Nach der Wahl-Schlappe orientiert sich Pankows Top-Pirat um. Seine neue politische Heimat nennt sich Glitzerkollektiv. Als Vorsitzender will er mit der neuen Partei zur Bundestagwahl antreten.
Während die etablierten Parteien um ein Bündnis für Pankows Bezirksamt ringen, wagen wir mal einen Blick auf den einstigen und nun erneuten Außenseiter: die Piraten. Nachdem das Schiff der Berliner Piraten gesunken ist, müssen sich viele Parteimitglieder zu neuen Ufern aufmachen. Zum Beispiel ins Glimmer-Wunderland namens Glitzerkollektiv. (Sorry, bei diesem Faible für ungewöhnliche Namen, drängen sich schlechte Sprachspiele auf, für die wir uns bei sensiblen Lesern in aller Form entschuldigen möchten.)
In Pankow verpasste der Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidat Jan Schrecker – trotz Handynummer auf Wahlplakaten mit Tag-und-Nacht-Rufbereitschaft und persönlich engagiertem Wahlkampf – den Einzug in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV). 2,6 Prozent reichten selbst auf Bezirksebene nicht.
Freie Kreativität für die Bundestagswahl und Pflegehelfer
Er, der sich als Bezirksverordneter der Piraten vor allem für Obdachlose und Arbeitslose stark machte und den Jobcentern auf die Finger schaute, orientiert sich jetzt neu und will Bundesvorsitzender einer neuen Partei werden. Und die heißt: Glitzerkollektiv.
„Der Name wurde demokratisch gewählt und ich muss mich noch damit anfreunden“, sagt Schrecker. Vor zwei Jahren als Plattform Brandenburg gegründet habe sie aktuell rund 20 Mitglieder, darunter einige Piraten.
Im Gespräch sei vor der Umbenennung auch der Name Links Libertäre Partei gewesen – in Anklang darauf, dass sich die Partei als linker als die Piraten versteht. Und noch dazu mit einem Abstimmungssystem als Online-Parteitag, nach eigenen Angaben als erste Partei. Nun ist es das Glitzerkollektiv geworden. „Das soll vor allem für freie Kreativität stehen“, erklärt Schrecker. Im Netz ist der Name mit einem grünen Pailletten-Vorhang illustriert.
„Ich bleibe dem Bezirk erhalten.“
Mit dieser Partei verbindet Schrecker gar Ambitionen für die Bundestagswahl im kommenden Jahr. Er will in Pankow antreten. Nebenbei arbeitet er weiter ganz handfest an der Basis: als Pflegehelfer in verschiedenen Pflegeeinrichtungen im Schichtdienst. Er habe eine halbe Stelle über eine Zeitarbeitsfirma, sagt er. Auch mit Caritas und Heilsarmee sei er weiterhin in Kontakt.
„Ich bleibe dem Bezirk erhalten.“ Für einige ehemalige Kollegen aus der BVV, die er triezte, mag das wie eine Drohung klingen, für andere, für deren Sache er sich einsetzte, wie ein Versprechen.
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