Zusammen ist man weniger allein

von Juliane Schader 15. Mai 2015

In der Stargarder Straße machen die Geschäfte gemeinsame Sache – für sich und für die Nachbarschaft. Zusammen wollen sie steigenden Mieten und der anonymen Großstadt trotzen. Dabei helfen ihnen grüne Streifen.

Die zwei Frauen sitzen auf einer Bank vor dem Haus in der Sonne. Der Arbeitstag ist bald zu Ende, doch für einen gemeinsamen Kaffee ist es noch nicht zu spät. Ab und ab kommt ein Nachbar vorbei, man schnackt kurz.

Klingt nach dörflicher Idylle und Uckermark. Sind aber die Stargarder Straße und der Beweis, dass es Heike Röminger und Silke Redmer mit ihrer Idee schon ziemlich weit gebracht haben.

Zwei Jahre ist es her, dass die beiden Nachbarinnen – die Eine betreibt die Buchhandlung Moby Dick, die Andere UPF Möbel – gemeinsam mit anderen Gewerbetreibenden der Straße auf die Idee kamen, sich zusammenzutun. Im Sommer 2013 stellten sie ein kleines Fest mit Tombola und Kinderbespaßung auf die Beine, das seitdem zweimal im Jahr stattfindet. Unter http://www.die-stargarder.de haben sie einen gemeinsamen Internetauftritt organisiert, auf dem sich jedes Mitglied des losen Gewerbeverbundes präsentieren kann. Und seit Ende April kann man zudem am grünen Streifenmustern an den Schaufenstern der Läden erkennen, dass man sich hier als Gemeinschaft sieht.

 

Leerstand als gemeinsamer Feind

 

„Ich will nicht nur für meine Nachbarn Pakete annehmen. Wir können viel mehr füreinander tun“, meint Röminger. Der Arzt schickt seine Patienten bei zu langer Wartezeit in die Buchhandlung, der Brautbedarf verweist an den Blumenladen, der wiederum den Catering-Service der Bürgerstuben empfieht – so ist es gedacht und so funktioniert es auch.

„Wir sind viele kleine, individuelle Läden, viel Handwerk, keine Ketten. Wir haben uns einfach gefragt, ob wir uns untereinander nicht helfen können“, erklärt Redmer. Zudem könne es in Zeiten steigender Mieten auch für Gewerbe nicht schaden, enger zusammenzurücken. „Wir haben einen gemeinsamen Feind: den Leerstand. Natürlich würden wir uns daher für den Erhalt bestehender Läden einsetzen.“ Bislang sei das aber noch nicht nötig gewesen.

Darüber hinaus erhoffen sich die Gewerbetreibenden von dem Zusammenschluss eine bessere Sichtbarkeit. „Ich habe meine Buchhandlung hier seit vier Jahren. Bis vor Kurzem musste ich immer noch die Frage beantworten, ob ich hier neu sei“, sagt Röminger. Mit der Gemeinschaft schaffe man auch mehr Öffentlichkeit für sich selbst. Das sei aber nur das eine. „Wir wollen nicht nur uns miteinander, sondern auch die Kunden untereinander vernetzen und eine lebendige Nachbarschaft schaffen.“ Als nächstes wünschen sie sich dafür mehr öffentliche Bänke in der Straße – damit auch andere so entspannt in den Feierabend starten können wie Redmer und Röminger.

 

„Stargarder Straße und Söhne?“

 

Vor zwei Jahren ist die Gemeinschaft mit ein paar Läden zwischen Pappelallee und Lychener Straße gestartet. Mittlerweile sind es über 20 entlang der gesamten Straße. Nicht jeder ist jedoch von der Idee überzeugt. „Manche glauben, die Zeit dafür nicht zu haben“, erklärt Redmer. Denn auch wenn der Aufwand überschaubar ist – ganz ohne eigenes Zutun findet weder ein Straßenfest statt noch befüllt sich eine Website.

Andere hingegen möchten gerne mitmachen, obwohl ihr Geschäft nicht einmal in der Stargarder Straße liegt. Für die gibt es derzeit jedoch eine Absage: „Vielleicht erweitern wir irgendwann einmal – Stargarder Straße und Söhne“, meint Röminger. Ernsthaft geplant sei das derzeit aber nicht.

 

Das nächste Sommerfest der Gewerbetreibenden in der Stargarder Straße ist am 27. Juni von 13 bis 18 Uhr geplant.

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