Schönhauser Allee Arcaden

Schönhauser Allee Arcaden: Wellness statt Konsumhölle

von Kristina Auer 23. Mai 2018

Die Schönhauser Allee Arcaden werden neu und schick, inklusive Sofas und Kinderparadies.


Es soll Menschen geben, die sich in ihrer Freizeit gern in Einkaufszentren aufhalten. Und dann gibt es welche, die haben keinen besseren Ort, um täglich ein paar Stunden rumzubringen. Beide Gruppen dürfte diese Nachricht freuen:  Die Schönhauser Allee Arcaden sollen demnächst bequemer werden, allen Hobby- und Teilzeit-Einkäufern zuliebe. Laut der Betreiberfirma Unibail-Rodamco wird das Einkaufszentrum ab Sommer einer „Verjüngungskur“ unterzogen.

 

Einkaufszentrum als Mini-Universum

Das Shoppingcenter hat in unserer Zeit seinen Zweck als furchteinflößende Beschaffungsquelle primärer und sekundärer Lebens- und Hilfsmittel für das alltägliche Überleben sowieso längst überschritten. Das beweisen die Schönhauser Allee Arcaden schon seit Jahren. Hier wird nicht nur herumgerannt und konsumiert, nein: das Einkaufszentrum ist längst zur eierlegenden Wollmilchsau aus Schafsweide, Bienenheimat und Weihnachtsfeier mutiert. Ok, in die Stadtbibliothek geht eh‘ niemand, aber: Von den Schönhauser Allee Arcaden aus wird sogar die Rettung der Welt in Angriff genommen.

Nun also ein Umbau. Das Hauptanliegen der Entwickler: „Die Besucher zu ausgedehnten Aufenthalten im Center anregen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Deswegen ist die erste Phase des Umbaus ganz der Verbesserung der Aufenthaltsqualität gewidmet. Erreicht werden soll sie über einen eigenen Kinderbereich und komfortable Sitzgelegenheiten. Anstatt mit kargen Bänken vorlieb nehmen zu müssen, können sich die Langzeit-Shopper in Zukunft also in mehreren Bereichen im Center auf Sofas räkeln. Außerdem werden die sanitären Anlagen komplett erneuert, verspricht der Betreiber.

Die neuen Pläne bieten nicht nur Linderung fürs Gesäß, sondern auch fürs Auge: Von „Design-Highlights“ ist die Rede. Der Eingang der Schönhauser Allee Arcaden – der Nabel, oder zumindest für viele der gefühlte Mittelpunkt von Prenzlauer Berg – er soll neu gestaltet werden und künftig schon von außen „die helle und offene Atmosphäre des Innenbereichs“ vermitteln. Außerdem ist ein neues Farbkonzept für das gesamte Center in Planung. Zum 20. Arcaden-Geburtstag am 3. März 2019 wird das Center wohl noch nicht vollständig in neuem Glanz erstrahlen: Mit der Fertigstellung ist im Herbst nächsten Jahres zu rechnen.

 

Neue Heimat Shoppingcenter?

Vielleicht ein kleiner Trost für alle Wohnungssuchenden: Wer in Prenzlauer Berg kein erschwingliches Dach über dem Kopf mehr findet, kann sich künftig in den Schönhauser Allee Arcaden ein öffentliches Wohnzimmer einrichten. Ob dann am Center-Eingang bald Pantoffeln ausgegeben werden und die Loungebereiche auch mit Fernsehern ausgestattet sind, ist uns bisher nicht bekannt. Zusammen mit Asia-Imbiss, Bäckerei, Fitnesscenter und den nagelneuen Sanitäranlagen könnte man sich die Miete dann gleich ganz sparen und in den Schönhauser Allee Arcaden einziehen.

Jetzt wird es vielleicht etwas fantastisch, aber mal ehrlich: läge es nicht an den Öffnungszeiten, warum sollte man so ein Center überhaupt noch verlassen wollen? Wohnen im Einkaufszentrum – die Lösung aller Platz- und Nutzungskonflikte der modernen Großstadt – könnte nach Latte Macchiato, Baby-Yoga und veganem Hundefutter zu einem weiteren Trend werden, der von der Schönhauser Allee aus die ganze Welt erobert.

 

(Visualisierung: Unibail-Rodamco)

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