Es ist noch Leerstand da

von Juliane Schader 20. Oktober 2014

Die tolle Projektidee ist da, aber in Prenzlauer Berg fehlt dafür der Raum? Vielleicht hilft ein Blick auf openberlin.org. Die Website will Leerstand in der Stadt transparent machen.

Von leerstehenden Gebäuden in Landeshand erfährt man dieser Tage vor allem, wenn gerade wieder ein neues Flüchtlingsheim eröffnet. Eine verlassene Schule mitten in Prenzlauer Berg? Ein ungenutztes Internat? Von so etwas hat man doch seit den 1990ern nicht mehr gehört! Doch tatsächlich gibt es bis heute Gebäude im Bezirks-, Landes- oder Bundesbesitz, die weder verscherbelt wurden noch genutzt werden. Allein eine Übersicht über den Bestand, die fehlt. Drei Berliner Architekten wollen das nun ändern. Mitte September ging Ihre Website openberlin.org online.

Die Idee dazu stamme noch aus Zeiten, bevor das Land Berlin sich entschlossen habe, mit den eigenen Grundstücken bewusster umzugehenm, als sie einfach nur meistbietend zu verkaufen, erzählt Johannes Dumpe. Mittlerweile habe sich da zwar einiges getan; überholt sei das Projekt daher aber nicht. „Öffentliches Eigentum sollte öffentlich sichtbar sein – vor allem, da es immer noch einen großen Bedarf an Flächen gibt.“

 

Ungenutzt und doch gebraucht

 

Tatsächlich ist die Aufzählung der Leerstände nur ein Aspekt von Open Berlin. Darüber hinaus können sich Leute melden, die eine Idee, aber noch keinen Standort dafür haben. „Wir wollen dokumentieren, dass es einen Bedarf an Räumen gibt und man nicht einfach sagen kann, das Ungenutzte würde nicht gebraucht“, meint Dumpe. Über die Website sollen Projekte und Standorte zueinander finden – gerne nicht nur als Zwischennutzung, sondern als dauerhafte Lösung.

Auf Suche nach Raum ist derzeit etwa die Tentstation – ein Zeltplatz, der bis 2011 auf dem Gelände des ehemaligen Sommerbads Tiergarten untergebracht war – oder die Senior-Design-Factory – ein generationsübergreifendes Handwerksprojekt, das nach erfolgreichem Start in Zürich auch in Berlin realisiert werden soll. Dem gegenüber stehen etwa eine verlassene Kita in der Storkower Straße oder die einstigen Gebäude der Akademie der Wissenschaften an der Prenzlauer Promenade, in denen allerdings noch Ateliers untergebracht sind.

Berlinweit sind bislang 23 Freiräume verzeichnet, darunter auch Altbekanntes wie der Spreepark. Mit Hilfe der Crowd soll sich die Liste aber rasch verlängern. Auch Gebäude, für die eine Privatisierung schon in Sicht ist, werden aufgenommen, um für mehr Transparenz zu sorgen.

 

„Für Stadtentwicklung braucht man Grundstücke“

 

Gute Idee, aber nicht ganz neu: So erinnert Open Berlin etwa an den Leerstandsmelder, der vor zwei Jahren online ging und es sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht hat, Leerstände öffentlich zu machen. Tatsächlich wird die Berliner Version des Melders vom gleichen Team betreut wie Open Berlin. „Damit gehen wir einen Schritt weiter und diskutieren, wie die Orte genutzt werden können.“

Darüber hinaus soll auch eine politische Debatte angestoßen werden. „Die Stadt benötigt Grundstücke, um Stadtentwicklung zu betreiben“, sagt Dumpe. „Man muss auf den Tisch legen, was da ist, um entscheiden zu können, was passieren soll.“ Gerade damit tue sich das Land Berlin bislang aber schwer.

Auf eine Anfrage beim Liegenschaftsfonds, wie er als Verwalter und Verkäufer landeseigener Immobilien Open Berlin findet, heißt es nur, man gebe grundsätzlich keine Bewertung zu anderen Projekten ab. 

 

 

NEWSLETTER: Damit unsere Leserinnen und Leser auf dem Laufenden bleiben, gibt es unseren wöchentlichen Newsletter. Folgen Sie uns und melden Sie sich hier an!

Das könnte Dich auch interessieren

Hinterlasse einen Kommentar