Eine Agentur schraubt an einem Ding, das normalen Brokkoli in Bio-Brokkoli tauscht. Und sucht sich dafür ausgerechnet den Bio-Öko-Kollwitzmarkt aus. Für Donnerstag stehen über 800 Kilo Gemüse bereit.
Es ist Werbung. Aber „nachhaltig“, wie die Verantwortlichen betonen. Was auch immer das ausdrücken soll – es klingt natürlich super und irgendwie mit Köpfchen. „Wir setzen ein Zeichen für die ökologische Wende“, sagt Hassaan Akim von der Agentur. Wie das? Am Donnerstag können Marktbesucher auf dem Kollwitzplatz ihr normales Gemüse umtauschen. In Bio-Gemüse. Kostenlos.
Dabei soll gefilmt werden – und ein Image-Film entstehen. Für wen? Der Auftraggeber will (noch) nicht in die Öffentlichkeit, sponsort aber das Bio-Gemüse. „Es geht uns um die politische Dimension: Ökologische Landwirtschaft belastet die Umwelt deutlich weniger als konventionelle“, sagt Akim.
Dafür hat sich die Werbeagentur den „Biowandler“ – also das Tausch-Dings – ausgedacht. Bio wird laut PR-Bild (siehe oben) assoziiert mit Holzkiste und Strickpullover.
Wo soll das „konventionelle Gemüse“ zwischen den Bio-Ständen herkommen?
Doch nun plagen die Kampagnen-Macher aus dem fernen Gießen Zweifel. War der Kollwitzmarkt vielleicht doch nicht die richtige Adresse für eine solche Aktion? Wo soll denn eigentlich das „konventionelle Gemüse“ zwischen all den Bio-Ständen herkommen? Menschen bekehren, die schon bekehrt sind – nicht ganz unberechtigt, diese Fragen.
Und was haben Sie von all dem? Der Biowandler ist im Bau und wird am Donnerstag aufgestellt. Also, falls Sie bis zu zwei Kilo Discounter-Gemüse los werden wollen, gehen Sie um 12 Uhr auf den Kollwitzplatz. Packen Sie Ihr Gemüse in eine Kiste – in einen „Drehtisch mit Schacht“ – und drücken Sie auf einen Knopf. Wundersamerweise bekommen Sie Gemüse in Bio-Qualität.
Das Tausch-Gemüse essen oder verkochen übrigens die Macher. Gilt wohl auch für Bio-Gemüse – falls was übrig bleibt. So oder so über 800 Kilo. Guten Appetit!
Update: Die Agentur hat nachgerechnet und die Kilozahl auf über 800 erhöht.
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