Prenzlauer Berg bietet vielfältige Möglichkeiten der Kinderbetreuung, perfekt ist das System aber noch lange nicht. Zum Leidwesen berufstätiger Eltern. Sie fordern eine Flexibilisierung der Betreuungszeiten und genügend qualifiziertes Personal.
Fünf bis sieben Stunden müssen reichen. Jeden Tag das gleiche Zeitfenster, um den Nachwuchs zur Kita zu bringen, zur Arbeit zu fahren, ein paar Stunden Geld zu verdienen und den kleinen Paul oder die kleine Mia wieder abzuholen. „Wir reizen die sieben Stunden meistens aus, gerade wegen der An- und Abfahrt. Acht Stunden wären besser“, sagt Winfried Werner. Der Vorsitzende des Bezirkselternausschusses Kita (BEAK) in Pankow lebt und arbeitet in Prenzlauer Berg, seine Kinder gehen hier in die Kita.
Wie alle Eltern, die einen Teilzeitgutschein für die Kinderbetreuung beantragen, dürfen sie ihren Nachwuchs fünf bis sieben Stunden in eine Einrichtung geben. Wer Vollzeit arbeitet, bekommt einen Gutschein für sieben bis neun Stunden Betreuung. „Überwiegend vergeben werden Ganztagsplätze und erweiterte Ganztagsplätze, die eine Betreuung mit mehr als neun Stunden gewährleisten“, sagt Jugend-Bezirksstadträtin Christine Keil (Die Linke). Nur: „Eltern, die zum Beispiel im Schichtdienst arbeiten, haben einen anderen Bedarf an Betreuungszeiten. Das ist aber meist sehr individuell und schwer, in Kitagruppen zusammen zu bringen“, weiß Winfried Werner. Der BEAK setzt sich für eine Flexibilisierung des Betreuungssystems ein, damit die Zeiten stärker an die Bedürfnisse der Eltern angepasst werden.
Es ist nicht immer die Wunschkita
Eine Lösung kann die Förderung mobiler Betreuungsmodelle sein. „Gerade in Prenzlauer Berg und Pankow gibt es viele berufstätige Eltern, die auch mal spontan oder zu Randzeiten eine Betreuung für ihre Kinder brauchen“, sagt Denise Bittner, stellvertretende Kreisvorsitzende der Frauen Union Pankow. Gemeinsam mit Kitaleiterinnen hat sie sich kürzlich auf einer Fachveranstaltung der CDU-Bezirksverordnetenfraktion Pankow über die Lage der Kinderbetreuung im Bezirk ausgetauscht. Heraus kam: „Es gibt einen Bedarf an mobiler Betreuung und es gibt bereits bestehende Angebote. Zum Beispiel Ersatzomis, die Familien unterstützen oder Firmen, die einen Tool an Babysittern bereitstellen. So etwas müssen wir ausbauen und fördern“, sagt Bittner.
Oft werden Eltern selbst aktiv. „Gerade in Prenzlauer Berg wird die Versorgung auch durch viele Plätze in kleinen Kinderläden und Elterninitiativ-Kitas gesichert. Immerhin 85 Kleinsteinrichtungen mit insgesamt rund 2000 Plätzen gibt es“, sagt Stadträtin Keil. Und sie betont: „Ich glaube schon, dass wir eine gute Situation für Eltern haben, was nicht heißt, dass alle Eltern ihre Wunsch-Kita erhalten können.“ 151 Kitas mit 8800 Plätzen gibt es in Prenzlauer Berg. 71 Prozent der Kinder im Alter von ein bis drei Jahren haben einen Kita-Platz, die Betreuungsquote der Kinder zwischen drei bis sechs Jahren liegt bei 97 Prozent. „Das sind beides Spitzenwerte im Berliner Vergleich“, sagt Stadträtin Keil.
Im nächsten Jahr sollen weitere Betreuungsplätze dazu kommen. In der Agnes-Wabnitz-Straße 9 wird eine eine Kita mit 120 Plätzen eröffnen. Im November wird der Bezirk mit dem Neubau einer Kita in der Pappelallee 40 beginnen. Ende 2016 sollen dann weitere 120 neue Plätze zur Verfüung stehen. „Wir sind dabei, mit bezirklichen Mitteln und durch Nutzung der Förderprogramme des Landes und des Bundes den Kita-Bedarf zu decken“, sagt Stadträtin Keil.
Eltern beschweren sich über wechselndes Personal
Auch Elternsprecher Winfried Werner ist zufrieden: „Wir haben hier eine vielfältige Kitalandschaft und eine super Versorgung, trotz steigender Zahlen. Allerdings wünschen wir uns, dass die Qualität des Personals mit der Quantität Schritt hält.“ So gebe es Beschwerden von Eltern über häufig wechselndes Personal zu wenige Erzieher in den Kitas. „Kinder brauchen Kontinuität und nicht wechselnde Bezugspersonen“, sagt Werner. Zwar würde sich der Personalmangel gerade abmildern, weil Quereinsteiger und mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen. „Doch für die Kitas ist es ein Problem, ausreichend qualifiziertes Personal zu beschäftigen, wenn Quereinsteiger sofort voll auf den Personalschlüssel angerechnet werden. Obwohl sie eigentlich noch keine ausgebildete Fachkraft ersetzen können“, ergänzt Denise Bittner.
Ein anderes leidiges Thema für Eltern sind die langen Wartelisten. Am ersten August beginnen die Kita-Leiter, Eltern von den Listen abzutelefonieren und Plätze zu vergeben. „Da muss man schnell zusagen. Wer dann erst noch einen Betreuungsgutschein beim Jugendamt beantragen muss, verliert wahrscheinlich den Platz“, weiß Winfried Werner. Er empfiehlt Eltern, sich rechtzeitig um einen Gutschein zu kümmern, um lange Wartezeiten beim Jugendamt zu vermeiden. „Sonst sitzen Sie da sechs bis sieben Stunden im Bezirksamt.“
Einen Antrag auf Betreuung kann man auch online stellen, und zwar hier.