Parken: Besser wird’s nicht

von Juliane Schader 25. Februar 2014

Wir können zum Mond fliegen und Erdbeerjoghurt ohne Erdbeeren erzeugen, aber das Parkplatz-Problem in Innenstädten bekommen wir einfach nicht in den Griff. Oder? Was sagen die Experten?

Es gibt schlechte Nachrichten für alle, die jeden Abend auf der Suche nach einem Parkplatz ewig um den Block kurven. Für alle, die sich über Falschparker ärgern, weil sie mit dem Kinderwagen und Rollator nicht mehr durchkommen. Und auch für alle, die keine Autos mögen und Parkplätze am liebsten zu Liegewiesen und Spielplätzen umfunktionierten: Es wird nicht besser. Denn in Prenzlauer Berg wurde bereits das Optimum erreicht, was die aktuelle Verkehrsplanung so hergibt.

Mit diesem Eindruck verlies man zumindest in der vergangenen Woche eine Veranstaltung des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) mit dem schönen Titel „Parkraummanagement in Berlin und anderen europäischen Städten“. Die Idee war, sich dort erzählen zu lassen, wie andere Städte die Sache mit den Parkplätzen regeln, die hier immer wieder für Aufregung sorgt. Doch am Ende stand die Erkenntnis: Andere sollten von Prenzlauer Berg lernen.

 

Ein Carsharing-Wagen spart acht Parkplätze

 

Zumindest, wenn es nach den anwesenden Stadtplanern geht, aus deren Sicht die Parkraumbewirtschaftung eine Art heiliger Gral ist: Nur sie schafft es, die Zahl der parkenden Autos zu reduzieren und ist gleichzeitig kostendeckend (In den meisten Städten sollen sich Kosten und Einnahmen in etwa die Waage halten. Im Bezirk Pankow rechnet man jedoch mit zusätzlichen Einnahmen). Noch besser wird es nur, wenn zusätzlich zur Parkzone auch noch alternative Fortbewegungsformen gefördert werden. Auch das passiert in Prenzlauer Berg, wo die Mieträder der Bahn ebenso zahlreiche Standorte haben wie Carsharing-Wagen. Allein ein geteiltes Auto spare acht Parkplätze, hieß es.

Wir wissen also gar nicht, wie gut wir es haben? Mag sein. Aber ein paar Verbesserungsvorschläge gab es dann doch noch.

So berichtete Martina Hertel vom Difu von einem Projekt in London: In einem Teil der Innenstadt wurden 3000 Sensoren auf Parkplätzen installiert, die melden, ob dieser belegt ist oder nicht. Gekoppelt sind diese an eine App, die einen dann zu freien Parkplätzen leitet. Es gibt sogar die Idee, die Parkgebühren flexibel an die aktuelle Nachfrage anzupassen. Der Parkplatzsuchverkehr kann so auf ein Minimum begrenzt werden.

 

Weniger Parkplätze für Pendler

 

Ein anderes Modell läuft in Nottingham, wo Arbeitgeber über 350 Pfund pro Jahr für jeden Parkplatz zahlen müssen, den sie ihren Mitarbeitern zur Verfügung stellen. Damit sollen die Zahl der Stellplätze für Arbeitsnehmer reduziert und die Pendler auf Bus und Bahn umgeleitet werden. Die zusätzlichen Einnahmen fließen in den öffentlichen Nahverkehr.

Auf Prenzlauer Berg übertragen müsste die Vignette für Gewerbetreibende teurer werden oder schwieriger zu bekommen sein. Allerdings erntet das System aus Nottingham auch Kritik, weil dadurch eine Abwanderung der Unternehmen ins Umland befördert würde.

Neben diesen Inspirationen aus dem Ausland wurden auch konkrete Ideen der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung präsentiert. Dort arbeitet man derzeit an einem „Masterplan Parken“, was sich jedoch ein wenig schwierig gestaltet, da fürs Parken eigentlich die Bezirke zuständig sind und nicht jeder so großer Fan der Parkraumbewirtschaftung ist wie Pankow.

In der Senatsverwaltung wird das bedauert. Sie träumt von einer großen Parkzone innerhalb des S-Bahn-Rings mit einigen Ausläufern, etwa nach Alt-Pankow. Derzeit wird überlegt, wie man die Bezirke ins Boot holen und das Finanzielle regeln kann. Die Einrichtung einer Parkzone ist nämlich ganz schön teuer, und die Bezirke haben kein Geld.

 

Das ist doch Abzocke! Oder?

 

Bei der Gelegenheit soll auch gleich die ganze Finanzierung transparenter werden: Derzeit landet das Bußgeld für Strafzettel beim Land und das Geld aus den Automaten beim Bezirk. So ist es ziemlich kompliziert, festzustellen, wie viel denn nun durch die Parkzonen eingenommen wird. Für deren Image ist das schlecht, denn den Ruf als Abzocke werden sie so nicht los.

Überhaupt ist die fehlende Akzeptanz wohl das größte Problem bei der ganzen Parkraumbewirtschaftung. Auch hieran will man arbeiten – irgendwas mit Öffentlichkeitsarbeit soll das lösen. Zudem überlegt man, kundenfreundlicher zu werden und zum Beispiel die Beantragung von Vignetten online zu ermöglichen. Bisher kann man sein ausgefülltes Formular per Fax, Post oder E-Mail einreichen. Außerdem verspricht man sich noch wichtige Erkenntnisse aus den Daten der mobilen Erfassungsgeräte der Kontrolleure: Wo wird besonders häufig falsch geparkt? Wo sind ausreichend Parkplätze vorhanden? Und wann?

In den nächsten Monaten soll der „Masterplan Parken“ dem Senat vorgelegt werden. Für alle, die schon heute genervt sind von der Parkplatzsuche, gab es aber auch noch einen Tipp: In den Parkhäusern dieser Stadt soll ziemlich viel Platz sein. 

 

 

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