Gefährliche Häuser

von Kristina Auer 29. April 2018

„Mir fällt die Decke auf den Kopf“ muss nicht immer metaphorisch gemeint sein. Das zeigen zwei aktuelle Beispiele aus Prenzlauer Berg. Außerdem sind die Nachtigallen im Kiez los und eine angeblich gewalttätige Grundschullehrerin wurde freigesprochen.


Liebe Mitglieder und AbonnentInnen!

Ihr kennt ja sicher den Spruch „mir fällt die Decke auf den Kopf“. Wer ihn ausspricht, meint das glücklicherweise meist im übertragenen Sinn. So ein Haus kann aber auch ganz wörtlich eine Gefahr für Leib und Leben sein. Die Bewohner eines Eckhauses an der Schönhauser Allee Ecke Wisbyer Straße können das bestätigen. Seit 29 Monaten ist das Haus mit einem ungesicherten Baugerüst umstellt – gebaut wird zwar nicht, dafür kommen ungebetene Klettergäste in Scharen. Das Schlimmste ist laut Mietern allerdings die Stromanlage: Dauernd falle der Strom aus, ein Elektriker habe das Arbeiten am Stromkasten im Treppenhaus als „lebensgefährlich“ bezeichnet. Jetzt könnte sich langsam mal der Bezirk kümmern, finden die Mieter. Wir machen die Schönhauser Allee 90 zum:

Thema der Woche: Ein lebensgefährliches Haus

  • Entmietung in der Schönhauser Allee? Müll, eine defekte Stromanlage, ein Geistergerüst: Im Eckhaus Schönhauser Allee 90 und Wisbyer Straße 1 fühlen sich Mieter vom Eigentümer aus dem Haus gemobbt.

Und was war sonst los in Prenzlauer Berg?

  • Die Nachtigallen-Forscherinnen: Es ist wieder Nachtigallen-Saison – auch in Prenzlauer Berg. Am Naturkundemuseum startet ein Forschungsprojekt, das uns alle zum Mitforschen aufruft. Wir gehen am 27. April mit Euch auf Nachtigallen-Expedition!
  • Plitsch? Quatsch! Wenn es in Prenzlauer Berg Sommer wird, glüht der Nachwuchs. Aber auf Prenzlauer Bergs Wasserspielplätzen ist Dürre angesagt. Wann wieder wo geplantscht werden darf, verrät unser Überblick.
Kurz und knapp:
  • Kampf gegen Antisemitismus: Zeitgleich zur Kundgebung „Berlin trägt Kippa“ in der Fasanenstraße zeigten am Mittwochabend auch viele Pankower Bezirksverordnete auf der Tagung Solidarität mit den Opfern von Antisemitismus in Berlin und trugen auf der BVV-Tagung die jüdische Kopfbedeckung. Auslöser war ein judenfeindlicher Angriff vergangene Woche am Helmholtzplatz.
  • Einigung am Pankower Tor: Zwar nicht in Prenzlauer Berg, aber gleich um die Ecke: Nach zehn Jahren Streit haben Senatsverwaltung, Bezirk und Investor Kurt Krieger sich am Pankower Tor auf eine Bauplanung geeinigt. Die Grundsatzvereinbarung wurde am Mittwoch im Bezirksamt in der Fröbelstraße unterzeichnet. Unter anderem sollen 2000 neue Wohnungen entstehen, davon rund 600 Sozialwohnungen.
  • Vertrag zwischen Bezirk und Deutsche Wohnen: Die Wohnanlage zwischen Tops-, Eberswalder Straße und Schönhauser Allee soll saniert werden, außerdem sollen Dachgeschosse ausgebaut werden und ein Neubau entstehen. Damit alles sozialverträglich abläuft und keine Mieter verdrängt werden, hat der Bezirk eine Vereinbarung mit der Eigentümerin Deutsche Wohnen geschlossen. Laut Bezirksamt ähnelt der Vertrag dem zum Bauvorhaben in der Grellstraße. Auch hier sind die Mieter allerdings misstrauisch.
  • Befragung zu Kinderrechten: Die Pankower Kinder- und Jugendbeauftragte ruft zum Mitmachen bei einer Befragung zum Thema Kinderrechte auf. Daraus entsteht ein Bericht für die UN über die Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland. In diesem Jahr können Kinder und Jugendliche selbst Antworten darauf geben, wie ihre Rechte ihrer Ansicht nach umgesetzt werden. Alle Infos zur Befragung gibt es hier.

