Kraul, Brust, Rücken, Schmetterling – wo in Prenzlauer Berg schwimmt es sich am besten? Wir haben den ultimativen Selbsttest gemacht. Teil 1: Das SSE an der Landsberger Allee.
Irgendwann muss man sich dann doch eingestehen, dass es nun mal Winter wird. Und mit dem kommt auch die Zeit, in der sportliche Aktivitäten wieder nach drinnen verlagert werden müssen – Yoga im Studio statt im Park, Fahrradfahren im Fitnessstudio statt auf der Straße und Schwimmen in der Halle anstatt im See. Von der letzteren Kategorie gibt es in Prenzlauer Berg deutlich mehr Winter- als Sommerangebote. Seit der lautstark gefeierten Wiedereröffnung des Stadtbads in der Oderberger Straße Mitte Oktober beherbergt unser Stadtteil ganze drei öffentliche Schwimmhallen. In der Gewissheit der Aussage „winter is coming“ haben wir uns aufgemacht, um herauszufinden, wo es sich bei uns am besten schwimmt. Im ultimativen Selbsttest haben wir die Schwimmhallen in Prenzlauer Berg zum After-Work-Schwimmen besucht und unsere Erfahrungen aufgeschrieben. Hier kommt Teil 1: Die Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark, kurz: die SSE an der Landsberger Allee.
Besucheranzahl
Kurz nach 19 Uhr ist die Schwimmhalle am Donnerstagabend gut besucht, aber noch absolut benutzbar. Es findet sich problemlos eine freie Umkleidekabine, ein freier Spind und im Duschraum duschen nur drei weitere Frauen. Das 50-Meter-Becken ist mit Leinen in sieben Doppelbahnen unterteilt. An einer Seite sind vier Bahnen für die Freizeitschwimmer frei. Hier schwimmen schon mal zwei Damen im Schneckentempo nebeneinander oder man stößt auf ein planschendes Liebespaar. Wer also am Durckommen interessiert ist, sucht sich lieber eine der Bahnen mit der passenden Geschwindigkeit der Mitschwimmer aus.
Eingangsbereich der SSE an der Landsberger Allee
Lautstärke
Der Geräuschpegel im SSE ist überraschend niedrig – hier herrscht, abgesehen von ein wenig Geplätscher, fast schon Stille. Konzentrierte Schwimmlautstärke also. Sehr zugute kommt dem Geräuschpegel die Unterteilung der einzelnen Schwimmbereiche. Das Nichtschwimmerbecken, in dem gerade ein Aqua-Fitness-Kurs stattfindet, ist zwar durch die Glasscheibe zu sehen, aber perfekt schallisoliert. Der Kinderbereich liegt ebenfalls hinter der Glastür – was den kinderlosen Leistungsschwimmern Aufruhr und Kinderlärm erspart. Wer dagegen beim Schwimmen gern die eigenen Kinder in nächster Nähe im Blick hätte, für den kann die räumliche Aufteilung unpraktisch sein. Generell hat das Bad für Kinder neben einer kleinen Rutsche sehr wenig zu bieten
Wassertemperatur
Die Wassertemperatur liegt in der SSE bei 26 Grad im 50-Meter-Becken. Das ist eine sehr angenehme Temperatur, solange man in Bewegung bleibt. Das Nichtschwimmerbecken hat 28 Grad und das Plansch- und Therapiebecken sogar 33 Grad.
Sauberkeit
Bei unserem Besuch haben Dir das gesamte Bad makellos sauber vorgefunden. Das Wasser war klar, der Beckenrand, die Duschen und Umkleidekabinen blitz und blank. Zwar kein Problem der Sauberkeit, sondern der Ausstattung: Der Hallenboden ist so unglaublich rutschig, dass man ohne Badeschlappen kaum darauf laufen kann.
