Autos, die auf Radwegen halten, sollen bald der Vergangenheit angehören. Das hat die BVV nun beschlossen. Außerdem neu: Streuobstwiesen, laufende Schüler und WLAN im Bezirksamt.
Am heutigen Mittwochabend hat mal wieder die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Pankow getagt. Mit folgenden Ergebnissen.
Radfahren in Prenzlauer Berg soll sicherer werden – zumindest auf der Kastanienallee, der Danziger und der Greifswalder Straße. Dort gibt es bislang sogenannte Angebotsstreifen – das sind die mit der gestrichelten Linie, die bei Bedarf auch von Autos genutzt werden dürfen. Sogar kurzes Halten ist hier erlaubt. Alternativ wünscht der Bezirk sich in den drei Straßen nun Radstreifen, die mit einer durchgezogenen Linie markiert und für fahrende und parkende Autos tabu sind. Einfach umsetzen kann er das allerdings nicht, sondern er muss es bei der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung beantragen.
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Da wollte der Bezirk einmal fortschrittlich sein und bei einem Pilotprojekt mitmachen, bei dem getestet werden soll, ob nicht auch ganz normale Leute per App Falschparker ans Ordnungsamt melden können. Und nun machen die Bezirksverordneten ihm einen Strich durch die Rechnung: Nein, Zusammenarbeit mit den Entwicklern der sogenannten „Straßensheriff-App“ ist nicht, haben sie nun beschlossen. Das Bezirksamt solle sich mal lieber auf die Sachen konzentrieren, die wirklich wichtig sind: Den Krankenstand bei den Parkraum-Überwachern senken, den Maerker an den Start bringen oder beim „Anliegenmanagement“ mitmachen – noch so eine neue App, mit der man sich mit seinem Anliegen an Behörden wenden kann. Die entwickelt nämlich gerade das Land Berlin, und das ist natürlich was ganz anderes.
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Vor Schulbeginn und nach Schulschluss staut es sich vor den Schulen im Bezirk ganz gerne mal, weil Eltern ihre Kinder mit dem Auto bis auf den Hof kutschieren. Das ist zum einen schlecht für die Umwelt, zum anderen aber auch ganz schön gefährlich. Denn wo viele Autos auf viele Schüler treffen, passiert schnell mal ein Unfall. Daher soll der Bezirk nun die Initiative ergreifen und an einer Schule ein Pilotprojekt starten. Dort soll getestet werden, wie es eigentlich läuft, wenn die Autos nicht direkt vor die Tür fahren dürfen, sondern zu einem geeigneten Bring- und Abholort im weiteren Umfeld. Damit sollen die Rushhour vor der Schule abgeschafft und die Schüler zu mehr Bewegung und einer selbstständigen Teilnahme am Stadtverkehr angehalten werden.
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Auf dem Denkmal rumtollen, aber den Künstler nicht kennen, der es erschaffen hat – das haben wir gerne.
Kennen Sie eigentlich Gustav Seitz? Falls ja, können Sie sich jetzt mal eben auf die Schulter klopfen. Falls nein, gehören Sie mit zu den Gründen, die den Bezirk nun veranlassen, eine Info-Tafel am Sockel des Käthe-Kollwitz-Denkmals anzubringen. Diese soll sicherstellen, dass in Zukunft niemand mehr klaubt, Kollwitz selbst hätte die Plastik angefertigt. Außerdem soll endlich der Missstand beseitigt werden, dass „noch weniger Menschen (…) Kenntnis davon (haben), dass ein weiterer identischer Nachguss dieser Plastik heute im Skulpturenpark Magdeburg zu finden ist.“
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Die Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wagt den Schritt ins digitale Zeitalter! Ein zeitweiliger Ausschuss soll nun dafür sorgen, dass die vielen Materialen der BVV in Zukunft digital und öffentlich verfügbar sind, damit die Arbeit der BVV für die Pankower nachvollziehbarer wird. Zudem soll ein Verhaltenskodex für digitale Kommunikation erstellt werden und – halten Sie sich fest – BVV-Saal und die Sitzungsräume der Fraktionen WLAN bekommen. Zu guter Letzt soll das mit der Übertragung der BVV-Tagungen via Livestream ins Netz endlich umgesetzt werden. Bis März nächsten Jahres soll der Ausschuss das gewuppt bekommen.
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Der Bezirk soll noch grüner werden: Zum einen sollen mehr Dächer und Fassaden begrünt und mehr Nistgelegenheiten für Vögel und Fledermäuse geschaffen werden. Das Bezirksamt soll sich jetzt mal überlegen, mit welchen Anreizen man Immobilienbesitzer genau dazu bekommt.
Zum anderen soll es auch testen, ob nicht manche bezirkseigene Grünfläche, für die eh kaum Geld zur Pflege da ist, als Streuobstwiese eine zweite Karriere starten könnte. Auch bei privaten Wiesenbesitzern soll dafür geworben werden.
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