Am alten Schlachthof brennt eine Fläche von 1200 Quadratmetern, die Feuerwehr ist über 24 Stunden lang im Einsatz.
UPDATE vom 19. April 2018:
Update: Die Untersuchungen am Alten Schlachthof haben ergeben, dass die Halle nach dem Brand nicht einsturzgefährdet ist. Auch der Denkmalschutz soll erhalten bleiben.
Statiker und Denkmalschutzamt haben nach der wahrscheinlichen Brandstiftung auf dem Gelände am Alten Schlachthof die betroffene Halle untersucht. „Nach Aussagen der Statiker besteht keine Einsturzgefahr“, teilte das Büro von Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) am Mittwochabend auf Anfrage mit. Aus dem Stadtentwicklungsausschuss war außerdem zu hören, dass auch der Denkmalschutz des Gebäudes erhalten bleibe.
ARTIKEL vom 16. April 2018:
„Endlich“, verkündete die Berliner Feuerwehr am Sonntagabend via Twitter: Das Feuer am ehemaligen Schlachthof an der Landsberger Allee sei aus. Zusammen mit dem Technischen Hilfswerk öffnete die Feuerwehr das Dach und löschte nach fast 24 Stunden alle Brandnester. Das Feuer war am Samstagabend ausgebrochen und zwang die Feuerwehrleute, über 12 Stunden lang mit 100 Einsatzkräften vor Ort zu sein. Auch die Freiwillige Feuerwehr war im Einsatz. Wegen des heftigen Qualms musste die Landsberger Allee stadtauswärts gesperrt werden.
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Am Montag wies von jenseits des Bauzauns nicht mehr viel auf das Feuer hin – abgesehen vom noch in der Luft liegenden Brandgeruch. Das Feuer hat vor allem das nördliche Seitenschiff der großen Halle an der Landsberger Allee ergriffen, dort ist die Decke komplett abgebrannt, verrät der Blick von der Straße durchs Fenster.
Polizei geht von Brandstiftung aus
„Wir gehen von einer vorsätzlichen Brandstiftung aus“, sagte uns ein Polizeisprecher. Die Ermittlungen seien zwar noch nicht abgeschlossen, aber ein technischer Defekt könne als Brandursache ausgeschlossen werden. Gebrannt habe eine Fläche von 1200 Quadratmetern, so die Feuerwehr. Um Rauch von den umliegenden Wohnhäusern fernzuhalten, wurde eine Art Riesenventilator eingesetzt. Wie gravierend der Brand zeitweilig war, zeigt ein Video, das die Feuerwehr ebenfalls über Twitter veröffentlichte:
#Feuer #PrenzlBerg
So sieht es aktuell aus. Das Feuer hat das Dach erfasst. Der Rauch zieht über die Stadt. pic.twitter.com/4Rq6mEQ9JP— Berliner Feuerwehr (@Berliner_Fw) 14. April 2018
Um das Gelände gibt es seit Jahren Streit: Eine Tochtergesellschaft der österreichischen UBM Development GmbH hatte das Gelände gekauft und wollte dort zunächst ein Kongresszentrum und dann Büros bauen. Erst Mitte März hatte der Investor einen neuen Bauantrag gestellt. Eine Sprecherin der Münchner Grund, ebenfalls eine Tochterfirma der UBM, sagte uns am Montag, das Gelände sei inzwischen verkauft worden. Über die neue Eigentümerin konnte die Sprecherin bisher keine Angaben machen.
Denkmalgeschützte Hallen waren schon vor dem Feuer sanierungsbedürftig
Statt Büros möchte die Bürgerinitiative „nichtnochncenter“ auf dem ehemaligen Schlachthofgelände lieber soziale Infrastruktur für das karge, umliegende Wohngebiet schaffen. Die Schlachthofhallen an der Landsberger Allee sind denkmalgeschützt und waren bereits vor dem Brand sanierungsbedürftig. Dass die Sanierung durch die Investoren nur schleppend voran ging, wurde von der Bürgerinitiative kritisiert: Die Hallen waren zwar eingerüstet, jedoch seien so gut wie nie Bauarbeiter gesehen worden.
Wegen dieser Verzögerungen könnte das Land Berlin vom Kaufvertrag zurücktreten und das Gelände zum ursprünglichen Kaufpreis von 2,37 Millionen zurückkaufen, findet die Bürgerinitiative. Das Grundstück wäre heute wahrscheinlich das Zehnfache wert. Trotzdem zeigte das Land wenig Interesse am Rückerwerb der Flächen, wohl auch aufgrund der teuren Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude.
„Unsere Vorschläge für die große Halle sind nach dem Brand wohl nicht mehr so einfach umsetzbar“, sagte uns Filip Stahl von der Bürgerinitiative. „Die einzigen, die von dem Brand profitieren könnten, sind die Eigentümer.“ Er gehe davon aus, dass diese jetzt einen Antrag stellen würden, die Halle abreißen zu dürfen, so Stahl. Ohne die Halle sei das Grundstück wahrscheinlich noch mehr wert.
2009 brannte schon einmal eine Schlachthofhalle
Unklar ist bisher, in welchem Zustand sich die Halle nach dem Brand befindet. Erst nach einer Beurteilung durch die Behörden könne geklärt werden, ob der Denkmalschutz bestehen bleibt, sagte uns der Denkmalschutzexperte Friedrich Wein.
Die Feuerwehr hatte das Gebäude als einsturzgefährdet eingestuft. „Der Eigentümer lässt derzeit alles durch seine Statiker prüfen. Unsere Denkmalschutzbehörde ist involviert, Genaueres kann voraussichtlich ab Dienstag dazu gesagt werden“, sagte uns eine Sprecherin von Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) am Montag. Stünden die Schlachthofhallen nicht so nah an vielen Wohnhäusern, hätte man das Gebäude wahrscheinlich kontrolliert abbrennen lassen, sagte ein Feuerwehrsprecher dem rbb am Sonntag.
Im Jahr 2009 brannte schon einmal eine der ehemaligen Schlachthofhallen, damals in der Eldenaer Straße. Der Brand entwickelte sich im Dachstuhl der Halle. Ein Feuerwehrsprecher vermutete auch damals gegenüber dem Tagesspiegel Brandstiftung als Ursache. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat uns auf die Anfrage zum Ausgang der damaligen Ermittlungen bisher keine Rückmeldung gegeben.