Nachbarn sammeln Spenden für Brandopfer

von Kristina Auer 14. Dezember 2016

Durch ein Feuer ist das komplette Vorderhaus der Korsörer Straße 8/1 unbewohnbar geworden. Eine Familie hat alles verloren. Spontan haben sich Nachbarn zusammengefunden, um Spenden zu sammeln.

„Es war ein technischer Defekt in einer Stehlampe“, sagt Thorsten Gröndahl. Die Lampe habe sich mitten in der Nacht selbst entzündet, obwohl sie ausgeschaltet gewesen sei. Deswegen brannte in der Nacht zum 5. Dezember eine Erdgeschosswohnung in der Korsörer Straße 8 komplett aus, in der eine junge Familie wohnte. Als der Vater, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, den Brand bemerkte, war es schon zu spät: „Alles, was in der Wohnung war, ist jetzt weg“, sagt Gröndahl, der mit seiner Freundin Nadja Jung im Hinterhaus wohnt und mit der betroffenen Familie gut befreundet ist. Den Prenzlauer Berg Nachrichten wollte die Polizei die Brandursache nicht bestätigen, weil die Ermittlungen noch nicht vollständig abgeschlossen sind. Die betroffene Familie hat die Information vom Landeskriminalamt erhalten.

Ernsthaft verletzt wurde niemand, aber der Schaden ist groß: „Das Feuer im Wohnzimmer war 1.300 Grad heiß“, sagt Gröndahl. Auch alle anderen Wohnungen im Vorderhaus sind von dem Brand beschädigt: Der Boden der Wohnung im ersten Stock ist einsturzgefährdet. In zwölf Wohnungen zog der giftige Qualm. Die Mieter seien jetzt übergangsweise in Ersatzwohnungen oder bei Freunden und Familienmitgliedern untergekommen, manche sogar in Hotels, so Gröndahl.

Thorsten Gröndahl und Freundin Nadja Jung im Hausflur, der vom Brand stark beschädigt wurde.

 

Nachbarschaftshilfe sammelt Spenden

 

Kurz entschlossen gründeten die Hausbewohner am Tag nach dem Brand eine Nachbarschaftshilfe, um die Betroffenen zu unterstützen. „Sie haben innerhalb einer Stunde alles verloren und haben keine Ahnung, wie es weitergehen soll“, sagt Gröndahl. Gemeinsam haben die Nachbarn schon die wichtigsten Dinge wie Kleidung und einen neuen Kinderwagen für die Familie im ersten Stock gesammelt, die gerade ihr zweites Kind bekommen hat. Doch mit Sachspenden ist es nicht getan. Allein die Kosten für die Entrümpelung der Erdgeschosswohnung schätzen die Helfer auf rund zweieinhalb Tausend Euro. Das Problem: Die betroffene Familie hat zwar eine Haftpflicht-, aber keine Hausratsversicherung. Deswegen ist noch nicht klar, welche Kosten überhaupt übernommen werden. Die Nachbarn haben grob ausgerechnet, dass mindestens 5.000 Euro benötigt werden, um allen Betroffenen zu helfen.

Und deswegen zieht Gröndahl jetzt durch den Kiez und klebt Zettel an alle Haustüren: Am Freitag, den 16. Dezember, veranstaltet die Nachbarschaftshilfe ein Spendencafé. Dort sollen alle Hilfsbereiten zusammenkommen, sich austauschen und natürlich für die Brandopfer spenden. Auch Kuchen und weitere Verpflegung kann für das Treffen gespendet werden. Außerdem hat die Nachbarschaftshilfe sowohl eine Facebook-Gruppe als auch eine Webseite eingerichtet, auf der alle Informationen zu finden sind. Der Bürgerverein Gleimviertel hat ein Spendenkonto für die Brandopfer aus der Korsörer Straße eröffnet, das ebenfalls dort zu finden ist.

Wie heftig der Brand war, kann man im Hausflur an diesen angeschmorten Leitungen erkennen.

 

Nachbarschaftlicher Zusammenhalt

 

„Das sind alles herzensgute Menschen, die mir auch schon oft geholfen haben“, sagt Gröndahl. Er habe deshalb nicht lange überlegen müssen, ob er seinen Nachbarn helfen wolle. Für den 39-Jährigen ist der Zusammenhalt der Nachbarn im Gleimviertel etwas Besonderes: „Dieser Kiez ist wie eine kleine Insel. Die Leute hier grüßen sich auf der Straße, das sind schon fast dörfliche Verhältnisse“, sagt er. Gerade deshalb fühle er sich hier auch so wohl.

Am Ende könnte der Brand diesen Zusammenhalt sogar noch verbessern. „Dadurch haben wir jetzt schon einen Email-Verteiler aufgebaut und können uns auch in Zukunft noch besser in der Nachbarschaft vernetzen“, sagt Gröndahl. Gemeinsam mit vielen Helfern hofft er, jetzt möglichst schnell den benötigten Betrag zusammenzukriegen. Die Mieter aus der Korsörer Straße, die mitten in der Weihnachtszeit plötzlich wohnungslos geworden sind, werden sich bestimmt über jede Unterstützung freuen.

 

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