AfD-Stadtratskandidat ging auf ZDF-Reporter los

von Redaktion der Prenzlauer Berg Nachrichten 8. Januar 2017

JAHRESRÜCKBLICK 2016: Nicolas Seifert soll für die AfD Stadtrat für Umwelt und Ordnung in Pankow werden. Ein ZDF-Video zeigt ihn, wie er vor einem Jahr auf einen Reporter der heute-show losging.

WIEDERHOLUNG vom 7. November 2016:

UPDATE (13:34 Uhr):

Die AfD Pankow hat sich in einer Stellungnahme mit dem Titel „ZDF-Horrorclown“ zum Video der heute-show geäußert. Nicolas Seifert erklärt darin zu dem Vorfall: „Das Auftreten des Mannes vom ZDF mit der Clownkappe war eine Unverschämtheit. Die AfD-Demonstranten hatten ein ernsthaftes Anliegen. Er hat dieses auf unakzeptable Weise verunglimpft und die Menschen immer wieder durch Angriffe auf persönlicher Ebene provoziert und beleidigt. Dies war eine Diffamierung von und Propaganda gegen AfD-Wähler, die als Satire und Berichterstattung getarnt war.“

Der Bezirksvorsitzende der Pankower AfD Ronald Gläser verweist in dem Schreiben ebenfalls auf den ernsten Anlass der Demonstration. Dabei setzt er außerdem den Zuzug von Geflüchteten im Jahr 2015 mit Kriminalität und Terroranschlägen in Verbindung: „Diese Zuwanderungswelle ging einher mit einem Anstieg der Kriminalität in Berlin im Jahr 2015 um fünf Prozent und spektakulären Terroranschlägen im Westen.“ Außerdem hätten die AfD-Demonstranten von der Polizei vor gewalttätigen Linksextremen geschützt werden müssen, so Gläser weiter. Wer sich als Clown verkleide und eine AfD-Kundgebung als Karnevalsveranstaltung charakterisiere, dürfe sich über solche Reaktionen nicht wundern, so Gläser.

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Video von der AfD-Demo am 7. November 2015 in Berlin. Ralf Kabelka, Reporter der ZDF-Satiresendung heute-show spricht im Clownskostüm mit Demonstranten und gibt vor, Karneval zu feiern. Ein großer, jüngerer Mann kommt ins Bild. In Minute 3:25 reißt er dem Reporter die Clownsperücke vom Kopf und wirft sie in einen Mülleimer. Als der ihn am Ärmel zieht, schubst ihn der Mann mit beiden Armen. Kabelka muss sich an einem Laternenpfahl festhalten. Begleitet wird das Geschehen einerseits von Bravo-Rufen eines Demonstranten, ein anderer fordert „Keine Gewalt!“.

Der Mann, der in diesem Youtube-Video auf den Reporter losgeht, ist der Pankower Stadtratskandidat für die AfD, der 42-jährige Unternehmensberater Nicolas Seifert. Erst vor zwei Wochen hat er sich auf der konstituierenden Sitzung der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 27. Oktober der Öffentlichkeit – und zeitgleich auch den Bezirksverordneten – vorgestellt. Und sorgte gleich mehrfach für Aufsehen. Schon im Vorfeld regte sich Unmut bei den Mitgliedern der BVV-Fraktionen, weil Seifert bis zur konstituierenden Sitzung im Urlaub war und so keine Zeit hatte, sich vorab persönlich vorzustellen. Bei seiner Vorstellungsrede am BVV-Abend verursachten gleich mehrere seiner Aussagen Raunen im Publikum: So sagte Seifert unter anderem, das Amt sei für ihn mit finanziellen Einbußen verbunden. Zur Position des Stadtrats kommentierte er: „Einer muss es machen.“

Die Kontroversen im Vorfeld führten dazu, dass die Bezirksverordneten Nicolas Seifert mit Ausnahme von acht Stimmen im ersten Wahlgang nicht zum Stadtrat wählten. Bei der kommenden BVV-Sitzung am 16. November will Seifert sich erneut zur Wahl stellen. Das jetzt aufgetauchte Video, in dem Seifert einen ZDF-Reporter angreift, könnte Auswirkungen auf den zweiten Wahlgang und Seiferts Kandidatur haben.

 

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