Erwachsene sollten so wenig wie möglich über Teenager wissen, schon klar. Wir haben trotzdem nachgefragt. Johanna, 18, und Julian, 15, sprechen in unserem Podcast über Ausdruckstanz, pubertäre Krisenstufen und Bierball.
Ein Freitagnachmittag an der Ecke Dunckerstraße/ Stargarderstraße. Eingefasst von alten Backsteinmauern liegt hier der Starplatz, aus dem Boden wachsen alte Kastanienbäume und Tischtennisplatten aus Beton. Die Mauern sind übersät mit bunten Graffiti und verwitterten Plakaten. An diesem Tag ist der Starplatz in der Hand von ungefähr 30 Teenagern. Die meisten von ihnen sind Schüler des Heinrich Schliemann- und des Käthe-Kollwitz- Gymnasiums, die nur ein paar Meter weiter an der Dunckerstraße liegen. Die Jugendlichen chillen in der Sonne, hören Musik, checken ihre Handys. Sie nippen an Sternis, ziehen an Zigaretten.
Johanna, 18, und Julian, 15, spielen gerade „Bierball“ mit ihren Freunden. Die beiden Schüler des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums erzählen, dass die Freunde sich freitags oft hier auf dem Starplatz treffen, um ins Wochenende zu starten. Später werden sie noch weiterziehen in den Thälmann-Park oder den Mauerpark.
Auf dem Starplatz ein Star sein
Ein Junge, er ist vielleicht siebzehn, schnappt sich sein Fixie Bike, das er in schrillen Neonfarben angepinselt hat. Schiebt es drei Meter weiter, lehnt es wieder an eine Bank. Geht zur Backsteinmauer. Kurzer prüfender Blick, dann hängt er an der Wand. Sekunden später ist er oben. Ungefähr vier Meter über dem Starplatz. Er setzt sich auf die Mauer, legt sich auf die Mauer, lässt die Beine baumeln. Wie er da oben lässig rüberkommt, muss er noch erproben. Aber die anderen nehmen schon Notiz, kommen rüber, blicken hoch zu ihm. „Ey, wie hast Du das gemacht?“
Wer auffallen will, muss sich schon etwas einfallen lassen. Zwei spielen Tischtennis mit einem Basketball. Andere laufen hin und her, checken hier mal die Lage, klären da mal was. Geschichten werden mit großer Emphase vorgetragen, sie handeln vorzugsweise vom wilden Leben. Es geht um Partys, Drogen und „alle Leute“ – dass die Erzähler immer mittendrin sind, versteht sich von selbst. Man kann förmlich spüren, wie groß ihre Sehnsucht ist, von den anderen wahrgenommen zu werden.
Nur 3.3 Prozent der Bevölkerung von Prenzlauer Berg sind zwischen 13 und 18 Jahre alt
Ein Anruf beim Amt für Statistik Berlin-Brandenburg ergibt, dass die 13 bis 18 – Jährigen im Jahr 2015 nicht mehr als 3.3% der Gesamtbevölkerung in unserem Ortsteil stellten. Damit hat sich der Anteil der 13 bis 18-Jährigen an der Gesamtbevölkerung von Prenzlauer Berg in den letzten fünf Jahren sogar etwas erhöht. 2010 machten die Teens dieser Altersgruppe nur 2.4 Prozent der hiesigen Bevölkerung aus. Aber wie geht es diesen 3.3 Prozent, was treiben sie, wie sind sie drauf?
Paul Bühre aus Zehlendorf hat im Alter von 15 Jahren ein Buch darüber geschrieben, was ihn und seine Altersgenossen umtreibt. Aber auch der Autor von „Teenie Leaks. Was wir wirklich denken, wenn wir nichts sagen“ antwortet auf die Frage, was Erwachsene über Teenies wissen sollten: „So wenig wie möglich!“
Johanna und Julian im Podcast
Wir haben unser Glück trotzdem versucht und mit Johanna und Julian über ihr Teenagerleben in Prenzlauer Berg gesprochen. In unserem Podcast erzählen sie, was sie von Prenzlauer Berg halten, wie sie sich die Zeit vertreiben und wo sie am liebsten feiern. Bierball-Tutorial inklusive.
Eine Partie Bierball auf dem Starplatz.
In unserem Podcast erzählen Johanna und Julian von Tanzschule, Chor und Schlagzeugunterricht. Ein solches Programm ist nicht für alle Jugendlichen hier eine Option. Manche verbringen auch 363 Tage im Jahr in einem kommunalen Jugendclub.
Laut einer Studie des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg kiffen die Berliner Schüler mehr als ihre Altersgenossen im Rest der Republik. Und wie ist die Lage bei uns in Prenzlauer Berg?
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