Der neue Hirschhof ist wieder offen. Dort kann jetzt auch die berühmt-berüchtigte Mauer betrachtet werden – inklusive Privatzugang für Eigentümer.
UPDATE vom 20. Juli 2017
Der Spielplatz auf dem neuen Hirschhof ist wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Am Platzhaus wird derzeit noch gebaut, es soll im Laufe des Sommers fertig werden. Der Verein Bürgersteig, der das Platzhaus betreiben wird, ruft Nachbarn zur Unterstützung auf. Es werden Helfer für die Ersteinrichtung und den Innenausbau, die Finanzierung und die Kommunikation der Angebote gesucht.
Auch die leidenschaftlich um- und bekämpfte, vor Gericht erstrittene Mauer (Historie weiter unten) inklusive Tor für die Privateigentümer des alten Hirschhofs kann nun erstmals begutachtet werden. Natürlich – wie es sich in Berlin gehört – bereits mit Graffitibemalung:
ARTIKEL vom 30. Mai 2017:
Der inzwischen jahrzehntelange Streit um den Hirschhof scheint ein für alle Mal beigelegt zu sein. Der Bezirk wollte den Garten, auf dem sich in den 80er Jahren die DDR-Oppositionellen trafen, als öffentliche Grünfläche erhalten. Die Eigentümer der Kastanienallee 10 sahen ihn stattdessen als ihr Privatgrundstück an – und bekamen vor Gericht Recht. Also baute der Bezirk eine ehemals abgerissene Mauer wieder auf und begann, auf dem nebenliegenden Grundstück einen neuen Hirschhof mit Spielplatz und Platzhaus für die Allgemeinheit zu planen. Prompt meldeten sich die Eigentümer wieder zu Wort: Ein Tor müsse in die Mauer, so wie es auch ehemals der Fall war.
Anwohner und Ex-Stadtrat Jens-Holer Kirchner (Grüne) erzürnte die Torforderung – der Verlust des geschichtsträchtigen Ortes hatte bereits Wunden geschlagen. Nun noch ein Privatzugang zum neuen Park wurde als Affront empfunden, den man nicht hinnehmen wollte. Das Tor wurde trotzdem eingebaut. Notfalls werde der Bezirk einen Zaun vor das Tor bauen, sagte Kirchner den Prenzlauer Berg Nachrichten im Herbst.
Bezirk gibt nach
Nun hat der Bezirk doch nachgegeben: „Ja, den Privateigentümern der Kastanienallee 10 wird der Zugang zum neuen Hirschhof durch das in die Mauer eingebaute Tor möglich sein“, sagte Kirchner-Nachfolger Vollrad Kuhn (Grüne) den Prenzlauer Berg Nachrichten. Es gebe eine nachbarrechtliche Vereinbarung, also einen außergerichtlichen Interessensausgleich, zwischen Bezirk und Eigentümern. Es deutet also alles darauf hin, dass der Bezirk es nicht auf eine weitere Gerichtsentscheidung ankommen lassen wollte. In der Vereinbarung seien vor allem Fragen der Verkehrssicherheit geregelt, so Kuhn weiter. Möglicherweise kamen die Hauseigentümer dem Bezirk hier entgegen. Kirchner hatte zuvor befürchtet, der Weg zum alten Hirschhof könnte bei möglichen Bauarbeiten an dem Privathaus als Zufahrt für Baustellenfahrzeuge und -material missbraucht werden und spielende Kinder gefährden.
Vorerst ist der neue Hirschhof aber noch gesperrt, denn es gibt Verzögerungen bei der Fertigstellung des Platzhauses. Eigentlich sollte es schon im Mai fertig sein. Nach unseren Informationen lag das Haus den Winter über ohne Dach brach. Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) drückt es so aus: „Die Dacharbeiten dauerten aus Witterungsgründen länger als geplant und der Innenputz konnte nicht wie zeitlich geplant ausgeführt werden, weil die Wände zu nass waren.“ Aktuell werde das Innere des Platzhauses ausgebaut, Heizungen installiert und Fußböden verlegt, so Benn weiter. Außerdem soll geprüft werden, ob der Hof während der letzten Arbeiten am Haus schon wieder geöffnet werden kann. Frühestens könnte die Fläche laut Benn ab Mitte Juni wieder geöffnet sein.
Nachbarschaft wartet ungeduldig auf Wiedereröffnung
Bernd Krüger vom Verein Bürgersteig, der das Platzhaus betreiben wird, rechnet mit einem Eröffnungstermin irgendwann im Juli. „Eigentlich hatten wir uns darauf eingestellt, dass uns ein Rohbau übergeben wird, den wir uns dann aneignen“, sagte uns Krüger. „Jetzt bekommen wir ein perfektes Gebäude, das eine Million Euro gekostet hat.“ Seit acht Jahren habe der Verein für ein Platzhaus auf dem Hirschhof geworben, die Eröffnung werde von der Nachbarschaft ungeduldig erwartet. „Wir hoffen auf einen frühstmöglichen Eröffnungstermin“, sagte Krüger. Danach soll der Stadtplatz schrittweise noch weiter ausgebaut werden. Wann die eiserne Hirschfigur, die dem Häuserinnenhof einst ihren Namen gab, wieder aus der Zwischenlagerung zurückkehren kann, ist bisher nocht nicht bekannt.