Startschuss für die Sterne

von Kristina Auer 22. August 2016

Das Zeiss-Großplanetarium an der Prenzlauer Allee ist fertigsaniert. Am Donnerstag ist Wiedereröffnung, als modernstes Planetarium Europas. Wir waren vorher schon mal da. Ein Rundgang.

Sechs Tage vor der Wiedereröffnung laufen die letzten Vorbereitungen im Zeiss-Großplanetarium auf Hochtouren. Seit fast zweieinhalb Jahren ist das Haus für insgesamt 12,8 Millionen Euro umfangreich saniert worden, hat eine komplett neue Technik bekommen und ist jetzt das Modernste seiner Art in ganz Europa. Ursprünglich wurde das Planetarium 1987 als eines der letzten Prestigeprojekte der DDR fertiggestellt. Knapp dreißig Jahre später war es an der Zeit für eine Generalüberholung.

Trotz des Endspurts ist die Stimmung an der Prenzlauer Allee gut. Fröhlich, wenn auch etwas müde, öffnet Tim Florian Horn, Leiter des Planetariums und PBN-Sternenkolumnist am Freitagmorgen die Eingangstür. „Ich bin etwas abgekämpft“, gibt er zu. Die Vorfreude auf die Eröffnung ist trotzdem groß. Grund genug, uns die wichtigsten Neuerungen zu zeigen. Die gibt es gleich in der Einganghalle zu bewundern: Der Empfangsschalter ist jetzt nicht mehr hinter der großen Mittelsäule, sondern steht genau davor in der Mitte des Raumes. Dahinter kann man auf Bildschirmen sehen, was einen im Planetarium erwartet. Auch der Schalter selbst kommt mit seiner großen Leuchtfläche extravagant daher, heute Morgen leuchtet er in grellem Pink, die Farben können aber beliebig verstellt und gemischt werden.

 

Alte Sessel und neue Kinotechnik

 

Als nächstes geht es in den Kinosaal mit den 160 dunkelroten Samtsesseln. Hier ist auf den ersten Blick noch alles beim Alten. In Wirklichkeit hat sich aber einiges getan: Die Technik ist neu, hier kann man die Vorstellungen künftig in 3D bewundern. „Die Idee der ganzen Modernisierung war, den alten Flair zu erhalten und gleichzeitig technisch auf dem neuesten Stand zu sein“, sagt Horn. Das Kino wird jedoch erst im Spätherbst eröffnen. Drei neue Schulprogramme werden dann hier gezeigt, sie heißen „Sonne, Mond und Sterne“, „Mit Raketen zu Planeten“ und „Raumschiff Erde“.

 

Hier kann man bald Filme in 3D sehen.                                                    (Foto: Kristina Auer)

 

Weiter geht es zum alten Sternenprojektor, der künftig in der Eingangshalle ausgestellt ist. Das imposante Stück in Blau ist über zwei Meter hoch und trägt den Namen „Cosmorama“. Zwischen 1987 und 2014 hat er für rund drei Millionen Besucher den Sternenhimmel an die Planetariumsdecke projiziert. Auch wenn er jetzt nicht mehr zum Einsatz kommt, bleibt er als Ausstellungsstück erhalten und dokumentiert die Geschichte des Ortes.

Gleich daneben befindet sich das Bistro, an dem ein Maler gerade noch die Deckenfarbe nachbessert. Hier ist ein Restaurant mit Rezepten von – wie passend – Sternekoch Tim Raue geplant. Dafür muss aber erst noch die Küche ausgebaut werden. Zunächst wird es hier nur an den Wochenenden Bewirtung für die Besucher geben.

 

So gut wie alles neu

 

Nun geht es die Treppen hoch, ins Herzstück des Planetariums – den Projektionssaal. Hier steht der neue Sternenprojektor von Zeiss, er ist deutlich kleiner als der alte und sieht aus wie ein Roboter-Ei, hat etwas von R2-D2 aus Star Wars. Er steht in der Mitte des Saales mit 307 Plätzen auf einer absenkbaren Platte und kann, wenn er nicht gebraucht wird, im Boden verschwinden. Ergänzt wird der Projektor von zehn Hightech-Beamern, die im 360-Grad-Modus Videos an die Projektionskuppel werfen können. Die Beamer werden von den Technikern gerade eifrig getestet und werfen erst einen Sonnenaufgang und anschließend alle erdenklichen Regenbogenfarben an die Kuppel. „Toll, dass es so wenig Schattenwurf gibt“, hört man es begeistert fachsimpeln. In diesem Raum ist so gut wie alles neu, die Kuppel, der Projektor, die Wand, die Sessel, die Akustikdämmung und eine Tonanlage mit 49 Lautsprechern. „Nur das Geländer um den Projektor ist als Reminiszenz geblieben, und selbst das haben wir noch geschwärzt“, sagt Horn. Der Vorteil an der neuen Technik ist, dass künftig nicht nur der Sternenhimmel an die Kuppel geworfen werden kann, sondern, dass die Besucher sich mithilfe der Video-Projektion auch auf Reise durchs Weltall begeben können. Es wird aber auch Vorstellungen aus der Biologie geben, „Rätsel des Lebens“ beschäftigt sich zum Beispiel mit der Evolution auf der Erde. „Wir wollen alle Wissenschaften zeigen. Wir sind nicht mehr nur ein Planetarium, sondern ein Wissenschaftstheater“, sagt Horn.

 

Ganz schön bunt: Regenbogen im Projektionssaal, links unten der neue Sternenprojektor. (Foto:Kristina Auer)

 

Schließlich besuchen wir noch das Projektteam im Büro. Hier wird noch unter Hochdruck am Eröffnungsprogramm „Sterne über Berlin“ gearbeitet, das bis Donnerstag fertig werden muss. Es ist die erste eigene Produktion eines Planetariums in Berlin und wurde von einem zehnköpfigen Team entwickelt, sogar die Musik wurde eigens dafür komponiert. Auch hier im Büro herrscht trotz der Anspannung eine fröhliche Atmosphäre. Jemand hat mit Filzstift kleine Tiere, einen Dinosaurier und einen mordenden Weltraumsoldaten an die Glastafel gemalt. „Ich leite diesen Laden mit Sarkasmus“, sagt Horn mit einem Lächeln. „Wenn ich hier ausrasten und rumbrüllen würde, würde das auch niemandem was bringen.“

 

Es wird noch eifrig gewerkelt

 

Überall im Zeiss-Großplanetarium wird also noch eifrig gewerkelt. „Kleinste Kleinigkeiten“ stehen laut Horn noch an, ein paar Ecken müssen nachgemalt, eine Grafikkarte ausgetauscht, saubergemacht und die Internetseite fertiggestellt werden. Am Sonntag gab es bereits eine Vorstellungspremiere für alle Mitarbeiter, die an der Sanierung beteiligt waren, und deren Familien. „Aus meiner Sicht war diese Idee ein Geniestreich“, sagt Horn. „Ich glaube, alle Beteiligten haben ein bisschen besser gearbeitet, weil sie neugierig sind, was hier am Ende dabei rauskommt.“

Nach der großen Eröffnungsfeier am Mittwochabend steht das Zeiss-Großplanetarium dann ab Donnerstagnachmittag endgültig wieder für alle Besucher offen. Alle zwei Stunden kann man sich dann von Dienstag bis Sonntag eine der Vorstellungen ansehen, der Eintritt kostet acht, ermäßigt sechs Euro.

 

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