Prenzlwichser und Latte-Schwaben

von Kristina Auer 19. November 2017

In dieser Woche geht es um Prenzlauer Berger Klischees, eine gute Beobachterin und ein neues Urteil zum Zweckentfremdungsverbot. Außerdem gibt es wichtige Neuigkeiten in Sachen Ökogarten an der Bornholmer Grundschule.


Liebe Mitglieder und Abonnenten!

Erstmal sorry für die vermeintliche Beleidigung gleich zu Beginn. Nichts läge uns ferner als unseren tollen Stadtteil zu bashen. Nein, hier geht es um die Hochkultur! Lest selbst in unserem:

 

Thema der Woche: Prenzlwichser und Latte-Schwaben

  • Die Beobachterin: Die Regisseurin, Autorin und Schauspielerin Constanze Behrends aus dem Bötzowkiez wird für ihre Arbeit mit Theaterpreisen fast schon überschüttet. In der Theater-Sitcom „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“ nimmt sie Kiezklischees aufs Korn. „Die Prenzlschwäbin hat bei uns geklaut“, sagt sie.

 

Und was war sonst los in Prenzlauer Berg?

  • Hoffnung für den Ökogarten: Lehrer, Eltern und Schüler an der Bornholmer Grundschule kämpfen gegen einen geplanten Erweiterungsbau auf dem hundertjährigen Schulgarten. Jetzt will der Senat die Schule in einem Modellprojekt an der Planung beteiligen.
  • Ferienwohnungen: Eine Prenzlauer Berger Familie will ihre Zweitwohnung in Wilhelmsruh vorübergehend an Touristen vermieten. Der Bezirk versagt die Erlaubnis und beruft sich auf das Zweckentfremdungsverbot. Das Verwaltungsgericht gab nun der Familie Recht.
  • Gleimtunnel: Was macht denn schon wieder ein Bauzaun da? Seit nicht mal einem Jahr ist der Gleimtunnel wieder offen. Jetzt ist der südliche Rad- und Fußweg schon wieder gesperrt.

Kurznachrichten

  • Am heutigen bundesweiten Vorlesetag wird in den Schulen und Bibliotheken in Prenzlauer Berg vorgelesen, was das Zeug hält. Neben Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) lesen bei uns im Kiez Promis wie Katarina Witt, Palina Rojinski und Bärbel Stolz.
  • Beliebtes Pankow: Fast jeder fünfte Umzug geht in Berlin in unseren Heimatbezirk. Damit ist Pankow im Bezirksvergleich auf Platz Eins. Das hat eine Studie von über 6000 Umzugsanfragen ergeben.
  • Die Bezirkskarte von Pankow ist in einer neuen Auflage erschienen, und zwar im Maßstab 1:15 000. Für 10 Euro ist das Stück beim Stadtentwicklungsamt erhältlich.
  • Auch in Pankow werden wieder SchöffInnen für das Landgericht Berlin und das Amtsgericht Tiergarten gesucht. Schöffen sind ehrenamtliche Bürger, die bei Gerichtsverhandlungen mit gleichem Stimmrecht wie RichterInnen mitentscheiden. Bewerben kann man sich beim Amt für Bürgerdienste.
  • Bis 19. Dezember entfällt beim Amt für Ausbildungsförderung die Dienstagssprechstunde. Grund sind Rückstände bei der Antragsbearbeitung im BAföG-Amt, die aufgearbeitet werden müssen.

Unsere Fundstücke für Prenzlauer Berg:

  • Baby-Panzer: 2,5 Millionen SUVs sind in Deutschland zugelassen, nicht wenige davon in Prenzlauer Berg. Die Huffington Post kann sich die „aus Stahl und Aluminium gefertigten Klimasünden“ nur damit erklären, dass die Deutschen es mit dem Klimaschutz nicht mehr so haben.
  • Parkplätze sind in Prenzlauer Berg bekanntlich ein rares Gut. Auf einem der letzten großen Flächen in der Conrad-Blenkle-Straße baut der Bezirk jetzt eine neue Grundschule. Für motorisierte Anwohner und Velodrom-Besucher wird es dann richtig eng, prophezeit die Abendschau.
  • Apropos Velodrom: Das wurde in dieser Woche 20 Jahre alt, genauso wie die Max-Schmeling-Halle am Mauerpark. Brücken zu bauen zwischen Ost und West, Prenzlauer Berg und Wedding, war die Idee beim Bau der Halle. Die Berliner Zeitung hat einen Rundgang gemacht.

