinhalb Jahren führte Kerstin de Sombre mit ihren Söhnen das Geschäft. Leicht hatte sie es nie, wie wir schon mal berichtet haben. Jetzt ist endgültig Schluss: Der Mietvertrag wurde nicht verlängert. „Man hört, die feinen Leute möchten lieber ein Restaurant“, sagt de Sombre. Am Samstag hat de Sombre zum letzten Mal geöffnet. Für die Betreiber-Familie geht es weiter, sie wechselt in den Vertrieb eines Bierherstellers. „Nur für die Leute im Kiez tut es mir Leid, die wissen jetzt gar nicht mehr, wo sie einkaufen sollen – ringsrum gibt’s ja nur noch Restaurants“, sagt de Sombre. Wir sagen traurig Tschüss und wünschen alles Gute!
- Die letzte Parkzone: Als letztes Gebiet westlich der Greifswalder Straße wird bald auch das Viertel rund um die Wohnstadt Carl Legien nördlich der Grellstraße zur „Parkraumbewirtschaftungszone“. Ab 1. April 2019 wird hier gegen ungeliebte Fremdparker vorgegangen, das Parken wird kostenpflichtig. Eigentlich war die Parkzone schon länger in Planung, die Umsetzung verzögerte sich allerdings: Weil die Carl-Legien-Siedlung zum UNESCO-Welterbe gehört, lehnte das Denkmalamt das Aufstellen von Parkautomaten ab. Dort wird jetzt reines Anwohnerparken eingeführt.
Unsere Fundstücke für Prenzlauer Berg:
- Zahn der Zeit im Thälmannpark: Ernst Thälmann ist ein Fall für den Restaurator, schreibt die Berliner Zeitung. Das Denkmal an der Greifswalder Straße verrostet von innen.
- Täglich grüßt die Currywurst: Fans der Prenzlauer Berger Currywurst können jubeln: Konnopke’s Imbiß hat ab sofort auch sonntags geöffnet! Die Berliner Morgenpost hat die Öffnungszeiten gecheckt.
- Verkehrssicherheit: Der Auto Club Europa hat das Fahrverhalten in Prenzlauer Berg und Friedrichshain untersucht, berichten die Potsdamer Neuen Nachrichten. Mit so beunruhigenden Ergebnissen wie: Die Hälfte der Autofahrenden macht beim Abbiegen keinen Schulterblick.
Die beste Facebook-Gruppe aller Zeiten ist die Prenzlauer Berg Nachbarschaft – beitreten, Nachbarn kennenlernen, Bescheid wissen!
Kriminelles und Unschönes aus dem Kiez:
- Es sind Sommerferien in Prenzlauer Berg und auch die ÜbeltäterInnen sind im Urlaub: Die Polizei hat in dieser Woche nichts zu berichten.
- S-Bahn-Stationen: Für Aufregung sorgte in dieser Woche der Plan der S-Bahn, künftig auf der Ringbahn Haltestellen auszulassen, um Verspätungen wieder einzuholen. Inzwischen wurde zurückgerudert: Das sei nur eine Idee und werde nur gemacht, wenn die Kunden es akzeptieren, so die S-Bahn. Das Durchfahren bei Verspätung sei nur einer von insgesamt 180 Bausteinen zur Qualitätsverbesserung, schreibt der Tagesspiegel.
- Tempo 30 wirkt: Die Luft an de Leipziger Straße ist nach der Einführung der Tempo 30-Zone besser geworden, berichtet die Morgenpost. Die Stickoxid-Belastung sank von 84 Mikrogramm pro Kubikmeter im Mai auf 69 Mikrogramm im Juni.
- Jugendamt im Ausnahmezustand: Das Pankower Jugendamt ist vor lauter Überforderung immer noch kaum arbeitsfähig. Von miesen Räumen, wenig Zeit und fehlendem Personal berichtet eine Mitarbeiterin im Tagesspiegel.
Kiezfoto:
- Freitag, 13. Juli (heute): Gemeinsam mit dem Liedermacher Wolf Biermann und der Schriftstellerin Herta Müller gedenkt die Gethsemane-Gemeinde um 18 Uhr des vor einem Jahr verstorbenen chinesischen Menschenrechtlers und Nobelpreisträgers Lu Xiaobo.
- Sonnabend, 14. Juli: Beim Vurst-Workshop in der Vetzgerei in der Raumerstraße könnt Ihr lernen, wie man vegane Würstchen und Streichwurst macht.
- Montag, 16. Juli: Im Museum am Wasserturm startet die Ausstellung „weitergehen – weiter gehend“ mit Fotografien von Hans Jörg Prüfer. Die Bilder zeigen Protestbewegungen der letzten Jahre – gegen Klimawandel, Kriege und das immer teurer werdende Leben in den Städten. Offiziell eröffnet die Ausstellung am Donnerstag, 19. Juli um 18 Uhr in Anwesenheit des Künstlers.
Das habt Ihr vielleicht verpasst: Unseren Bildungs-Schwerpunkt
- Slow Abi: Die Wilhelm-von-Humboldt-Schule wird von Bewerbern überrannt. Viele Eltern wollen ihren Kindern hier ein sanftes Abitur bescheren. Und auf einmal gibt’s – Berufsberatung. Christian Füller porträtiert die Schule– als ersten Teil einer Bildungs-Reihe.
- Zu wenige Schulplätze an der Sonne: Der Schlamassel um die Schulplätze in Pankow steht für eine tiefere Berliner Misere, schreibt unser Gastautor Romanus Otte: Das Versagen vor der historischen Chance einer wachsenden Stadt.
- Der „Prenzlauer BER“ steht in der Bonhoeffer-Straße: Das haben wir kürzlich herausgefunden. Statt einer Riesen-Turnhalle befindet sich dort: das absolute Nichts.
Zitat der Woche:
- „Verglichen mit anderen Leuten müssten wir hier ja besser geschützt sein. Aber wenn man sich im Kiez mal so umschaut: So richtig zu funktionieren scheint das mit dem Milieuschutz ja trotzdem nicht.“
Wenn eh alles nichts bringt, dann ist es: Vurst! In diesem Geiste melde ich mich jetzt für den veganen Wurst-Kochkurs in der Vetzgerei an – die Vürstchen kann ich dann am Sonntag direkt im Mauerpark grillen!
Habt ein fröhliches Wochenende!