Frühjahrsputz mit Hindernissen

von Lisa Steiner 7. März 2017

Traditionell folgt nach dem Winter das große Reinemachen. In Prenzlauer Berg allerdings mit Hindernissen. Hauptgrund – wieder mal – zu wenig Geld in der Bezirkskasse.Während uns Vogelgezwitscher, steigende Temperaturen und die bunte Vielfalt vor den Blumenläden im Kiez so richtig Lust auf den nahenden Frühling machen, herrscht beim bezirklichen Grünflächenamt Frust.

Wie eine Anfrage der Prenzlauer Berg Nachrichten zeigt, gibt es sowas wie einen echten Frühjahrsputz im Kiez gar nicht. Auch neue, hübsche Blumen werden auf absehbare Zeit nicht in den öffentlichen Beeten und Parks sprießen. Grund einmal mehr: Personalmangel beim Bezirksamt. Besserung: leider nicht in Sicht.

Amt kann Arbeiten seit Jahren „nicht im wünschenswerten Umfang“ leisten

„Ressourcenbedingt sind die Mitarbeiter des Straßen- und Grünflächenamtes (SGA) seit Jahren nicht mehr in der Lage, die notwendigen Fachaufgaben im sicherlich wünschenswerten Umfang zu leisten“, so das Bezirksamt auf die Frage nach einem Ablaufplan für Putz- und Instandhaltungsarbeiten nach dem Winter. Immerhin, der Arnimplatz wurde bereits gesäubert, und die notwendigsten Baumschnittarbeiten auf den Mittelstreifen der Wörther und Schwedter Straße sowie der Schönhauser Allee werden dieser Tage vollzogen. An der unerfreulichen Gesamtsituation ändert das wenig – und diese dürfte, das belegen folgende Zahlen, auch noch schlimmer werden.

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Der Arnimplatz, ausnahmsweise sauber. (Foto: Lisa Steiner)

Denn einerseits schrumpfte seit der Bezirksfusion 2002 die Anzahl der für Grünpflege zuständigen Mitarbeiter des SGA von damals 400 auf heute 185. Und: „Von diesen Mitarbeitern ist ein Großteil nahe der Rentengrenze und nur noch eingeschränkt leistungsfähig, zum Teil auch dauerkrank“, so die offizielle Auskunft. Derzeit stünden de facto nur etwa knapp 100 Vollzeitkräfte für die Grünpflege zur Verfügung. Und das, obwohl die Einwohnerzahl und der Aufgabenumfang in der Zwischenzeit kontinuierlich zugenommen habe.Besonders drastisch beurteilt das Amt selbst dabei die zunehmende Vermüllung der Grünanlagen sowie den Sanierungsstau bei Spielplätzen, Schulhöfen und Sportflächen.

Für Vergabe an Privatunternehmen fehlt Geld

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Auch die Option, die Arbeiten per Auftrag an Private zu vergeben, ist für den Bezirk keine, „da die hierzu erforderlichen Unterhaltsmittel im Rahmen der Konsolidierungsanstrengungen des Bezirks und der Senatsverwaltung deutlich eingekürzt worden sind und auch weiterhin beschränkt bleiben werden.“ Zwar verspricht das Büro des zuständigen Stadtrats Vollrad Kuhn gegenüber den Prenzlauer Berg Nachrichten, dass der Bezirk in der nächsten Zeit alles tun werde, um insbesondere die Spielplatzsituation zu verbessern – allerdings nur „im Rahmen seiner Möglichkeiten“. Was das heißen soll, ist zu befürchten: Wahrscheinlich passiert vorerst gar nichts.

Und lassen uns jetzt erstmal nicht „amtlich“ unsere Frühlings-Lust verderben. Wir begrünen und bepflanzen selbst – allerdings erst, wenn Primel und Co. keine Gefahr mehr droht. „Jetzt ist es noch zu früh für Balkonbepflanzung. Es kann schließlich nachts noch Frost geben“, erklärt Michael Schaarschnitt, Inhaber des Blumencafés auf der Schönhauser Allee (die Deko vor seinem Laden macht richtig Frühlingslaune – sh. Foto). Immerhin ist das Ende der Wartezeit absehbar. Diese zwei, drei Wochen halten wir noch durch. Außerdem kann man sich diese Wartezeit ja auch mit Frühjahrsputz in der eigenen Bude vertreiben – garantiert ohne Personalmangel.

Übrigens: Auch die Baumscheiben, so heißen die paar Quadratzentimeter Erde zwischen Straßenbaum und Gehwegplatten, dürfen von Bürgerinnen und Bürgern begrünt werden. Allerdings muss man dabei strenge Regeln des Grünflächenamtes beachten. Zum Beispiel darf man nur zehn Zentimeter in den Boden graben, Pflanzen dürfen nur maximal 50 Zentimeter hoch werden, Umrandungen sind eigentlich verboten. Alle Regeln im Amtsdeutsch-Volltext gibt’s hier. Kontrollieren müsste die Einhaltung aber wohl das schon mit dem Putzen überlastete SGA …

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