Der Grundstein für das neue Jugendzentrum im Bötzowkiez ist gelegt, bis zum Ende des Jahres soll es stehen. Doch mehr als ein Stockwerk wird es für die Kinder und Jugendlichen nun definitiv nicht geben.
Zwei grauhaarige Herren stehen an der Baustelleneinfahrt und schauen dem Bagger beim Schaufeln zu, als sei er ein seltenes Tier. Die beiden Alten lächeln in sich hinein. Was hier in der Pasteurstraße 22 gebaut wird, richtet sich allerdings an eine deutlich jüngere Zielgruppe: Der Bötzowkiez bekommt ein neues Jugendzentrum für Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 14 Jahren. Bis Ende des Jahres soll es fertig sein, der Grundstein wurde vor wenigen Tagen gelegt.
Träger der Einrichtung ist der Humanistische Verband (HVD). Das Grundstück gehört dem Jugendamt. „Wir planen unter anderem zwei Gruppenräume, einen Computerraum und einen Raum für Sport“, sagt Ina Zabel, die beim Jugendamt für Fördermaßnahmen zuständig ist. Rund 210 Quadratmeter von insgesamt 300 Quadratmetern bebauter Fläche werden ausschließlich für die pädagogische Arbeit zur Verfügung stehen. Draußen kommen auf 188 Quadratmetern ein Hof und Grünflächen hinzu. Der HVD betreibt derzeit noch eine Kinderfreizeiteinrichtung in der Esmarchstraße. Ob diese geschlossen wird, sobald das neue Zentrum steht, ist nach Angaben des Jugendamtes noch offen.
Eine Frage des Budgets
Insgesamt soll der Neubau 823.000 Euro kosten – 600.000 Euro kommen dafür aus dem Bund-Länder-Programm Stadtumbau Ost. Der einstöckige Bau ist eine der letzten Aktionen, die das einstige Sanierungsgebiet noch aus dem Sanierungstopf bezahlt bekommt. Den Rest der Summe trägt der Bezirk.
Im Bötzowkiez sind nicht alle glücklich mit den Plänen für das neue Gebäude. So hatte sich besonders die Bürgerinitiative Pro Kiez für eine Bauweise stark gemacht, die eine Erweiterung des Zentrums um eine zweite Etage zulässt – falls eines Tages mehr Budget da sein sollte. Die AG Bürgerbeteiligung diskutierte den Vorschlag mit Jens-Holger Kirchner, dem Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung. Diese Möglichkeit zum Ausbau wird es nun nicht geben.
Froh, dass überhaupt etwas kommt
Bedauerlich findet das nicht nur Pro Kiez, sondern auch Kirchner. „Wir wollten entsprechende Weichen einbauen“, sagt Kirchner. „Doch dafür brauchten wir eine feste Zusage des Jugendamtes, dass das Gebäude perspektivisch aufgestockt werden kann.“ Die habe das Amt nicht geben können. Ina Zabel vom Jugendamt bestätigt: „Wir können jetzt einfach nicht absehen, ob dafür in zehn Jahren wirklich ein Budget zur Verfügung steht.“ So lange müsse das Gebäude erst einmal bestehen bleiben, bevor im großen Stil wieder umgebaut werden darf. Zabel verweist auf die zehnjährige Bindungsfrist für Bauten, die mit öffentlichen Fördermitteln finanziert werden.
Die Option auf Aufstockung hätte zunächst den Raum reduziert, der den Kindern und Jugendlichen nun zur Verfügung stehen wird, sagt Stephanie Stern von der Gesellschaft für behutsame Stadterneuerung (S.T.E.R.N.). Sie betreut die Sanierung des Kiezes im Auftrag des Landes und prüfte den Neubau in einer Machbarkeitsstudie. „Für ein zweites Stockwerk müssen von Vornherein bestimmte bauliche Voraussetzungen gegeben sein“, sagt Stern. Etwa Platz für ein zweites Treppenhaus, einen weiteren Rettungsweg sowie einen Aufzug, damit das Haus barrierefrei bleibt. Stern spricht noch einmal aus, wovon sie auch im Jugendamt und in der Abteilung für Stadtentwicklung überzeugt sind: „Es ist ein unglaublicher Erfolg, dass der Kiez überhaupt ein neues Jugendzentrum bekommt.“ Solche Einrichtungen, sagt Stern, zählten schließlich nicht zu den Pflichtaufgaben einer Kommune.
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