Notunterkunft Malmöer: Überraschender Umzug vor Weihnachten

von Kristina Auer 21. Dezember 2016

Nun geht es also doch: Die letzte Turnhallen-Unterkunft Prenzlauer Bergs in der Malmöer Straße wird noch vor Weihnachten geschlossen. Der Umzug kommt überraschend.

UPDATE vom 21.12.2016:

Am 21. Dezember wurde überraschend bekannt, dass die Notunterkunft in der Malmöer Straße nun doch schon vor Weihnachten geschlossen werden wird. am 22. Dezember zogen die verbleibenden Bewohner der Turnhalle in die neu eröffnete Containerunterkunft in der Wollenbergerstraße in Alt-Hohenschönhausen. Die Leitung der Notunterkunft teilte über Facebook mit, die Nachricht über den Umzug „quasi über Nacht“ erhalten zu haben.

Noch vor wenigen Wochen hatte es von Seiten des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LaF) geheißen, der Umzug aus der Turnhalle in der Malmöer Straße verzögere sich noch mindestens bis Ende Januar. Neben der Malmöer Straße werden von 21. bis 23. Dezember noch acht weitere Berliner Turnhallen frei. Der jetzige überraschende Umzug ist das Ergebnis eines Senatsbeschlusses vom 13. Dezember, nach dem die verbleibenden Turnhallen-Notunterkünfte schnell geschlossen werden sollen. Dem Beschluss waren massive Kritik der Unterstützerkreise vorangegangen, die die Verhältnisse in den Notunterkünften als desolat bezeichneten. Auch Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) hatte Unterkünfte besucht und sich gegenüber dem Senat für einen schnellen Umzug eingesetzt.

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ARTIKEL vom 5.12.2016:

Immer wenn es so scheint, als ob der Umzug endlich stattfinden könnte, folgt kurz danach die nächste Ernüchterung: Die Geflüchteten, die teilsweise seit über einem Jahr in der Turnhalle in der Malmöer Straße ausharren, werden sich noch weiter gedulden müssen. Wir versuchen uns an einer Chronologie des Versagens:

 

Das jüngsten Entwicklungen

 

Die neue Hiobsbotschaft aus dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LaF) erreichte die PBN vergangene Woche und lautet: Der Umzug verzögert sich nochmal auf unbestimmte Zeit. Denn: In die Containerunterkunft in der Siverstorpstraße in Karow ziehen erstmal andere ein. Das sogenannte Tempohome galt bisher als die neue Heimat für die Bewohner aus der Turnhalle in der Malmöer Straße.

Der Grund: In Marzahn-Hellersdorf wurden kurz nach der Eröffnung bei einer neuen Unterkunft gravierende bauliche Mängel festgestellt. Die frisch eingezogenen Bewohner müssen dort also so schnell wie möglich wieder raus, damit eine Baufirma die gefährlichen Fehler beseitigen kann. Sie ziehen jetzt samt Betreiber vorübergehend in die Siverstorpstraße.“Der Umzug wird in den nächsten 14 Tagen stattfinden“, sagte LaF-Sprecher Sascha Langenbach. Wieviele Menschen es genau seien und für wielange könne man jetzt noch nicht absehen, so Langenbach.

 

Was bisher geschah

 

Damit werden die Bewohner der Notunterkunft (NUK) Malmöer Straße schon zum vierten Mal vertröstet. Eigentlich sollten sie die Turnhalle schon während der Sommerferien verlassen können, doch das Containerdorf in der Siverstorpstraße wurde nicht rechtzeitig fertig. Dann hieß es, der Umzug werde Mitte November stattfinden – wieder passierte nichts. Als die Leiterin der Notunterkunft vor wenigen Wochen einen Beschwerdebrief ans LaF schickte und darüber schrieb, wie schlecht es den Menschen nach teils einem Jahr in der Turnhalle geht, kam Langenbach in der NUK zu Besuch und versicherte, der Umzug werde allerspätestens Mitte Januar stattfinden – auch daraus wird jetzt nichts. Um die Bewohner nicht noch ein fünftes Mal zu vertrösten, ist der Umzug jetzt also wieder auf unbestimmte Zeit vertagt.

Mitte November wurde zudem bekannt, dass es zusätzlich zur verzögerten Fertigstellung Probleme bei der Betreibervergabe gegeben hatte: Das LaF hatte Fehler bei der Ausschreibung der Betreiberplätze gemacht. Deshalb klagten abgelehnte Bewerber gegen das Verfahren und bekamen Recht. Der Betrieb von mehreren Unterkünften muss deshalb neu ausgeschrieben werden, eine von ihnen ist die Containerunterkunft in der Siverstorpstraße.

 

Katastrophale Zustände

 

Wie gravierend diese Nachricht ist, zeigen die Verhältnisse in den verbleibenden drei Turnhallen-Notunterkünften in Pankow. Diese haben die Unterstützerinitiativen in einem offenen Brief an den Bürgermeister und die Senatsverwaltung am vergangenen Mittwoch beschrieben. Viele der Bewohner litten inzwischen an Depressionen und könnten kaum noch aufstehen, heißt es in dem Brief. Ein Jugendlicher aus dem Irak habe sich die Pulsadern angeritzt, weil er hoffte, so in eine andere Unterkunft verlegt zu werden. „Die Menschen, die Kriege, Elend, Terror und Flucht hinter sich haben, gehen nun im sicheren Deutschland in den Turnhallen kaputt“, schreiben die Initiativen.

Auch die frisch gewählte Stadträtin Rona Tietje (SPD) äußerte sich verärgert über die erneuten schlechten Nachrichten. „Ich bin richtig sauer“, sagte sie den PBN. Dass sich der Umzug immer weiter verzögere, sei nicht mehr nachvollziehbar. „Der Auszug aus den Turnhallen sollte die oberste Priorität sein“, sagte Tietje. Gleichzeitig wies die Stadträtin für Wirtschaft und Soziales auf die begrenzten Möglichkeiten des Bezirks beim Thema Geflüchtete hin. Man könne nur weiterhin bei der Senatsverwaltung Druck machen. Dies wolle sie gemeinsam mit Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) nun nochmals verstärkt tun, so Tietje.

 

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