Gethsemanekirche: Sanierung jetzt

von Juliane Schader 9. Januar 2015

Im Herbst 1989 bot die Gethsemanekirche Oppositionellen ein Dach über dem Kopf; heute drohen von diesem Fassadenteile auf Fußgänger zu stürzen. Nun wird endlich saniert.

Ein kleines Gerüst als Vorbote einer großen Sanierung, das ist seit einiger Zeit an der Fassade der Gethsemanekirche zu sehen. 2009 war es, als mitten am Tag ein Stück vom Turm abstürzte und auf dem Gehweg landete. Zum Glück wurde niemand verletzt. Doch dass der 1893 eingeweihte, denkmalgeschützte Bau dringend saniert werden muss, war danach nicht mehr zu leugnen.

Seitdem hat die Gemeinde Spenden gesammelt und sich um Fördermittel bemüht. Im Frühjahr kann nun der erste Bauabschnitt angegangen werden, in dem die Traufe zwischen Dach und oberen Mauern auf der Seite Richtung Stargarder Straße erneuert wird. „Von unten sieht das gar nicht so schlimm aus, aber das Gemäuer ist sehr bröselig und die Steine sind locker“, erklärt Pfarrer Ernst-Christian Zeiske. Knapp 1,2 Millionen Euro sollen die Maßnahmen kosten. Das Geld stammt aus dem Landesprogramm Städtebaulicher Denkmalschutz, von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und aus Spenden.

 

60 verschiedene Ziegelarten

 

Doch wenn es erst im Frühjahr losgeht, was macht schon jetzt das kleine Gerüst am Kirchenschiff? „Derzeit wird testweise an einer Stelle geschaut, wie schlimm der Zustand wirklich ist und welche Materialien genau für die Sanierung gebraucht werden“, sagt Geschäftsführer Frank Esch. Nach aktuellem Stand werden für die denkmalgerechte Instandsetzung der zierreichen Fassade Ersatzziegel in über 60 verschiedenen Formen benötigt. In den Wintermonaten sollen diese gebrannt werden, damit die Baumaßnahmen im Frühjahr beginnen können. Etwa ein Jahr sollen sie dauern. Und dann? Folgt im Idealfall direkt der zweite Bauabschnitt.

Das kleine Gerüst an der großen Kirche an einem unfotogen-nebligen Januartag. (Foto:jw)

Dieser soll die Traufsanierung im Restbereich der Kirche, also entlang der Gethsemane- und Geifenhagener Straße umfassen. Danach könnte auch endlich der Garten der Kirche wieder geöffnet werden, der derzeit aus Schutz vor herabfallenden Fassadenteilen abgesperrt bleiben muss. Die Kosten sollen ebenfalls bei etwa einer Million Euro liegen. Auch dafür hofft die Kirche auf eine Förderung durch das Land. Eine definitive Zusage gibt es dafür aber noch nicht. Zudem werden wiederum Spenden benötigt. „Insgesamt haben wir bislang 170.000 Euro gesammelt, von denen 130.000 für den ersten Bauabschnitt benötigt werden“, sagt Esch.

Wer sich spendabel zeigen möchte, findet auf der Internetseite der Kirche weitere Informationen.

Wenn alles gut geht und die Finanzierung pünktlich gesichert ist, könnte 2017 zu guter Letzt noch die Sanierung des Innenraums folgen, der nach zahlreichen Wasserschäden einen neuen Anstrich braucht. Hierfür werden bis zu 300.000 Euro veranschlagt, die ausschließlich aus Spenden finanziert werden müssen.

 

Ein Ort mit Geschichte

 

In den Jahren vor dem Mauerfall bot die Gethsemanekirche all denjenigen ein Dach, die in Opposition zu dem bestehenden Staat lebten. Im Herbst 1989 wurden hier rund um die Uhr Mahnwachen für politisch Inhaftierte gehalten; als eine Demonstration am Gründungstag der DDR am 7. Oktober 89 eskalierte, flüchteten viele vor der Staatsgewalt in die Kirche.

 „Die Förderungen und Spenden, die wir bekommen, haben natürlich auch etwas mit der Geschichte des Ortes zu tun“, meint Frank Esch. Private Großspender laufen der Gemeinde dennoch nicht gerade die Türen ein. Werbung als andere Einnahmequelle kommt hingegen nicht in Frage. „Eine derartige Verhüllung wäre mit dem Denkmalschutz schwer zu vereinbaren und ist auch sonst an einem Gotteshaus schwer vermittelbar“, sagt Esch. Nicht mal ein großes Banner mit einem Spendenaufruf kann angebracht werden.  

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