Die Wilhelm-von-Humboldt Gemeinschaftsschule würde ihre Schüler gerne bis zum Abitur behalten und dazu eine eigene Oberstufe aufbauen. Was fehlt, sind die Unterrichtsräume.
„Mit Star Wars zum Abitur“ – so warb die Wilhelm-von-Humboldt Gemeinschaftsschule bei der Presse für eine Aufführung in den Nebenräumen der Max-Schmeling-Halle. Klang, als ob das angekündigte Musikprojekt oder zumindest das Drumherum politisch werden könnte.
Grund genug gäbe es: Die Gemeinschaftsschule, die 2008 im Rahmen des gleichnamigen Berliner Projekts gegründet wurde, will weiter wachsen und ihre Schüler bis zum Abitur behalten. Auch die Eltern hätten das offenbar gerne. Die stellvertretende Vorsitzende der Elternvertretung, Carola Ehrlich-Cypra, rechnet damit, dass eine neugeschaffene Oberstufe etwa 150 bis 170 Schülerinnen und Schüler vorweisen könnte. Unter diesen Bedingungen, das habe Bildungssenatorin Sandra Scheeres signalisiert, wäre die Genehmigung der Oberstufe wahrscheinlich. Voraussetzung für den Antrag aber sei ein Nachweis darüber, dass genügend Räume für die Oberstufen-Klassen vorhanden seien, schränkte Ehrlich-Cypra ein.
Neue Räume gesucht
Das ist nicht der Fall. In einem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung klingt das so: „Das Schulgebäude hat Kapazitäten bis einschließlich der 9. Klassenstufe, aber schon ab der 10. Klassenstufe wird es eng. Die Oberstufe passt nicht mehr ins Schulgebäude“.
Momentan sind die ältesten Kinder an der Schule in der 8. Klasse, spätestens 2017 also bräuchte man mehr Platz. Da die Genehmigungsbitte bis zu den Sommerferien bei der Senatsverwaltung eingegangen sein muss, drängt die Zeit. Bündnis 90/Die Grünen forderten das Bezirksamt deshalb auf „zu prüfen, welche Räumlichkeiten im Bezirk zur Unterbringung der Oberstufe der Wilhelm-von-Humboldt Gemeinschaftsschule zur Verfügung gestellt werden können.“ Ein Antrag, der in der BVV mehrheitlich beschlossen wurde.
Schul-Stadträtin kommuniziert nicht mit Presse
Die zuständige Bezirksstadträtin, Lioba Zürn-Kasztantowicz, prüft denn auch tatsächlich. Was genau, will sie aber nicht verraten. Sie schreibt auf unsere Anfrage lediglich: „Ich werde die Kommunikation mit den Eltern nicht über die Presse führen.“ Dass es einen Zusammenhang zwischen der Zusage über die Räume durch den Bezirk und die Genehmigung der Schule seitens der zuständigen Senatsverwaltung gibt, ist der SPD-Politikerin „nicht bekannt“.
Immerhin: Die Stadträtin führt Gespräche mit den Vertretern der Gemeinschaftsschule, die nach Einschätzung von Elternvertreterin Ehrlich-Cypra durchaus wohlwollend verliefen. Nur passiert sei eben noch nichts. Schulleiterin Gabriela Anders-Neufang ist denn auch von einem Aufatmen noch weit entfernt. Sie betont: „Wir brauchen doch gar kein richtiges Schulgebäude, uns würden auch Büroräume reichen. Wir arbeiten ohnehin nicht im klassischen Klassenverband.“
Bester Schulinspektionsbericht Berlins
Stimmt. In der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule lernen die Kinder über Jahrgänge hinweg gemeinsam und in vielen Feldern auch weitgehend selbstständig. Ein Konzept, das vor einigen Jahren die Frankfurter Allgemeine Zeitung zu einem langen Artikel anregte, und das die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft in diesem Jahr mit einem exzellenten Schulinspektionsbericht würdigte. Laut Ehrlich-Cypra handelt es sich sogar um das bisher beste Ergebnis einer Berliner Schule überhaupt. (Nachprüfen kann man das erst Ende April, dann soll der betreffende Bericht im Internet veröffentlicht werden.) „In jedem Fall ist die Wilhelm-von-Humboldt eine Leuchtturm-Schule“, betont die engagierte Mutter. „Falls sie von der Senatsverwaltung und dem Bezirk nicht ausreichend unterstützt würde, wäre das – naja, sagen wir – nicht verständlich.“
Aufgeregte Kinder, stolze Eltern
Um Unterstützung warb die Elternvertreterin, die sich auch um die Öffentlichkeitsarbeit der Schule kümmert, denn auch in der Einladung zum Musikprojekt in der Max-Schmeling-Halle. Politisch ging es dort aber letztendlich nicht zu: Das Ringen um die Räume wurde mit keinem Wort erwähnt. Dafür bot sich dem Zuschauer eine kunterbunte, teils auch lautstarke Choreographie rund um die Planeten unseres Sonnensystems. Wo man hinsah aufgeregte Kinder und viele stolze Eltern.
Für Schulleiterin Gabriela Anders-Neufang war die Aufführung dennoch eine gute Werbung für eine Oberstufe an ihrer Einrichtung: „Wir zeigen hier, mit wie viel Lebensfreude man eine Schule aufbauen kann. Und auch wenn die Schüler und das Feiern hier im Mittelpunkt standen, ist es unser Ziel, darauf aufmerksam zu machen, dass solch ein lebensfroher Unterricht bis zum Abitur gehen sollte!“
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