Für die einen ist es die überfallartige Entwertung ihres Wohnviertels, für die anderen eine notwendige Maßnahme für den Verkehr: Seit Mittwoch reißen Straßenbauarbeiter das Pflaster der Malmöer Straße auf.
Mit einem Aushang an den Haustüren wies die Senatsverwaltung auf die Baumaßnahmen hin. Der Plan: Die Baumaschinen werden sich von der Schivelbeiner Straße Richtung Bornholmer Straße vorarbeiten. Aus dem Kopfsteinplaster soll Asphalt werden. Aus Lärmschutzgründen. In einigen Wochen soll das erledigt sein – und insbesondere pünktlich, damit im Frühling mit der Sanierung der Bösebrücke begonnen werden kann!
Das Pflaster ist rund 100 Jahre alt
Dass ihre Straße dabei zur Umgehungsstraße wird, scheint manche Anwohner der Malmöer Straße kalt zu erwischen. Seit zwei Jahren ist klar: Die Bösebrücke macht nicht mehr lange mit und muss dringend repariert werden. In Richtung Osten, also nach Prenzlauer Berg rein, wird die Brücke deshalb gesperrt. Zwei Jahre lang. Die Behmbrücke muss als Ersatz herhalten.
Für Unmut sorgt vor allem, dass das historische Pflaster verschwindet. 100 Jahre ist es nach Angaben von Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung Jens-Holger Kirchner (Grüne) alt. „Der Charakter der Wohnstraße wird dabei völlig außer Acht gelassen“, beschwert sich Anwohner Stefan Zimmermann über den Austausch des Straßenbelags.
„Asphalt ist moderner“
Stadtrat Kirchner versteht die Aufregung nicht. „Es geht in erster Linie um eine Vermeidung der Lärmbelästigung.“ Und diese sei mit Asphalt nun mal wesentlich geringer. „Kopfsteinpflaster entspricht nicht mehr den modernen Anforderungen – und ist auch nicht so gut für Fahrradfahrer.“ Kirchner sagt gar voraus, dass Kopfsteinpflaster im Kiez irgendwann komplett verschwunden sein wird.
Damit wollen sich Zimmermann und andere Anwohner nicht abfinden. Mit Fragen an Behörden kämpfen sie einen – vermutlich – aussichtslosen Kampf. Und fürchten sich zugleich vor Rasern. „Nach Auskunft des zuständigen Mitarbeiters soll auch die Bremsschwelle am Eingang der Tempo-30-Zone verschwinden, damit der Verkehr ungebremst durchfahren kann“, moniert Zimmermann. Hinzu kämen umgeleitete BVG-Busse.
„Besonders absurd“ findet Zimmermann den Umstand, dass erst vor einem knappen Jahr die Malmöer Straße schon einmal aufgerissen worden war – für Arbeiten der Wasserbetriebe an den Regenwasser-Kanälen. Für Kirchner ist das „ein großes Glück“. So seien zumindest keine Leitungsarbeiten mehr notwendig. Auch wenn damals das Kopfsteinpflaster nach den Kanalarbeiten wieder verlegt wurde.
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