Zille-Graffiti. Was soll das?

von Anja Mia Neumann 24. April 2015

„Drücken musste“: Heinrich Zille gilt als Hinterhof-Zeichner der Arbeiter. Seine Zeichnungen – in abgewandelter Form – zieren nun ein Haus im Kollwitzkiez. In unserer Reihe fragen wir: Was soll das?

Zwei Künstler haben anderthalb Wochen an der Fassade gemalt und gezeichnet, dann war ihre Auftragsarbeit in der Sredzkistraße Ecke Hagenauer Straße fertig. An der Häuserwand eines italienischen Restaurants prangen seitdem Straßenszenen à la Zille, „eine Rückkehr“, wie Tageszeitungen berichteten. Ronny Bellovics, Leiter der Potsdamer Firma Art-EFX, erklärt, warum seiner Meinung nach der Alt-Berliner-Stil für Prenzlauer Berg steht.

 

Sie haben ein Zille-Bild auf eine Häuserwand in Prenzlauer Berg gemalt. Was soll das?

Ronny Bellovics: „Prenzlauer Berg ist ja eine Alt-Berliner Zille-Gegend. Das heißt, die Architektur, der Spirit ist angehaucht in dieses Milieu von damals. Wir wollten gern ein thematisches Bild machen, das gut in die Umgebung passt. Vorher war ein Landschaftsbild über viele Jahre dort und das sollte ersetzt werden. Der Auftraggeber ist die Hausverwaltung. Wenn man sich die Figuren mal ansieht, wird man feststellen, dass sie entweder zur nächsten Tür hingehen oder von einer Tür weggehen. Das heißt, es ist ein bewegtes Bild mit Alt-Berliner Slang. Alles sehr szenisch und das passt sehr gut in die Gegend.“

 

Ziel ist es doch sicher letztlich, Menschen in das Restaurant zu locken.

Bellovics: „Natürlich geht es auch um Aufmerksamkeit. Das ist ja ein sehr gut besuchtes Viertel: Berliner und Touristen. Wir wollten dort kein monothematisches Bild malen mit einem Stereotypen, sondern eines mit unterschiedlichen Charakterköpfen. Deshalb haben wir kleine Kinder, dünne Menschen, dicke Menschen. So unterschiedlich wie möglich. Es sind keine Originale von Zille, sollten es aber auch nicht sein.“

 

Geht es bei professionellen Graffiti an den Häuserwänden auch darum, Sprayer abzuhalten?

Bellovics: „Es wird immer von einem Ehrenkodex gesprochen. Ich glaube nicht, dass es den gibt. Aber wir als Firma machen das jetzt seit zwölf Jahren und wir merken schon, dass es präventiv wirkt, also ein gewisser Schutz ist. Zumindest merken wir, dass das, was wir malen, geachtet wird und dass unsere Bilder meist in Ruhe gelassen werden.“

 

In unserer Reihe „Was soll das?“ fragen wir regelmäßig Leute, was das soll. Falls Sie etwas haben, bei dem Sie sich das schon immer gefragt haben, freuen wir uns über einen Hinweis an redaktion@prenzlauerberg-nachrichten.de.

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