Eine junge Frau wurde auf ihrem Roller von einem Auto erfasst, der Fahrer flüchtete. Jetzt sucht sie den Schuldigen: Mit Massen an Flyern und einer Facebookseite.
Kathrin Bückers ist Freiberuflerin in der Medienbranche, zur Arbeit fuhr sie bis vor Kurzem mit dem Roller. Vor zwei Wochen passierte ihr, was schon vielen vor ihr passierte: Sie wurde in Prenzlauer Berg von einem Auto erfasst, der Fahrer machte sich aus dem Staub. Kathrin Bückers sieht nicht ein, dass er oder sie damit davon kommt – und hat die Suche jetzt selbst in die Hand genommen. Mit Flyern und einer Facebookseite sucht sie Zeugen des Unfalls. Sie ist zuversichtlich, dass es klappen könnte.
Frau Bückers, an Ihnen kommt man derzeit ja gar nicht vorbei, wenn man im Helmholtzkiez unterwegs ist. Haben Sie ihre Flyer eigentlich in jeden Hauseingang geklebt?
So viele sind das gar nicht, wir haben erst mal 70 aufgehangen. Aber Leute, die in der Gegend wohnen, sollten sie auf jeden Fall sehen.
Und jetzt noch eine Facebookseite.
Ja, die habe ich zusätzlich gestartet, um noch ein paar Leute mehr anzusprechen.
Was ist denn eigentlich genau passiert, wie verlief der Unfall?
Ich versuche es mal zu rekonstruieren. Ich war zwar nicht bewusstlos, kann mich aber an nichts mehr erinnern, nur anhand von Zeugenaussagen rekonstruieren. Am 19. August, das war ein Dienstag, so gegen 9 Uhr, war ich wie jeden Morgen mit meiner Vespa auf der Prenzlauer Allee unterwegs, Richtung Innenstadt. An der Ecke Stargarder Straße musste ich an einem Transporter vorbei, der dort geparkt hatte. Dann erwischte es mich: Von hinten muss ein Fiat Punto vorbei gefahren sein, und mich seitlich erfasst haben.
Sind Sie ihm reingefahren?
Nein, sicher nicht, er muss einfach mit einmal Gas gegeben haben, um an mir vorbei zu fahren. Und selbst wenn es meine Schuld gewesen wäre: Es geht ja um die Fahrerflucht, die mich so wütend macht.
Wie ging es Ihnen nach dem Zusammenprall?
Wie gesagt, ich weiß leider nichts mehr von dem Unfall. Das ist aber auch gut so, sollte ich jemals wieder auf einen Roller steigen wollen. Ich bin wohl nur leicht seitlich an das Auto geprallt und dann zurück auf die Straße gefallen. Am Auto wird es daher wohl kaum Spuren geben.
Und jetzt suchen Sie Zeugen. Gab es nicht genügend, am Dienstagmorgen auf der Prenzlauer Allee?
Sollte man denken, nicht? Aber bis auf einen Zeugen, der auch Ersthelfer war, hat sich bisher keiner gemeldet. Der Zeuge hat sich an den aggressiven Fahrstil des Autofahrers erinnert, außerdem an die Automarke und die Farbe. Nach kurzer Recherche konnte er auch das Baujahr eingrenzen. Und an das Nummernschild mit der Ortskennung PCH.
Wie weit kommt man damit?
Ich habe gerade mit der Polizei telefoniert, die haben mir gesagt, dass jetzt mit den Einschränkungen nur noch drei Fahrzeughalter im Kreis Parchim in Frage kommen. Um weiter zu kommen, müssen jetzt aber erst diverse Behörden aktiviert werden, das kann sehr lange dauern, weil es ja eine andere Kommune ist.
Aber wenn die Polizei schon so weit ist, warum dann jetzt noch die vielen Aushänge und die Facebookseite?
Naja, es dauert halt alles sehr lange, vielleicht können wir das beschleunigen. Und vor allem brauchen wir Zeugen, die etwas zum Unfallverlauf sagen können. Spuren am Auto können ja jetzt inzwischen auch schon beseitigt sein. Jeder Hinweis hilft!
Geht es Ihnen um den zerstörten Roller?
Am Anfang schon, um den Roller und den Verdienstausfall. Ich war gerade auf dem Weg zu einem Jobgespräch für ein anderes Team. Inzwischen geht es mir einfach ums Prinzip. Ich finde es einfach unglaublich, dass man in Prenzlauer Berg am hellichten Tag angefahren wird und es nur einen Zeugen gibt. Es hätte ja nicht viel gefehlt, und ich hätte schwerwiegender verletzt sein können. Und vor allem will ich nicht, dass der Fahrer damit einfach so davonkommt.
Interview: Thomas Trappe