Prenzlauer Allee 45

Eigentumswohnungen in der Prenzlauer Allee 45

von Kristina Auer 9. Februar 2018

Der Verkauf der Wohnungen in der Prenzlauer Allee 45 ist gestartet. Die Mieter des Hauses hofften auf das bezirkliche Vorkaufsrecht – leider vergeblich.


Am Ende hat es nichts geholfen. Trotz des öffentlichkeitswirksamen Banners an der Hausfassade und zahlreichen Gesprächen mit unseren Bezirkspolitikern konnten die Mieter der Prenzlauer Allee 45 den Verkauf des Hauses an den Investor Nedeljko Prodanovic nicht verhindern.

Nun ist der Verkauf der einzelnen Wohnungen durch Prodanovics Firma Vandenberg Berlin gestartet. Aktuell sind noch 15 der ursprünglich 32 zum Verkauf stehenden Wohnungen zu haben. Zwischen 280 000 und 660 000 Euro kosten die noch verfügbaren Zwei- bis Vierzimmerwohnungen. Das sind Quadratmeterpreise zwischen 3 500 und 5 000 Euro, in Prenzlauer Berg inzwischen gängige Preise.

 

Keine Chance für das Vorkaufsrecht

 

Die Mieter des Hauses hatten den Verkauf mit Protesten zu verhindern versucht. Sie wünschten sich, dass der Bezirk von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch macht und das Haus von einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft oder einer Genossenschaft gekauft wird, damit sie in ihren Wohnungen bleiben können. Der Plan scheiterte am hohen Kaufpreis von rund sieben Millionen Euro und einer rechtlichen Unklarheit: Weil die Wohnungen im Haus in Einzeleigentum aufgeteilt sind, sprich einzeln weiterverkauft werden dürfen, ist laut Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) unklar, ob das bezirkliche  Vorkaufsrecht überhaupt angewendet werden darf. Der Bezirk winkte letztlich ab.

Prenzlauer Allee 45

Die Mieter der Prenzlauer Allee 45 (Foto: ka)

Die Mieter hatten stattdessen die Möglichkeit, ihre eigenen Wohnungen per Vorkaufsrecht zu erwerben – sechs Parteien nutzten die Gelegenheit. Das Problem: Zahlreiche Wohnungen im Haus standen leer und gingen direkt an den Investor. „Wenn wir unsere Wohnung gekauft hätten, hätte der Investor uns bei Eigentümerversammlungen immer überstimmen können“, sagt Andreas Heuer, einer der Bewohner. So hätten die ehemaligen Mieter keine Kontrolle über Umbaumaßnahmen gehabt und hätten gegebenenfalls hohe Kostenumlagen in Kauf nehmen müssen. Vielen war das Risiko zu hoch.

 

Zehn Jahre Schonfrist

 

Statt großzügiger Umbauarbeiten werden die Wohnungen nun direkt einzeln weiterverkauft. „Hätte ich das gewusst, hätte ich das Vorkaufsrecht genutzt“, sagt Heuer. Seine Vierzimmerwohnung hätte er für rund 270 000 Euro kaufen können, jetzt wird sie für 495 000 Euro zum Verkauf angeboten. Der Verkauf laufe aber gefühlt schleppend, so Heuer. „Bis jetzt hat noch niemand die Wohnung besichtigt. Kein Wunder bei dem Preis“, sagt Heuer.

Die Mieter müssen sich für die nähere Zukunft noch keine Sorgen machen: Zehn Jahre müssen vergehen, bevor neue Eigentümer Eigenbedarf anmelden und die Altmieter zum Auszug zwingen können. Schon jetzt sei die Hausverwaltung aber dabei, die bisher moderaten Mieten zu erhöhen und an den Mietspiegel anzugleichen. In zehn Jahren wird Andreas Heuer, der seit 1988 in Prenzlauer Berg lebt, den Stadtteil dann wahrscheinlich verlassen: „Das ist sowieso nicht mehr mein Kiez hier.“ Die Szene, die er einst an Prenzlauer Berg geschätzt habe, gebe es nicht mehr, jetzt sei ab 22 Uhr überall tote Hose, so Heuer.

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