Unsere Fundstücke für Prenzlauer Berg:

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  • Hausprobleme, die Zweite: In der Prenzlauer Allee verrottet ein Gebäude, die meisten Wohnungen stehen leer. rbb24 hat die Hintergründe recherchiert.
  • Hausprobleme, die Dritte: Anstatt sich um die großen Brocken wie erwähntes Haus zu kümmern, kämpft der Bezirk lieber im Kleinen für den Milieuschutz und verbietet einem Eigentümer in der Stargarder Straße die Verbreiterung eines Schlauchbads um 35 Zentimeter, damit die künftigen Mieter auf dem Weg zur Dusche nicht mehr über die Kloschüssel klettern müssen. Der Tagesspiegel berichtet über den Schlauchbad-Konflikt, der inzwischen vor Gericht verhandelt wird.
Kriminelles und Unschönes aus dem Kiez:
  • Das Erfreuliche zuerst: Die Polizei hat in dieser Woche nichts aus Prenzlauer Berg zu berichten.
  • Mit Oberleitung kollidiert: Am Dienstagvormittag gab es einen Zugunfall zwischen den Bahnhöfen Schönhauser Allee und Gesundbrunnen. Ein Regionalzug der Verkehrsgesellschaft Eurobahn kollidierte mit der Oberleitung und blieb ohne Strom liegen, berichtet der rbb.
  • Mutmaßlich gewalttätige Lehrerin freigesprochen: Die Lehrerin, die an einer Prenzlauer Berger Grundschule einen sechsjährigen Jungen getreten haben soll, wurde am Moabiter Kriminalgericht im Zweifel freigesprochen. Die 59-Jährige soll schon mehrmals durch aggressives Verhalten aufgefallen sein, schreibt die Morgenpost.

Frühling in Prenzlauer Berg!Is dit schöööön! Die wunderbarste Sammlung von Frühlingsfotos aus Prenzlauer Berg aller Zeiten haben wir in geballter nachbarschaftlicher Zusammenarbeit in unserer Nachbarschaftsgruppe zusammengetragen. Kommt und seht selbst!

Diese Berliner Themen sind wichtig für uns:
  • Kinderbetreuung: Die Qualität der Betreuung an Berliner Kitas wird schlechter, schreibt die taz. Weil sich Berlin auch trotz Fachkräftemangel an den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz halten muss, kündigt Bildungssenatorin Scheeres (SPD) befristete Überbelegungen von Kitagruppen an.
  • Frühlingsgefühle: In Berlin wird immer mehr geheiratet und sich immer weniger scheiden gelassen, schreibt die Morgenpost.
  • Arme Kunst: Am kommenden Wochenende ist wieder Gallery Weekend. Den Künstlern geht es in Berlin ziemlich schlecht, schreibt die Berliner Morgenpost. Sie sind arm wie Kirchenmäuse, die meisten schlagen sich mit Zusatzjobs, Freunden oder staatlicher Unterstützung durch. Besonders hart trifft es: die Frauen.

Termine und Tipps:

  • Freitag, 27. April: Holger Siemann liest in der Janusz-Korczak-Bibliothek aus seinem Prenzlauer-Berg-Roman „Das Weiszheithaus„.
  • Sonnabend, 28. April: Das Theater o.N. ist mit dem „Klangquadrat“ zu Gast in der Schaubude.
  • Montag, 30. April: Die 15. Friedvollen Walpurgisnacht im Mauerpark verspricht „Dub der guten Hoffnung“.
  • Dienstag, 1. Mai: Letzter Tag im Bassy Club.
  • Mittwoch, 2. Mai: Im Museum am Wasserturm startet die Europawoche.
  • Donnerstag, 4. Mai: Die Gruppe Hysterisches Globusgefühl spielt im Ballhaus Ost „Die Macht dieses Lochs“.

Das habt Ihr vielleicht verpasst:

  • Brandstiftung am Alten Schlachthof: Fast 24 Stunden dauerte es, bis das Feuer in der denkmalgeschützten Halle an der Landsberger Allee endlich gelöscht war. Die gute Nachricht: Die Prüfung der Statiker hat ergeben, dass die Halle nicht einsturzgefährdet ist.
  • Wann kommt die Bahn? Am Bahnhof Schönhauser Allee wird viel gedrängelt und gehetzt: Wer umsteigen will sieht erst auf dem Gleis, wann die nächste Bahn kommt. Was helfen könnte: Umsteige-Anzeiger.
Unser Zitat der Woche:
  • Wer sich wehrt, wird weggeklagt.

Das sagt Andreas Geil, Mieter in der Schönhauser Allee 90. Das Haus ist seit 29 Monaten eingerüstet, obwohl kaum etwas passiert. Eine Elektrikerfirma soll die Stromanlage des Hauses als lebensgefährlich bezeichnet haben. Geil und seine Nachbarn vermuten, der Eigentümer will sie aus dem Haus mobben.

Und ich muss jetzt los zum Baumarkt, Balkonpflanzen kaufen. Meine Nachbarn von gegenüber beschweren sich nämlich schon über die karge Aussicht. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen.

Habt ein wunderbares, hoffentlich langes Wochenende!
Eure Kristina Auer und die ganze Redaktion

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