An Prenzlauer Berger Häuserfassaden ist in Sachen vertikale Pflanzenwelt noch viel Luft nach oben – oder vorne. Das Bezirksamt musste sogar jüngst einen Teil seiner Kletterpflanzen einbüßen – unter großem Protest.
Wenn in der urbanen Horizontalen kein Platz mehr für die Natur ist, bleiben noch die Häuserwände als potentielle Grünflächen. Deshalb liegen Fassadenbegrünungen schwer im Trend, beispielsweise beim Fachkongress für Grüne Infrastruktur, der gerade in Mitte stattfindet. Die grünen Häuserwände sind gut fürs Stadtklima und die gestresste Großstädterseele.
Auch in Pankow gibt es deshalb schon seit längerem Bemühungen, die Begrünung von Häuserwänden zu fördern. Auch einige Politiker sind in Sachen vertikale Vegetation aktiv: Die Grünenfraktion beantragte die Unterstützung von grünen Häuserwänden beispielsweise schon im Winter 2013 in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV). (BVV). „Fassadenbegrünungen schlucken Feinstaub und Schadstoffe, produzieren Sauerstoff, regulieren das Mikroklima in Straßenzügen, sie isolieren Häuserwände und sind Lebensraum und Nahrungsrevier für Kleinvögel und Insekten“, sagt Maike Majewski von Transition Town Pankow, das sich für nachhaltiges Leben und Ressourcenschonung einsetzt. Auch positive Effekte für die mentale Gesundheit der Stadtbewohner werden den grünen Häuserfassaden nachgesagt.
Jähes Ende an der Bezirksamtsfassade
Umso entrüsteter waren daher die Reaktionen, als Teile der Kletterpflanzen, die die Klinkerfassaden des Pankower Bezirksamts in der Fröbelstraße schmücken, vor kurzem ein jähes Ende fanden. Weil die Gebäude saniert werden, hatte die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) Teile der Pflanzen abgeschnitten. Sofort forderte die Linksfraktion in der BVV in einem Antrag, „dass die willkürliche Zerstörung von Fassadenbegrünungen sofort unterbunden wird“, außerdem sollte schnellstmöglich nachgepflanzt werden.
Die BIM antwortete, man bedaure zwar den Kahlschlag, allerdings sei der keineswegs willkürlich. Für die Abdichtung einiger Gebäude müsse gegraben werden, was die Entfernung der Kletterpflanzen unumgänglich gemacht habe. Derzeit seien keine weiteren Arbeiten geplant, bei denen Fassadenbegrünungen das Zeitliche segnen müssten, beruhigt die BIM. Eine Nachpflanzung plant die BIM trotzdem nicht, „da Fassadenbegrünungen an den denkmalgeschützten Klinkerbauten generell bedenklich sind und nicht förderlich für die Bausubstanz.“ Das Bezirksamt hat angekündigt, sich später noch einmal nach den Möglichkeiten der Neuanpflanzung zur erkundigen.
Bürokratie, Feindin der Stadtnatur
Was das Begrünen von privaten Häuserwenden angeht, hat sich die Lage seit dem Antrag der Grünen 2013 nicht gerade gebessert: Damals war laut Antwort des Bezirksamts noch keine Genehmigung für die Gebäudebegrünung erforderlich, heute allerdings schon. Das geht aus einer kleinen Anfrage des Bezirksverordneten Roland Schröder (SPD) und der CDU-Fraktion vom April hervor: Die Bepflanzung muss sehr wohl beantragt werden, heißt es dort, und zwar vom Hauseigentümer.
Außerdem seien Kletterpflanzen, die im Boden wachsen, eine Sondernutzung öffentlichen Straßenlandes, erklärt der Herr über das Straßen- und Grünflächenamt, Stadtrat Vollrad Kuhn (Grüne), weiter. Auch die muss beantragt und genehmigt werden. So wird der vertikale Stadtgarten am Ende auch zur Kostenfrage: Der Antrag kostet eine Verwaltungsgebühr von 67,49 Euro, die Sondernutzung 23,00 Euro pro Quadratmeter Straßenland und Jahr. Vielleicht sollten die Grünen ihren Antrag von 2013 jetzt nochmal stellen – dort forderten die Verordneten nämlich eine Erleichterung der bürokratischen Wege zur Fassadenbegrünung – die erst später eingeführt wurden.
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