Er baute ein Familienimperium auf und wurde von Prenzlauer Berg wenig beachtet. Nun soll Bacigalupo eine Stele zur Erinnerung bekommen. Vor den Arcaden, seinem einstigen Firmensitz.
Lange erinnerte an den Schönhauser Allee Arcaden wenig – von dem Leierkasten-Mann, der dort hin und wieder spielt, mal abgesehen – an die bekannte und erfolgreiche Familie Bacigalupo. Sie baute Drehorgeln und exportierte sie in alle Welt.
Nun sollte eine „Gedenk- und Informationstele in Erinnerung an die Werkstätten zur Herstellung mechanischer Musikinstrumente in Prenzlauer Berg“ eingeweiht werden, teilte das Bezirksamt mit. Das wurde schon feierlich getan – aber nur mit einem Provisorium. Das wurde gleich danach wieder abgebaut. Die wahre Stele werde noch etwas auf sich warten lassen.
Über das italienische Leben in Prenzlauer Berg hatten wir schon mal ausführlich berichtet. Unten ein Auszug zu Giovanni Battista Bacigalupo, hier der vollständige Artikel.
Wer von Italienern in Prenzlauer Berg erzählt, darf vor allem Giovanni Battista Bacigalupo nicht vergessen. Dieser aus Modena stammende Drehorgelbauer gründete ein überaus erfolgreiches Familienimperium, das zwischen 1891 und 1975 hier Drehorgeln produzierte und in die ganze Welt auslieferte – bis nach Mexiko und in die USA.
Schon mit zehn Jahren hatte er seine Heimat verlassen und ließ sich – nach Lehrjahren in Paris, London und Hamburg – 1873 in Berlin nieder, wo er zunächst Teilhaber der Firma „Frati & Co.“ in der Buchholzer Straße 1 wurde. Als sein Kompagnon, Chiaro Frati, 1890 zurück nach Italien ging, nahm Bacigalupo die Sache allein in die Hand. Ab 1891 gründeten er und seine Nachkommen mit wechselnden Teilhabern eine Nachfolgefirma nach der anderen, sie hießen „Cocchi, Bacigalupo & Graffigna“, „G. Bacigalupo“, „Bacigalupo & Co.“ oder „Bacigalupo Söhne“. In der einstigen Italienischen Kolonie zwischen Schönhauser Allee, Buchholzer Straße und Pappelallee produzierten sie Drehorgeln, die heute als wertvolle Sammlerstücke gelten. Selbst Bert Brecht und Kurt Weill sollen die Werkstätten mitunter besucht und sich erklärt haben lassen, wie sie ihre Kompositionen optimal leierkastenfähig gestalten konnten.
Bis 1975 existierte das Unternehmen; dann fand sich kein Verwandter mehr, der die Familientradition weiterführen wollte. Die Firma wurde von Curt Baum in Hamburg übernommen, und die Bacigalupos gerieten ein wenig in Vergessenheit. Bethge zufolge jedenfalls wurde das Wirken der Familie zu DDR-Zeiten nicht als Kulturerbe erkannt und gefördert. An den einstigen Firmensitzen der Bacigalupos – in der Schönhauser Allee 74a und in der Nummer 79 – befinden sich heute die Schönhauser Allee Arkaden. Weiterlesen.
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