Kinderlachen auf giftigem Spielplatz

von Anja Mia Neumann 18. Februar 2015

Im Ernst-Thälmann-Park sind Schadstoffe im Boden – auch ein ehemaliger Spielplatz ist betroffen. Trotz Zauns um das Sandstück toben dort Kinder, hat ein prominenter Anwohner beobachtet.

Im vorletzten Jahr kam es raus: Der Boden im Ernst-Thälmann-Park soll – zumindest stellenweise – so giftig sein, dass Kinder nicht mit ihm spielen sollten. Deshalb wurde ein Spielplatz geschlossen, die Spielgeräte abgebaut. Schon im Jahr 2011 war der Platz eine Sandwüste – damals war Geldmangel die Begründung. Nun muss der Sand abgetragen werden, der krebserregend sein soll.

Doch ein aufgestellter Bauzaun hält Kinder anscheinend nicht vom Spielen auf dem Gelände ab. So will es der Anwohner und Schauspieler Volker Herold (bekannt u.a. als Hausmeister Plenske aus „Verliebt in Berlin“) gesehen haben – und fordert in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am Mittwoch: Das muss sich ändern.

„Ein Bauzaun kommt einem Schild ‚Betreten verboten’ gleich“, sagt Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung Jens-Holger Kirchner (Grüne), an den sich Herold in der Einwohnerfragestunde wendet. Zum Zaun: Eltern wüssten das und müssten dafür sorgen, dass ihre Kinder nicht mit dem Sand spielten, meint Kirchner. Inzwischen seien Mängel am Bauzaun beseitigt und er werde wöchtlich kontrolliert.

Herold machte seiner Angabe nach eine andere Beobachtung: Als er Eltern spielender Kinder warnte, hätten sie ihn nicht ernst genommen. Der Grund: Kein Schild mache auf „den Umstand der Bodenbelastung“ aufmerksam.

 

„Sanierung und Umbau“ statt „verseuchter Boden“

 

Tatsächlich steht auf dem Schild inmitten des Sandhaufens nur etwas von „Sanierung und Umbau“ des Spielplatzes. Von konkreter Einlassung keine Spur. Auf den Vorwurf sagt Kirchner den Prenzlauer Berg Nachrichten: „Natürlich könnten wir da auch drauf schreiben: ‚Verseuchter Boden’. Dann wäre die Aufregung aber groß.“ Dennoch gibt er in der BVV zu: Ein anderes Schild tut Not.

Das Schild weist nicht auf die Schadstoffbelastung des ehemaligen Buddelkastens hin.

 

Eine Gasanlage ist der Hintergrund des schadstoffbelasteten Bodens unter dem Thälmann-Park und Teilen des Winsviertels. Sie stand dort bis 1981 und wurde offenbar nicht sachgerecht abgerissen. Konkret geht es um eine Kontaminierung mit den Stoffen BTEX (Benzol) und PAK, beide erregen Krebs. Schon in den 1990er Jahren wurden Grundwasser und Erdreich auf dem Gelände gereinigt, nachdem Anwohner über Gesundheitsbeschwerden geklagt hatten. Nach einem neuen Gutachten im Jahr 2013 wurde dann der Spielplatz gesperrt.

 

Abtragung oder Metallplatte?

 

Was geschieht nun mit dem geschlossenen Spielplatz? Auf dem Schild hinter dem Bauzaun steht etwas von „Fertigstellung 2014“. Das war der Plan: Reinigung und dann neue Spielgeräte für die Kinder vom Thälmann-Park. „Zwischen 40 000 und 60 000 Euro wird die Abtragung der kontaminierten Schicht kosten“, erklärt Stadtrat Kirchner. Das Umweltamt habe verfügt, dass der Sand bis zu einem Betonfundament im Boden abgetragen werde. Dann soll er ausgetauscht werden. Das Geld ist beim Senat beantragt.

Für Herold sind die 60 000 Euro, die aus seiner Sicht letztlich nur durch das Durchstoßen einer schützenden Folienschicht entstehen, eine „vermeidbare Kostenblase“. Er hatte schon 2011 vorgeschlagen, die neuen Spielgeräte auf einer starken Metallplatte miteinander zu verbinden. Und auf diese den neuen Sand zu schütten. „Dadurch wäre eine sehr große Stabilisierung, auch ohne Fundamente, relativ kostengünstig möglich.“

Kirchner hält diesen Vorschlag dagegen für „die falscheste Antwort“. „Nur weil eine Metallplatte drauf ist, ist der Dreck nicht weg“, sagt er den Prenzlauer Berg Nachrichten. Eine Platte kaschiere nur das Problem. „Wir schicken ja unsere Kinder auch nicht nach Tschernobyl zum Spielen.“

Der Stadtrat stellt in Aussicht, dass die Bodensanierung bis Mai geschehen soll. Im Juli könnten dann die Kinder vom Thälmann-Park wieder gefahrenfrei auf ihrem Spielplatz – mit neuen Spielgeräten – toben.

 

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