Öffnungszeiten
Die SSE ist normalerweise tagsüber von früh bis spät durchgehend geöffnet, montags bis donnerstags von 6.30 Uhr bis 22.30 Uhr, freitags von 11.00 Uhr bis 22.30 Uhr und an den Wochenenden von 10.00 Uhr bis 19.00 Uhr. Einziger Schwachpunkt: Als Europasportpark finden hier regelmäßig Wettbewerbe und Turniere statt: zum Beispiel die Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften von 15. bis 20. November 2016. In diesem Zeitraum steht man als Amateur an der SSE vor verschlossenen Türen.
Publikum und Flirtfaktor
Für gewöhnlich möchte man und vor allem frau beim Schwimmen nicht in erster Linie über die Partnersuche nachdenken. Trotzdem können wir der SSE ein gewisses Flirtpotential nicht absprechen. Gemäß seiner athletischen Ausrichtung ist hier ein hoher Anteil sehr ansehnlicher Badegäste anzutreffen. Jung, dynamisch, aktiv und gutaussehend hat hier beim Badepublikum die Oberhand. Die normalsterblichen Freizeitschwimmer sind allerdings auch ausreichend vertreten, man muss sich also nicht schämen. Zum Flirten: Im Eingangsbereich sitzt man sich beim kollektiven Schuhausziehen gegenüber und kann vorzüglich Blicke tauschen. Ansprech-Tipp: „Hättest Du vielleicht ein 5-Cent-Stück zum Fönen für mich?“ Geht natürlich erst ab einer gewissen Haarlänge.
Atmosphäre
Die SSE ist kein Wellness- sondern ein Sportbad. Dementsprechend herrscht hier keine entspannte, sondern eher eine konzentrierte Trainingsatmosphäre. In der Halle wird nicht viel gesprochen, ab und an unterhalten sich zwei Schwimmerinnen nach dem Training am Beckenrand oder zwei Rentner beim erwähnten parallelen Bahnenziehen in gefühlter Zeitlupengeschwindigkeit. Wie ebenso bereits beschrieben, ist die SSE kein typisches Familien- und Kinderbad. Dafür ist das Bad aber komplett barrierefrei und hat ein eigenes Becken, das für Therapiezwecke geeignet ist. Auch der Weg von der S-Bahn ist barrierefrei erreichbar. Das Bistro im Eingangsbereich kommt der Atmosphäre sehr zugute. Hier kann man sich nach dem Schwimmen stärken, einen Plausch halten oder den frisch angesprochenen Schwimmhallen-Flirt besser kennenlernen.
Die Eintrittskarte braucht man nicht nur beim Ein- sondern auch beim Auslass.
Preis
Wie in den meisten Bädern der Berliner Bäder Betriebe kostet der Eintritt in die SSE regulär 5,50 Euro, ermäßigt 3,50 Euro. Zu bestimmten Zeiten, beispielsweise wochentags zwischen 10.00 Uhr und 15.00 Uhr, kostet der reguläre Eintritt nur 3,50 Euro, ermäßigt 2,00 Euro.
Fazit
Die SSE ist ein sehr empfehlenswertes Bad für alle Sportlichen, die in erster LInie gepflegt und in Ruhe ihre Bahnen ziehen wollen. Das große Becken bietet genug Platz für ein staufreies Schwimmen und der angenehm niedrige Geräuschpegel ist gut für die Konzentration. Von sportlicher Seite gibt es an der SSE also nichts auszusetzen. Wer ein Wellness- oder Erlebnisbad erwartet, wird hier allerdings enttäuscht. Dafür ist das Bad aber top ausgestattet für den Behindertensport und ist barrierefrei. Insgesamt sind wir sehr zufrieden!
(Fotos: ka)
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1 Kommentar
Als regelmässige Freizeitschwimmerin teile ich den Artikel voll und ganz. Es gibt zudem nur selten „Kampfkrauler“,die rücksichtslos unterwegs sind. Die SchwimmeisterInnen sind meistens nett, manche sogar kommunikativ drauf. In der Umkleide fehlen mir die Haken für ein Handtuch oder auch ein weiterer Bord, um den Kulturbeutel zu placieren ,aber das ist Pille Pelle. Die Servicekräfte im Ticketverkauf habe ich den zurückliegenden Jahren immer als flott und freundlich erlebt.