Kriminelles und Unschönes aus dem Kiez:

Diese Berliner Themen sind wichtig für uns:

  • Wohnungsnot: Nirgendwo in Deutschland sind Wohnungen für Normalverdiener so unerschwinglich wie in Berlin, schreibt die Morgenpost. Für viele Familien wird der Traum von drei Zimmern, Küche, Bad unerreichbar. Auch am Stadtrand steigen die Preise inzwischen rapide, berichtet der Tagesspiegel. In Sachen Familienfreundlichkeit ist Prenzlauer Berg laut einer neuen Studie immer noch auf Platz 1, berichtet die B.Z.
  • Feministischer Porno: Die Pankower Jusos wollen Pornofilme fördern, in denen mehr Vielfalt und Gleichberechtigung zu sehen sind. Radioeins hat mit der Pankower Juso-Vorsitzenden Ferike Thom über den Vorstoß gesprochen.
  • Klimaschutz: Carsharing, Bio-Essen, Grün wählen – aber dreimal im Jahr in Urlaub fliegen? Die linksliberalen Eliten – der vielzitierte Bionade-Biedermeier – ist in Sachen Ökologie besonders bigott, findet ein Soziologe im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

 

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Die Bauarbeiten auf der Pappelallee sind vorbei!

Das Bezirksamt verkündet stolz: „Nach 29-monatiger Bauzeit sind die Straßenbauarbeiten in der Pappelallee zwischen Danziger Straße und Wichertstraße abgeschlossen.“ Am 22. November wird die Straße mit einer symbolischen Baumpflanzung an der Ecke Buchholzer Straße quasi wiedereröffnet. Für die Feierlichkeit kommt sogar unser Ex-Stadtrat und Jetzt-Staatssekretär Jens-Holger Kirchner (Grüne) mal wieder vorbei. Wegen starker Schäden wurden 48 Bäume in der Pappelallee gefällt und 59 neue gepflanzt. Außerdem wurden Fahrbahn, Gehwege, Straßenbeleuchtung und einige Straßenbahnhaltestellen erneuert. Kostenpunkt: 3,9 Millionen Euro.

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Termine und Tipps:

  • Sonntag, 19. November: In der Veranstaltungsreihe auslandSPRACHEN lesen die schwedisch-iranische Autorin Athena Farrokhzad und die Deutsche Lea Schneider ihre Texte.
  • Montag, 20. November: Der Liederzyklus „Winterreise“ von Franz Schubert ist beim Pankower Rathauskonzert zu hören.
  • Donnerstag, 23. November: Die Staatsgalerie Prenzlauer Berg eröffnet neu – und zwar in Mitte! Die Ausstellung „Brimford Collection“ zeigt Werke von Ronald Lippok.

Das habt Ihr vielleicht verpasst:

  • Papa, wie war das damals beim Mauerfall? Am 9. November 1989 war unsere Redakteurin Constanze Nauhaus gerade drei. Weil sie selbst keine Erinnerungen an den Tag hat, als die Welt auch in Prenzlauer Berg eine andere wurde, hat sie ihren Vater nach seinen Erlebnissen gefragt.
  • Faktencheck Thälmannpark: Großer Aufruhr in diesen Tagen um den alten Güterbahnhof: Es werden doch keine Wohnungen gebaut, hieß es. Wir erklären mal kurz, was stimmt und was nicht.

Unser Zitat der Woche:

  • „Das war alles so negativ und pseudoprovokant, immer ging es um Blut und Vergewaltigung. Ich hatte das Gefühl, alle stellen sich an die Rampe und brüllen ins Publikum, ohne Sinn und Ausdruck.“

Das sagt die Autorin, Regisseurin und Schauspielerin Constanze Behrends über den Eindruck, den sie als frischgebackene Schauspielabsolventin von der Berliner Theaterszene hatte. Weil sie ein humorvolles und lebensnahes Theater wollte, gründete sie kurzerhand ihr eigenes – das Weddinger Prime-Time-Theater.

Und ich hole mir jetzt auch gleich eine Theaterkarte für „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“. Diese Prenzlwichser muss ich mir mal aus der Nähe anschauen.

Ein Wochenende mit viel Grund zum Lachen wünscht Euch

Eure Kristina Auer & die ganze Redaktion

 

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