Seit 25 Jahren wird auf dem Gelände der ehemaligen Schultheiss-Brauerei Kultur gebraut. Der Eigentümer – inzwischen eine AG – schwärmt vom Erfolg. Unsicher ist eines: die vergünstigten Mieten.
Ob sich das der gemeinnützige Verein KulturBrauerei bei seiner Gründung im Jahr 1991 ungefähr so gedacht hat? Salsa-Disco, Streetfood Market, Halloween Party und Public Viewing: Das alles gibt es auf dem Gelände der Kulturbrauerei heute. Misst man den Erfolg eines Standortes anhand von Menschenmassen, dann ist das Areal ganz groß dabei.
Der Eigentümer, der heute TLG Immobilien AG heißt und von der „erfolgreichen Mschnutzung“ der Gebäude schwärmt, übernahm 1995 das ehemalige Schultheiss-Brauerei-Gelände, das eigentlich verkauft werden sollte. Investoren scheuten damals das verfallene Areal. Also sprang der Bund ein. Vor drei Jahren verkaufte er schließlich die TLG an den amerikanischen Finanzinvestor Lone Star. Er machte die TLG zur Aktiengesellschaft.
Seit 2000 so wie heute
Kürzlich nun feierte sich die Werbegemeinschaft der Kulturbrauerei selbst, nämlich den 25. Geburtstag. Obwohl das Auslegungssache ist, denn 1990 war von Sanierung noch keine Spur. „Erst seit 2000 kennen wir die Kulturbrauerei so wie sie heute ist“, sagt Pankows Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD). Das Vierteljahrhundert-Jubiläum wurde dennoch öffentlichkeitswirksam genutzt: Eine neue Webseite gibt es und eine Smartphone-Tour mit historischen Infos, Bildern und Videos über das Industriedenkmal.
Aus Köhnes Sicht ist der Wert der Kulturbrauerei für den Kiez kaum zu überschätzen: „Ohne die Kulturbrauerei wäre Prenzlauer Berg nicht das, was es ist.“ Ein Wahrzeichen und Lockstoff für Touristen ist sie allemal. Und Vorbild in Sachen Alt-Brauerei-Umwandlung.
Bleibt die Frage nach dem Erhalt. Denn im Grunde geht es einer Aktiengesellschaft um Gewinne. Bis 2021 sind die Verträge mit den günstigeren Mieten für kulturelle Institutionen über den Senat noch gültig. „Danach gibt es eine Option für eine Fünf-Jahres-Verlängerung“, sagt Grit Sperschneider, TLG-Pressesprecherin.
Der Nutzungsmix und die kreativen Büromieter
Die feinen kulturellen Projekte, die für den Namen Kulturbrauerei eigentlich maßgeblich sind, stehen etwas im Schatten. Fallen sie doch nicht mit den Mega-Events auf, welche die Masse an Besuchern an die Eberswalder Straße locken. Das Theater RambaZamba, die Literaturwerkstatt, das Russische Kammertheater, die Musikschule TonArt, die Theaterschule Goldoni.
Viele von ihnen wollen bleiben. Und eine Konkurrenz zumindest müssen sie nicht fürchten: private Mieter. „Wohnen passt nicht auf das Gelände. Dafür ist hier zu viel Leben“, sagt Sperschneider. Was die Zukunft angeht, hält sich die Sprecherin bedeckt. Doch sie betont: „Wichtig ist uns der Nutzungmix.“ Von den kreativen Büromietern lebe die Kulturbrauerei.