Prenzlauer Berg ist für manches Klischee gut – auch beim fernen Bayerischen Rundfunk. In seiner neuen TV-Kabarett-WG wohnen eine Polit-Karrieristin, ein Profi-Sprücheklopfer und ein erfolgloser Rockmusiker.
Sagen wir mal so: Wenn man eine Kabarett-Sendung in Berlin verorten will und dann noch in einer fiktiven WG, die eigentlich ein „schickes Berliner Loft“ ist, dann liegt Prenzlauer Berg nahe. Grotesk mutet allerdings an, dass sich ausgerechnet der ferne Bayerische Rundfunk auf einen Stadtteil festlegt und beim Zusammenleben seiner drei Protagonisten von „3. Stock links – Die Kabarett-WG“ tief in die Klischee-Kiste greift.
Da wären als Bewohner vom BR-Fernseh-Spektakel:
– Maike Kühl, die eine Karriere im Bundeskanzleramt anstrebt und sich als Referentin durchschlägt, immer auf der Suche nach Eigen-PR und das Handy im Anschlag.
– Sebastian Pufpaff, der „Karrieristen-Gatte“, der sein Geld als Kabarettist verdient und zwar links und kritisch ist, aber einer gutbezahlten Industriegala auch nicht abgeneigt ist.
– Hannes Ringlstetter, der Loser-Bruder von Maike Kühl, brotloser Rockmusiker und Songwriter, der nach seinen Seitensprüngen zu Hause rausgeflogen ist und sich jetzt im Loft seiner Schwester breit macht.
Das Handy vom Bundeskanzleramt in einer Absturzkneipe
Eine typische morgendliche Szene aus dem WG-Leben klingt dann etwa so: „Ich habe einen Termin bei der Merkel.“ „Da musst du doch nicht so wibbelig sein.“ „Was ist denn hier schon wieder für ein Terror eigentlich?“ (…) „Sebastian, wo ist mein Handy?“ „Kann es sein, dass du nur den Überwachungsstaat willst, damit du endlich weißt, wo deine Klamotten sind?“ (…) „Liebe Schwester, dein Handy ist leider noch beim Gerd.“ „Schröder?“ „Nein, beim Gerd vom Café Kaputt.“ (…) „Das ist eine Absturzkneipe hier in Berlin. Da war ich gestern.“ „Ich wusste gar nicht, dass mein Handy trinkt. Was machts da?“ „Ich habs als Pfand da lassen müssen, weil ich kein Geld dabei gehabt hab.“
So startete die erste Folge von „3. Stock links“ im Ersten. Fernab der Klischees ist die Kabarett-WG aktuell politisch und pointiert: Es geht um die Analogie von Religion und Masturbation, um Karnickel und den Papst, um den Pro-Pegida-Song eines Ausländers, um T-Shirts mit „Je suis Satire“-Aufdruck und um Hitler-Bärtchen. Und nicht zuletzt um die Frage, ob man sich von Mohammed zwar kein Bild, dafür aber einen Duft machen darf.
Die erste Folge von „3. Stock links – Die Kabarett-WG“ ist noch ein Jahr lang in der ARD-Mediathek zu sehen, die zweite Folge läuft am Donnerstag, 5. März 2015 um 22:45 Uhr im Ersten, einen Tag später im BR.
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