Ursprünglich sollten nördlich des Mauerparks 530 Wohnungen entstehen. Mittlerweile ist von 650 die Rede. Im November werden die Pläne öffentlich ausgelegt. Engagierte erwägen einen Bürgerentscheid gegen die Bebauung.
Androhen, interessierte Bürger rauszuschmeißen und dann PR-Material eines umstrittenen Investors zu verteilen, so kann man eine öffentliche Veranstaltung des Bezirksamts Mitte natürlich auch beginnen.
Carsten Spallek (CDU), Stadtrat für Stadtentwicklung in Pankows Nachbarbezirk, hatte am heutigen Freitagmorgen zum Pressegespräch geladen. Berichten wollte er über den aktuellen Stand der Dinge zur Erweiterung des Mauerparks und des angrenzenden Neubaugebiets. Dass sich dafür auch Mitglieder der diversen Bürgerinitiativen interessieren würden, war zu erwarten. Dass der Stadtrat, der gerne sein Interesse an einem offenen Dialog und einem transparenten Verfahren betont, sie am liebsten vor die Tür gesetzt hätte, wirkte befremdend.
Nach der Fürsprache eines Journalisten durften doch alle bleiben. Folgendes gab es zu erfahren.
Planungen Neubaugebiet
Mittlerweile sind auf dem 3,5 Hektar großen Areal nördlich des Gleimtunnels etwa 450 Wohnungen sowie 200 Studentenwohnungen mit einer Gesamt-Wohnfläche von maximal 54.000 Quadratmetern vorgesehen. Als die Groth Gruppe als Projektentwickler Anfang 2013 ihre Pläne erstmals vorstellte, war noch von 530 Wohnungen die Rede. Nun sind es 120 mehr.
Ein Teil der Wohnungen soll von einem der städtischen Wohnungsbauunternehmen und einer Baugruppe errichtet werden – die Groth Gruppe spricht von bis zu 140 Stück. Wer sich dort engagieren wird, ist noch nicht raus. Bekannt ist nur, dass sowohl die städtischen Wohnungen als auch die für Studenten im Norden des Areals an der S-Bahn liegen sollten.
Genau dort wurde noch einmal die Anordnung der Gebäude auf dem Gelände verändert. Ursprünglich sollten einzelne Wohnblöcke in größerem Abstand zueinander entstehen. Nach einem Lärmschutzgutachten ist das aufgrund der Nähe zur Bahnstrecke nicht mehr umzusetzen – durch die Lücken würde zu viel Bahnlärm ins Wohngebiet gelangen. Stattdessen sollen diese nun durch weitere, siebenstöckige Bauten verschlossen werden. Damit entstände entlang der S-Bahn ein kompakter Wohnriegel.
Trotz dieser zusätzlichen Bauten werde die Gesamtwohnfläche die geplanten 54.000 Quadratmeter nicht überschreiten, erklärte der Stadtrat. Auf weitere Fragen etwa nach der Erschließung oder möglichen Nutzungskonflikten mit der angrenzenden Jugendfarm Moritzhof verwies er auf den Bebauungsplan, der bald ausgelegt werde und detailliert Auskunft gebe.
Bebauungspläne
Der Bebauungsplan für das Wohngebiet soll im November öffentlich ausgelegt sowie parallel im Internet veröffentlicht werden. Allen Interessierten bietet sich dann die Möglichkeit, sich über die konkreten Planungen zu informieren und gegebenenfalls Einwände dazu zu formulieren. Bis vor den Weihnachtsferien soll das Verfahren abgeschlossen sein. Daraufhin muss das Amt die eingereichten Stellungnahmen bearbeiten. Danach folgt die Verabschiedung des B-Plans durch das Bezirksparlament von Mitte. Die Groth Gruppe rechnet mit einem Baubeginn in der ersten Jahreshälfte 2015. Das sei möglich, meint auch der Stadtrat.
Der Bebauungsplan für die Fläche südlich des Gleimtunnels, auf der sowohl der Park vergrößert als auch Angebote wie der Flohmarkt oder der Mauersegler langfristig erhalten bleiben sollen, folgt zu einem späteren Zeitpunkt. Es sei eine Herausforderung, rechtlich wasserdicht gewisses Gewerbe zu erlauben, aber etwa den Neubau von Wohnungen auszuschießen. Daran werde derzeit noch gearbeitet, erklärte Spallek. Einen konkreten Termin für die Auslegung mochte er nicht nennen.
Parkmanagement
Der bestehende Mauerpark gehört zum Bezirk Pankow; die geplante Erweitungsfläche liegt in Mitte. Dass der Park dennoch nur von einem der Bezirke bewirtschaftet werden soll, ist schon länger klar. Nun scheint es darauf hinauszulaufen, dass Pankow die Aufgabe übernimmt. Der Bezirk wäre dann für die Pflege der Grünflächen zuständig und müsste sich auch um Ordnungsangelegenheiten kümmern. Für Freunde des Grillen könnten das gute Nachrichten sein: Stadtrat Spallek hatte angekündigt, Mitte sei gegen solche Aktivitäten im Park. In Pankow sieht man das entspannter. Abgeschlossen sind die Verhandlungen dazu aber noch nicht. Wenn es zu einer Einigung kommt, soll sie erst einmal für einen begrenzten Test-Zeitraum gelten.
Groth-Gruppe
Der Projektentwickler startet derzeit eine Charme-Offensive. Aktuell wurden 60.000 Broschüren gedruckt und im Umfeld des neuen Baugebiets verteilt (unter anderem offenbar an den Bezirk Mitte, der diese nun über den Stadtrat weitergibt). „Mauerpark gewinnt“ lautet das Motto des in Park-Grün gehaltenen Papiers. Auch die von der Groth Gruppe betriebene Website „Mauerpark im Dialog“ wurde überarbeitet.
Bürgerinitiativen
Die engagierten Bürger am Park lehnen die Pläne der Groth Gruppe generell ab. Aktuell bereiten sie sich auf die Auslegung des Bebauungsplans vor, um möglichst stichhaltige Einwände dagegen einbringen zu können. Zudem erwägen sie die Möglichkeit eines Bürgerentscheids gegen die Bebauung.