Prenzlauer Berg bekommt seine sechste Parkzone. Nach dem Willen der Bezirksverordneten soll sie zum März nächsten Jahres starten. Immer tagsüber in der Carl-Legien-Siedlung.
UPDATE
Nachdem der Bezirk in einer Machbarkeitsstudie hat nachzählen lassen, ob es in der Carl-Legien-Siedlung an Stellplätzen mangelt, soll Parken dort bald Geld kosten. Die Bezirksverordneten schlagen vor: Start am 1. März 2017 immer montags bis samstags von 9 bis 20 Uhr. Das soll das Parken der Berufspendler eindämmen.
Damit wäre das Gebiet zwischen Prenzlauer Allee, Ostseestraße, Greifswalder Straße und S-Bahn-Ring die sechste Parkzone in Prenzlauer Berg (Nummer 46).
Außerdem sollen Bornholm und Grüne Stadt – Teile zweier bestehender Parkzonen – zeitlich verkürzt werden: Genau wie die Carl-Legien-Siedlung sollen sie von 9 bis 20 Uhr gelten, statt bis Mitternacht. Nun ist das Bezirksamt am Zug.
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ARTIKEL vom 30. September 2015:
Strichlisten in der Carl-Legien-Siedlung: Ob eine neue Parkzone in Prenzlauer Berg Sinn macht, hat der Bezirk prüfen lassen. Anwohner wollen, dass weniger Berufsverkehr durch ihre kleinen Straßen fährt.
In den letzten Wochen und Monaten wurden so einige Autos gezählt im Carl-Legien-Viertel südlich der Ostseestraße. Wie viel Schleichverkehr rollt durch die Siedlung? Das fragten sich Anwohner. Gibt es überhaupt noch freie Parkplätze?, ließ der Bezirk ermitteln.
Die Hintergründe könnten unterschiedlicher kaum sein. Während der Verkehrsausschuss belastbares Zahlenmaterial haben wollte, um eine neue Parkzone in Prenzlauer Berg einzuführen – die trüge nach Nummer 41 bis 45 wohl die Nummer 46 – hadern Bewohner der Carl-Legien-Siedlung mit dem Verkehr vor ihren Haustüren.
Ein Viertel voller Einbahnstraßen
Wolfgang Ratzel wohnt in der Sültstraße und hat an einem August-Morgen die vorbeifahrenden Autos gezählt: 235 waren es in südlicher Richtung aus der Ostseestraße kommend. Zwischen 5 und 8:30 Uhr – gut ein Auto pro Minute. Für ihn ist klar: „Das ist Schleichverkehr, der unnötig ist.“ Denn ein Abbiegen von der Ostseestraße in die Prenzlauer Allee ist nicht möglich.
Pendler weichen deshalb in die kleinen Straßen aus. Ratzels Vorschlag: Aus der Sültstraße eine Einbahnstraße machen. So käme man nur noch auf die Ostseestraße, aber nicht mehr herunter.
Und er geht noch weiter: „Wir plädieren für eine Einbahnstraßenregelung in allen Straßen bei uns in der Siedlung“, sagt Ratzel. „Wenn die gut durchdacht ist, würde sie zu einer Verkehrsberuhigung führen.“
Passanten, die auf der Straße stehenbleiben können
Mit seinem Vorschlag, die Sültstraße für den Verkehr gen Süden zu sperren, hatte es Ratzel über die Linksfraktion in den Pankower Verkehrsausschuss und im Januar 2014 in die Bezirksverordnetenversammlung geschafft. Letztlich wurde aber nichts aus der Idee: Das Bezirksamt lehnte ab. „Aufgrund fehlender Voraussetzungen für die Erteilung einer verkehrsrechtlichen Anordnung“, hieß es.
Vor einigen Tagen gab es nun einen Spaziergang im Kiez auf Initiative der SPD-Abgeordneten Clara West. Eine Begehung zur besten Berufsverkehrszeit um 7:30 Uhr.
Das Ergebnis dürfte die Anwohner nicht zufrieden machen. Der zuständige Stadtrat Torsten Kühne (CDU) erteilte dem Vorschlag noch einmal eine klare Absage: „Ich kann keine überproportionalen Verkehr feststellen – bei einem Auto pro Minuten können sogar Passanten auf der Straße stehenbleiben.“ Es sei schlicht keine Gefährdung der Verkehrssicherheit gegeben und nur dann könnten die Behörden tätig werden.
Bezirk ist restriktiv mit Einbahnstraßenregelungen
Das Bedürfnis nach Ruhe? „Wir sind nun einmal im innerstädtischen Bereich“, sagt Kühne. Und gerade mit Einbahnstraßenregelungen sei der Bezirk restriktiv. Denn Umwege führten letztlich zu mehr Verkehr und die fehlende Angst vor Gegenverkehr zu höheren Geschwindigkeiten.
Für den Stadtrat hatte der Kiezspaziergang noch einen anderen Zweck: Der Blick auf eine künftige Parkzone. Denn der Verkehrsausschuss beschäftigt sich gerade mit der Machbarkeitsstudie zur Parkraumbewirtschaftung im Carl-Legien-Viertel.
Und die Parkzone wird wohl auch kommen. Denn: Bis zu 27 Prozent der Parkplätze sind von Autos belegt, deren Besitzer nicht in der Carl-Legien-Siedlung wohnen, heißt es in der Studie. Das allerdings nur zwischen 11 und 15 Uhr unter der Woche. Heißt: Besonders drängend ist es tagsüber und nicht wie in den anderen Prenzlauer Berger Parkzonen bis 24 Uhr.
19 000 Euro Gewinn zwischen 9 und 17 Uhr
Die Favoritenlösung: Parkraumbewirtschaftung von 9 bis 17 Uhr, statt wie woanders von 9 bis 24 Uhr. Der Aufwand und die Personalkosten sind sonst zu hoch. Und zwar so hoch, dass es sich nicht mehr rechnen würde.
Knapp 35 000 Euro Minus für den Bezirk stünden wegen der Kontrollen durch das Ordnungsamt im Raum. Bei der Bis-17-Uhr-Regelung nähme er dagegen rund 19 000 Euro im Jahr ein.
Die Nummer 46 der Parkzonen-Sammlung in Prenzlauer Berg könnte ab Mitte 2017 kommen. Dann sind laut Kühne die europaweiten Ausschreibungen – so die Parkzone unter Pankows Politikern denn Anklang findet – wohl gelaufen. Und es wird wohl nicht die letzte sein.
„Wir haben uns vorsorglich die 4er-Zahlen für Pankow gesichert“, sagt der Stadtrat.
Die nächste Parkzone in Prenzlauer Berg ist nämlich schon in Sicht: das Gebiet um die Michelangelostraße. Das solle als nächstes in Augenschein genommen werden, heißt es in der Studie. Schließlich soll hier ein Neubaugebiet entstehen mit 1500 neuen Wohnungen – unter anderem dort, wo heute noch Parkplätze sind.
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