Neue Notunterkunft für Obdachlose

von Thomas Trappe 8. Dezember 2014

In der Storkower Straße sollen 20 Container-Plätze für Obdachlose entstehen, allerdings erst im Januar. Im April gibt es dann eine neue Dauerunterkunft: Im Asylbewerberheim, das an gleicher Stelle geplant ist.

Wenn man keine Wohnung hat und deswegen auf der Straße lebt, sind Temperaturen um den Gefrierpunkt wohl, etwas schief formuliert, eine absolute Priorität. Es ist Advent, und für die zahlreichen Berliner Obdachlosen ist es jetzt wieder Zeit, sich darum zu kümmern, den Winter nicht als Erfrorener zu beenden. In Prenzlauer Berg gibt es seit einem Jahr keine Notunterkünfte – hier kommen Menschen spontan und meist nur tageweise unter – für Obdachlose mehr. Betroffene müssen sich seitdem in anderen Stadtteilen umsehen, oder, zum Beispiel, in einem Zelt unter dem U-Bahn-Viadukt an der Schönhauser Allee schlafen, wie kürzlich gesehen.

Das soll sich ändern, denn in der Storkower Straße soll eine kleine Containersiedlung entstehen, für die Kältehilfe Berlin und in Trägerschaft des mob e.V. 20 Plätze sind geplant, als Notlösung für den anstehenden Winter. Allerdings, und das ist angesichts der aktuellen Temperaturen eine schlechte Nachricht für die Betroffenen, frühstens im Januar. Die Container sind dabei auch nur eine Notlösung. Denn im kommenden Frühjahr sollen dort, wo diese jetzt erstmal aufgestellt werden, eine dauerhafte Unterkunft für Asylbewerber entstehen – mit einem Platzkontingent für Obdachlose.

Am Neujahrstag dieses Jahres, also mitten im letzten Winter, war für die einzige Prenzlauer Berger Notunterkunft Schluss, der Trägerverein mob e.V. zog daraufhin von der Prenzlauer Allee in die Storkower Straße 139. Allerdings nur mit der Verwaltung, einem Café, einem Trödelmarkt und der Redaktion des Straßenfegers – für eine Obdachlosenunterkunft fehlte der Platz. Im Sommer kam die Idee auf, die Platznot durch mobile Wohncontainer vor dem Haus zu lösen, berichtet Andreas Düllick, Vorstand bei mob e.V. Nicht unproblematisch, da die Interessen zweier Grundstücksbesitzer berücksichtigt werden müssen, die an jenes von mob e.V. angrenzen und die für die Aufstellung der Container mitgenutzt werden müssen: Jenes des ehemaligen Stadtbauamts und des Vermessungsamtes. Entsprechend habe sich der Abstimmungsprozess hingezogen, berichtet Düllick, der eigentlich jetzt schon Notunterkünfte anbieten wollte. Doch mindestens bis Mitte Januar wird er wohl noch warten müssen.

 

Im Januar sollen die ersten Bewohner einziehen

 

Um Druck auszuüben, ließ Düllick den Pankower Bezirksverordneten Jan Schrecker (Piraten) eine mündliche Anfrage an Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) stellen, wann denn die Container nun aufgestellt würden. Am Freitag vor anderthalb Wochen gab es dann einen Vorort-Termin mit allen Beteiligten und der Stadträtin „Dabei konnte schließlich eine Variante gefunden werden, die für alle Seiten tragbar ist und jetzt sehr schnell umgesetzt werden kann“, berichtet Zürn-Kasztantowicz auf Anfrage. Sechs Wohncontainer und zwei Sanitärcontainer sollen errichtet werden, zirka 20 Obdachlose hätten dort dann Platz. Schon bei der letzten Bezirkverordnetenversammlung wies die Stadträtin den Vorwurf zurück, die Notunterkunft unnötig lange vor sich hergeschoben zu haben. Und auch mob-Vorstand Düllick nimmt sie ihn Schutz. „Sie hat sich sichtlich dafür engagiert. Aber das Thema steht nun mal nicht ganz oben auf der Prioritätenliste.“ 

Düllicks Verein hat nach dessen Angaben nun einen Bauantrag gestellt. Fragen zu Fluchtwegen und Brandschutz müssten dabei bedacht werden. Gerade seien zudem drei Angebote für Wohncontainer eingeholt worden, berichtet Düllick, nach der Beauftragung muss dann noch auf die Lieferung gewartet werden. „Und dann müssen die Container natürlich noch ausgestattet werden.“ Kurz: Selbst das Ziel, im Januar die ersten Bewohner unterbringen zu können, erscheint ambitioniert. „Aber das ist realistisch“, zeigt sich Düllick überzeugt.

 

275 Plätze sind geplant

 

Die Container sind eine Notlösung. Denn im April des kommenden Jahres soll es in der Storkower Straße 139 dann eine stationäre Unterkunft geben – in den Räumen eines Asylbewerberheims, das für diesen Standort geplant ist. Die Pläne bestätigte das Evangelische Jugend- und Fürsorgwerk (EJF) auf Anfrage dieser Zeitung. Demnach sollen in dem Haus 275 Plätze entstehen, erklärte der beim EJF für Flüchtlingsfragen zuständige Referent Ewald Möller. „20 Plätze davon sind für Obdachlose vorgesehen“, sagte er, mob e.V. sei demnach Untermieter in den Räumen. Am 1. April soll die Einrichtung öffnen, bis dahin muss das alte Bürogebäude umgebaut und saniert werden, der Antrag auf Nutzungsänderung sei bereits erteilt. Arbeiten sollen in der Unterbringung neben der Heimleitung und einem Hausmeister mindestens zwei Pädagogen und drei weitere Betreuer, einer davon für Kinder. Zuständig für den Personalschlüssel, so Möller, sei allerdings das Landesamt für Gesundheit und Soziales. Eine Anfrage zum Thema dort blieb bisher unbeantwortet. Bei der Senatsverwaltung für Gesundheit erklärte eine Sprecherin, dass es generell Ziel sei, in den Berliner Asylbewerberunterkünften auch Obdachlose unterzubringen.

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